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Auf dem Digitalen Global Landscape Forum (GLF) 2020 nahm die Teamleiterin internationale Projekte der Tropenwaldstiftung OroVerde, Dr. Elke Mannigel, an einer Podiumsdiskussion über „Anreize für eine grüne Wirtschaft - neue Mittel zur Förderung nachhaltiger Produktionsmethoden" teil. Es ging um die Finanzierung nachhaltiger Produktion und Schutz des Artenreichtums durch den Einsatz von öffentlichen und privaten Mitteln. OroVerde war neben Vertretern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, Finance in Motion, dem WWF und einer Kleinbäuerin aus Nicaragua, die einzige kritische Stimme auf dem Podium.

Die Natur ist die Grundlage für unsere Existenz, für die Ernährungssicherheit und für wirtschaftliche Aktivitäten im Allgemeinen. Und doch sieht sie sich einem immer stärkeren Druck durch menschliche Eingriffe ausgesetzt: Intensive Landwirtschaft und nicht regulierter Fischfang, Entwaldung und Bergbau bedrohen zunehmend die natürlichen Ressourcen. Der Zerstörung unserer Lebensgrundlage muss Einhalt geboten werden. Als eine der Lösungen wurde von den Teilnehmern der digitalen Konferenz ein Impact Investment Fund zur Förderung von Projekten vorgestellt. Dieser soll die Natur schützen und wiederherstellen, die soziale Entwicklung fördern und dabei zusätzlich eine Rendite für private Investoren erwirtschaften. Um dies zu ermöglichen, werden öffentliche Gelder zur Minimierung der Risiken für die privaten Investoren genutzt. Solche gemischten Finanzierungen werden immer wieder als gute Lösungen zum Füllen der Finanzlücken zum Schutz der Biodiversität angepriesen.

Dr. Elke Mannigel betonte die Fragwürdigkeit des Einsatzes von Steuergeldern zur Risikoreduzierung für private Investoren. Finanzielle Erträge bei Naturschutzprojekten sind nur mit wenigen Produkten möglich, wie Kaffee, Kakao, Klimaemissionszertifizierungen oder Tropenholz. Es sind oft langfristige Investitionen mit einem hohen Risiko und damit auch einer hohen Renditeerwartung. Das Risiko ist selten fair verteilt. Die Begünstigten Kleinbauern*bäuerinnen geben ihr Land als Zahlungsgarantie und tragen teilweise die Risiken von Währungsschwankungen, während Investoren eine Risikoabsicherung aus öffentlichen Geldern erhalten. Die ungleichen Strukturen, die in ländlichen Gebieten bestehen, blieben somit erhalten, weil oft nur wenige private Akteure davon profitieren können. Der Erhalt der Artenvielfalt, der Biodiversität, ist meist nur ein Zusatz und nicht der Kern der Investitionen.

Rückgang der Artenvielfalt bekämpfen

OroVerde empfiehlt, dass öffentliche Gelder zur Förderung einer starken Zivilgesellschaft mit funktionierenden Multi-Akteurs-Plattformen, genutzt werden sollten, um die gute Regierungsführung (Governance) in den ländlichen Regionen zu stärken. Die Beteiligung von Nicht-Regierungsorganisationen, lokalen Bauerngenossenschaften und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft zu unterstützen, ist wichtiger als die Risikoabsicherung für private Investoren.

Denn um die Biodiversitätskrise zu bekämpfen, brauche es nicht unbedingt viel Geld. Wichtiger ist es, die Subventionen für nicht nachhaltige Geschäftsmodelle zu beenden und so die Entwaldung zu verringern. Immer noch importiert Europa viele Produkte, die Entwaldung in den Tropenländern verursachen. Illegale Praktiken machen nachhaltige Produktionen wirtschaftlich unrentabel. Hier sind die Vertreter aus der Politik und der Gesetzgeber gefragt, klare Regeln zu definieren, um die Entwaldung zu stoppen.

Praktische Möglichkeiten vor Ort nachhaltig zu investieren

Kleine Geldbeträge könnten helfen lokale und nationale Wertschöpfungsketten aufzubauen und zum Beispiel die Ernte vorzufinanzieren, Transformationsprozesse zu beginnen oder Wettbewerbsverzerrungen auf dem lokalen Markt zu vermeiden. Das zeigt OroVerde gerade im WaldGewinn-Projekt in Guatemala.

Aber auch funktionierende lokale Strukturen sind wichtig, wie das WasserWald-Projekt von OroVerde zeigt. Hier werden in Wassereinzugsgebieten in vier Ländern Governance Strukturen zur Anpassung an den Klimawandel gemeinsam mit den lokalen Partnerorganisationen aufgebaut. „Starke lokale Strukturen und eine funktionierende Zivilgesellschaft sind wichtig“, so Dr. Elke Mannigel, „um die Biodiversität zu erhalten und nachhaltige Produktionsmethoden zu etablieren". "Das Risiko des Verlustes im ersten Schritt auf den Staat und im zweiten Schritt auf internationale Entwicklungsbanken zu verlagern, ist kein guter Weg für ökologische Transformationen, die wir brauchen", fasste Dr. Elke Mannigel zusammen.

Die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, eine nachhaltige, lokale, biodiversitätsfreundliche Produktion fördern und Praktiken verbieten, die illegale Aktivitäten und Entwaldung implizieren und die Zivilgesellschaft stärken sind Empfehlungen aus der OroVerde-Projektpraxis.

Ein Mitschnitt der Konferenz ist auf Youtube veröffentlicht. Das Video, insbesondere den Abschnitt mit den Aussagen Dr. Mannigels, können Sie hier ansehen.

Das Globale Landschaftsforum (Global Landscapes Forum, GLF) ist eine Plattform, die Experten aus den Bereichen Wald und Landwirtschaft global vernetzt und in regelmäßigen Veranstaltungen zusammenbringt, um sich gemeinsam Ansätze für eine nachhaltige Nutzung der Landschaft einzusetzen. Seit einigen Jahren agiert es mit Hauptsitz in Bonn und erhält Unterstützung vom Bundesumweltministerium und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit.

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