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Die Trockenzeit hat gerade erst begonnen und doch haben in Brasilien bis Juli schon viele Brände gewütet. Brandrodung ist das Stichwort, das spätestens seit Sommer 2019 kein Fremdwort mehr ist. Immer mehr Flächen fallen den Flammen zum Opfer. Laut dem brasilianischem Weltrauminstitut (INPE) wurde in diesem Jahr bis Juni schon 25 Prozent mehr Wald zerstört als im Vorjahreszeitraum. Die Brände in 2020 gelten als die schlimmsten seit 13 Jahren in diesem Gebiet. Nun gibt es erste Anzeichen, dass die brasilianische Regierung etwas dagegen unternimmt. Doch ist es wirklich eine Kehrtwende oder nur der Versuch einer Image-Rettung?

Im Sommer 2019 dominierten die Waldbrände in der Amazonasregion die Medien. Mehr als 700.000 Hektar Wald wurden vernichtet. Häufigste Ursache hierfür: Brandrodung. Sie ist ein beliebtes Mittel, um neue Flächen für die Landwirtschaft zu erschließen. Besonders zur Trockenzeit ist in einigen Regionen Brasiliens Brandrodung verboten, weil die Feuer schneller außer Kontrolle geraten können. Die Politik von Brasiliens Präsident Bolsonaro schafft jedoch ein Klima, in dem die massenweise Zerstörung von wertvollem Regenwald möglich wird und Landwirtschaft und Bergbau in der Region erwünscht ist. Das führt zu einem Anstieg der Brandrodung und illegaler Rodungen.

 

Auch im ersten Halbjahr 2020 waren die Waldbrände in Brasilien wieder in den Medien.
Wir von OroVerde fassen die wichtigsten Entwicklungen zusammen:

  • August 2018 bis Juli 2019:
    Das brasilianische Weltrauminstitut INPE meldet die Rodung einer Fläche von insgesamt 10.129 Quadratkilometern, ein Anstieg von 34,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
     
  • März 2020:
    Die Entwaldung ist um rund 55% gestiegen im Vergleich zum Durchschnitt der letzten drei Jahre im Monat März (2017-2019) gestiegen.
     
  • Frühjahr 2020: 
    Firmen und Unternehmen weltweit sprechen sich gegen Bolsonaros Vorgehen aus. Das Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur erhält einen leichten Dämpfer.
     
  • Mai 2020: 
    Die Militär-Operation „Green Brazil“ ist gestartet, um illegale Abholzung und Brände zu verhindern. Sie war bereits im Sommer 2019 aktiv.
    Mehr als 40 britische Supermärkte schreiben an die brasilianische Regierung und äußern ihre Sorge zu den vermehrten Bränden und der verstärkten Abholzung.
     
  • Juni 2020:
    Das brasilianisches Landwirtschaftsministerium meldet neue Exportrekorde - ein Anstieg um fast 25 % im Vergleich zum Vormonat. 
    Das brasilianische Weltrauminstitut INPE zählt 2.248 Brände im Amazonas, ein Fünftel mehr als im Juni 2019. Es ist von den schlimmsten Brände seit 13 Jahren die Rede.
    Im Regenwald der brasilianischen Amazonasregion wird eine Entwaldungsrate von 20% festgestellt. Sollte dieser Wert noch steigen, könnte das schwere Folgen, nicht nur für die Amazonasregion selbst, sondern für weite Teile des südamerikanischen Kontinents haben: Die Regenfälle im Süden Brasiliens, Paraguays und des zentrale Osten Argentiniens sowie Uruguays stehen in direkter Abhängigkeit zum Wasserkreislauf des Amazonas. 
     
  • Januar bis Juni 2020:
    Wie Brasiliens Institut für Weltraumforschung (INPE) mitteilte, wurde im Amazonas in der ersten Jahreshälfte 25 % mehr Wald zerstört als im Vorjahreszeitraum - eine Fläche größer als das Saarland!
     
  • 07. Juli 2020:
    39 Unternehmen starten Boykott gegen Bolsonaros Politik der Regenwaldzerstörung und drohen mit dem Abzug von Geldern (u.a. Microsoft und Ambev).
     
  • 16. Juli 2020: 
    Eine neue Studie aus dem Fachmagazin "Science" zeigt, dass 41 % der Soja-Importe der Europäischen Union aus Brasilien stammen20 % dieser Soja-Importe kommen von Farmen, die illegal Wälder roden.
    Beim Rindfleisch stammen 25 - 40 % der europäischen Einfuhren aus Brasilien. 
    Zwischen 2009 und 2017 hat die EU jedes Jahr mit dem Import von Soja aus ehemaligen Rodungsflächen die Emission von 58 Millionen Tonnen Kohlendioxid verantwortet. 
     
  • 16. Juli 2020:
    Bolsonaro verabschiedet ein Dekret, das Brandrodungen im Amazonasgebiet und im Pantanal für 4 Monate verbietet, die Cerrado-Savanne ist davon ausgenommen  - ein Großteil des Soja-Anbaus und der Rindfleischhaltung sind dort angesiedelt.  Außerdem bleiben kontrollierte Brände zu landwirtschaftlichen Zwecken außerhalb des Amazonasgebiets und des Pantanals sind weiterhin erlaubt.

Viele Beobachter sind sich einig: Ein klares Umdenken in Bolsonaros Umweltpolitik sei nicht zu erwarten. Das erlassene Dekret sei vielmehr das Zeichen einer Image-Polierung nachdem der weltweite Druck in den letzten Wochen zugenommen hatte. Experten gehen davon aus, dass die Waldbrände in der Hauptsaison August/September in 2020 ein weitaus größeres Ausmaß haben werden als in 2019.

 

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