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OroVerde Projekt erfolgreich beendet - Wie die Jugendlichen von Sarayaku mit Hilfe neuer Medien ihr kulturelles Erbe und den Regenwald retten.

Über Jahrhunderte wurde der kulturelle Reichtum der Kichwa in Sarayaku (Ecuador) mündlich überliefert, die zahlreichen Tänze, Riten und Traditionen, aber auch das Wissen über den Regenwald bis hin zu medizinischen Kenntnissen, durch rege Praxis am Leben erhalten. Die Kultur und das tägliche Leben der Indigenen im Amazonas-Regenwald ist eng mit dem Wald verknüpft. So bedrohten die Konzerne, die einst wegen des massiven Erdölvorkommens anrückten, nicht nur die Natur, sondern auch ihre größten Beschützer*innen. 60 Prozent der Fläche Sarayakus lag im so genannten Bloque 23, der für Bohrungen freigegeben war.

Die Kichwa geben den Regenwald nicht auf

Rasch formierte sich der indigene Widerstand. Erst innerhalb der territorialen Grenzen, dann in der Hauptstadt Quito und schließlich zogen die Kichwa vor den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte in Costa Rica. Dort vollzog sich dann die Sensation: Das Gericht sprach der indigenen Gemeinschaft 2012 im Prozess gegen den Staat Ecuador eine Entschädigung von circa 1,2 Million Euro zu.

Der Kampf für den Regenwald und die Wahrung kollektiver, indigener Landrechte war damit aber nicht zu Ende. In immer neuen Bloques sollte und soll nach Erdöl gebohrt werden. Zwar konnten weitere Etappensiege erzielt werden, aber nur so lange, wie die Kichwa auf ihren Territorien für den Schutz sorgen, ist der lebende Regenwald, wie ihn die Kichwa nennen, auch wirklich sicher. Und hier setzt das Projekt an, das OroVerde gemeinsam mit der Gemeinde Sarayaku durchgeführt hat.

Die Zukunft liegt in der Jugend

Nur wenn die nachkommende Generation das Erbe ihrer Gemeinschaft antritt, wird der Wald mit seiner ganzen Vielfalt erhalten bleiben. Mit einem ganz besonderen Bildungsprojekt sollten die Jugendlichen daher für ihre Kultur und die wichtige Rolle ihrer Gemeinschaft für den Schutz des Waldes sensibilisiert werden. Neue Medien, soziale Netzwerke, digitale Formate: Hier werden die jungen Erwachsenen – wie überall auf der Welt– hellhörig. Digitalisierung ist im Projekt keine Konkurrenz zu einem traditionsreichen Leben in der Natur, sondern die Brücke, um dieses Leben zu bewahren.

Nachdem die Jugendlichen an umfassenden Weiterbildungen in den audiovisuellen Medien teilgenommen hatten, wurden sie zu Archivar*innen, Umweltaktivist*innen, Kultur- und Medienschaffenden.

Eine Gruppe erstellte Kurzfilme zu traditionellen Festen, der Geschichte der Kichwa und über ihren Kampf gegen die Erdölbohrungen. Als wichtiger Teil der kulturellen Identität hatten viele Projekte die Flora und Fauna des sehr diversen Regenwaldes zum Inhalt. So entstanden Poster und digitale Zeitschriften über bewährte Medizinalpflanzen und traditionelles Kunsthandwerk aus heimischen Naturmaterialien. Eine weitere Gruppe forschte zu den vor Ort lebenden Pekaris und erstellte spielerisches Lehrmaterial dazu.

Erstmalig wurden von den traditionellen Gesängen der Dorfältesten Audioaufnahmen erstellt.

Gleichzeitig wurden auch Lehrer*innen geschult, um die kulturspezifischen Inhalte und Produkte der Jugendlichen für den Unterricht nutzbar zu machen.

An Widerständen wachsen

Weder die Pandemie, noch eine verheerende Überschwemmung hielten die Jugendlichen davon ab, ihre geplanten Aktivitäten umzusetzen. In gemeinschaftlicher Anstrengung wurden die von Wasser und Schlamm verwüsteten Schulräumlichkeiten renoviert. Eine zerstörte Brücke, die einst die Dorfteile verband, wurde durch einen spontan eingesetzten Fährservice ersetzt, um die Teilnahme an der Schule und an verschiedenen Projekten zu ermöglichen.

Das gerade erlernte Wissen wurde Bestandteil des Krisenmanagements: Die Jugendlichen produzierten einen kulturell angepassten Aufklärungsfilm zu Covid-19 und bereiten die Ausbreitung des Virus statistisch auf.

Wie man in den Wald schreit…

Eine traditionelle Lebensweise und die „modernen“ audiovisuellen Medien stehen in keinem Widerspruch, wie dieses erfolgreich beendete Projekt zeigt. Besonders dann nicht, wenn sie dasselbe Ziel haben: Den Schutz und die Bewahrung der einzigartigen Regenwälder mit ihrer enormen Biodiversität.

Damit die lessons learned des Projektes ihren Weg aus dem Dickicht Sarayakus heraus in andere Regionen finden, sind wir auf Spenden angewiesen. Unterstützen auch Sie unsere internationalen Projekte, die kulturelle Bildung und Regenwaldschutz vereinen.

 

Das Projekt wurde mit 75 Pozent gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Der Eigenanteil von 25 Prozent wurde durch Spenden und Zuwendungen finanziert.

  

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Fotonachweis: © Waktachik Sarayaku Communicationes