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Mit jedem Schnitzel oder Steak, das wir kaufen, treffen wir eine Entscheidung, die weitgreifende Auswirkungen auf den tropischen Regenwald hat.

Industrielle Landwirtschaft und Landnutzungsänderungen, unter anderem für den Anbau von Soja, zählen zu den größten Treibern der Entwaldung weltweit. Die immensen Importe von Sojaschrot (Futtersoja) ermöglichen erst die industrielle Massenproduktion von Fleisch, vor allem in Europa und Deutschland. In deutschen Schlachthäusern werden jährlich ca. 764 Mio. Tiere (Rinder, Schafe, Enten, Puten, Schweine, Hühner) geschlachtet. Davon sind rund 18% für den ausländischen Markt bestimmt. Soja ist das landwirtschaftliche Produkt, dessen Anbaufläche seit den 1970er-Jahren weltweit am rasantesten angewachsen ist. Lag die globale Produktion im Jahr 1961 noch bei 26 Millionen Tonnen, stieg sie bis 1990 auf 108 Millionen Tonnen an und 2020 waren es bereits 362 Millionen Tonnen. Die Anbaufläche umfasste 2020 128 Millionen Hektar. Dies spiegelt sich auch im Zuwachs des globalen Handels mit Soja wider: von knapp 80 Millionen in 2007 auf etwa 165 Millionen Tonnen Soja in 2020. Wie es zu dem Boom kam, wo Soja vorwiegend angebaut wird und warum mit dem Sojaanbau eine Abholzung von Regenwald einhergeht, beantworten wir von OroVerde in diesem Beitrag.

Woher kommt das Soja für unser Fleisch?

Das Futtermittel Soja wird überwiegend importiert. Die Sojabohnen werden auf riesigen Feldern angebaut - u.a. in Brasilien. Der Großteil des importierten Sojaschrots, der ausschließlich für Tierfutter verwendet wird, kommt dabei aus Südamerika, allen voran Brasilien, woher mehr als ein Drittel der Sojaimporte stammt. Die riesigen Felder für Soja werden u.a. dort angelegt, wo früher oftmals artenreicher Regenwald stand. So verschwindet direkt und indirekt immer mehr Regenwald für artenarme Soja-Monokulturen.

Abholzung von Regenwald für Soja

Häufig ist eine bestimmte Abfolge bei der Regenwaldvernichtung zu beobachten. Zunächst schlagen Holzfäller wertvolle Bäume und schaffen so einen einfacheren Zugang zum Wald. Es folgen Viehzüchter, die mit Brandrodung größere Flächen in Rinderweiden umwandeln. Da der Boden sehr arm an Nährstoffen ist, ist die Rinderhaltung nicht lange profitabel. Die Flächen werden aufgekauft und für die Sojaproduktion, unter massivem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, genutzt. Die Viehhalter ziehen wiederum tiefer in den Regenwald. So dringen Weiden und Äcker immer tiefer in Regenwald-Gebiete vor. Mehr zu weiteren Folgen des Soja-Anbaus für die Umwelt erfahren Sie hier.

In Brasilien führte die Expansion des Sojaanbaus im Amazonasgebiet außerdem zu verstärkten Investitionen in große Infrastrukturprojekte. So wurde 2001 der Hafen von Santarém in großem Stil ausgebaut, um von dort aus Sojabohnen in alle Welt zu verschiffen. Im Amazonas-Regenwald wurden und werden Straßen asphaltiert oder neu angelegt, um die Sojabohnen zu den Flusshäfen transportieren zu können. Diese Straßen ermöglichen es, immer tiefer in den Wald vorzudringen und reduzieren gleichzeitig die Transportkosten für Sojabohnen. Deshalb wird wertvoller Wald für neue Soja-Monokulturen vor allem entlang neuer Straßen gerodet. Mehr Sojaanbau führt zu mehr und besser ausgebauter Infrastruktur, die wiederum noch mehr – und günstigere – Sojaproduktion und auch andere zerstörerische Aktivitäten ermöglicht. Eine sich gegenseitig hochschaukelnde Spirale zu Lasten des tropischen Regenwaldes, der biologischen Tier- und Pflanzen-Vielfalt und traditioneller Lebensformen.

Warum wird so viel Soja als Futtermittel eingesetzt?

Soja ist im Vergleich zu anderen Bohnenarten besonders eiweißhaltig. Die ausgereiften, getrockneten Bohnen enthalten ca. 38 Prozent Eiweiß (Proteine) und 18 Prozent Öl. Das macht Soja als nahrhaftes Futtermittel in der Massentierhaltung besonders attraktiv. Der Soja-Boom in Europa wurde durch zwei Ereignisse gefördert. Zum einen ist die einsetzende industrielle Massentierhaltung ein Auslöser des Booms und zum anderen brach in den 1990er/2000er Jahren die Rinderseuche BSE aus, die zu einem Verbot tierischer Proteine im Masttierfutter führte. Dieses galt als Auslöser der Seuche. Da die Eiweißstruktur von Soja dem tierischen Eiweiß am meisten ähnelt, wurde in Soja ein guter Ersatz für Masttierfutter auf der Basis von Tiermehl gefunden.

Wo wird Soja überwiegend angebaut?

Die in den USA und Brasilien erzeugten Sojabohnen machen rund 2/3 der globalen Soja-Produktionsmenge aus. 2020 wurden dort 112 bzw. 134 Millionen Tonnen Sojabohnen produziert. Argentinien steuert weitere 48 Millionen Tonnen zur Weltproduktion bei. USA, Brasilien und Argentinien produzieren zusammen knapp 80 Prozent der Weltproduktion an Sojabohnen. Aber auch in Paraguay und China werden Sojabohnen im großen Stil angepflanzt. Innerhalb der Europäischen Union ist Deutschland einer der größten Importeur von Soja, wo das eingeführte Soja beinahe vollständig in der Tierfuttermittelindustrie verwendet wird.

Wieviel Soja wird angebaut?

Am Beispiel Brasiliens ist das rasante Wachstum der Sojaproduktion gut nachzuvollziehen. Der Anbau dort begann in den 1970er Jahren. Ab den 1990er Jahren setzte ein rasantes Wachstum der brasilianischen Sojaproduktion ein. 1970 wurden auf einer guten Million Hektar Soja angepflanzt. 1990 war die Fläche bereits auf 11,5 Mio. ha angestiegen. Bis heute hat sich diese Fläche nochmals mehr als verdreifacht. 2020/21 betrug die Sojaanbaufläche Brasiliens knapp 38 Mio. ha, was größer ist als die Grundfläche Italiens. Somit wurde der Anbau von Soja - neben der Rinderhaltung auf Weiden - zu einem der Haupttreiber der Entwaldung Brasiliens.

Das Soja-Moratorium in Brasilien

Um die Wucht der Zerstörung zu bremsen, trat aufgrund des großen internationalen Drucks im Jahr 2006 in Brasilien ein Soja-Moratorium in Kraft. Nahezu alle großen Sojaproduzenten und -exporteure verpflichteten sich freiwillig, kein Soja mehr zu kaufen, das auf Tropenwaldflächen angebaut wurde, die nach dem 6. August 2006 gerodet wurden. 2016 wurde das Moratorium auf unbestimmte Zeit verlängert. Auch das sogenannte „Cattle agreement“ aus dem Jahre 2009, welches ein durch die brasilianische Regierung eingeführtes satellitengestütztes Waldmonitoring sowie strengere Gesetze beinhaltet, führten zu einem Rückgang der Entwaldung in der Amazonasregion Brasiliens.

Allerdings hatte diese positive Entwicklung auch eine Kehrseite: Es erhöhte den Druck, Viehweiden in Sojafelder umzuwandeln und somit muss die Entwaldung für die Anlage neuer Viehweiden ebenfalls dem Sojaanbau zugeschrieben werden. 
Gleichzeitig wichen die Sojaproduzenten aufgrund des verstärkten Schutzes der tropischen Regenwälder Brasiliens bei weiterhin steigender Nachfrage nach Soja in andere Regionen aus. So wurde im brasilianischen Cerrado die Savanne in Weiden und Ackerflächen umgewandelt, oder auch im Amazonasgebiet in Bolivien der Wald gerodet. Dort wird die Zerstörung des tropischen Regenwaldes weniger kontrolliert und die Gesetze – soweit es überhaupt welche gibt – werden nicht oder unzureichend durchgesetzt. Dieses Beispiel zeigt, dass Tropenwaldschutz nur mit großräumigen, im Idealfall länderübergreifenden Maßnahmen funktionieren kann.

Warum wird Soja in Regenwald-Gebieten angebaut?

Die klimatischen Bedingungen in Regenwald-Gebieten sind für Soja extrem gut. Die immerfeuchten Subtropen haben die besten Standortbedingungen, was Wärme, Feuchtigkeit und Tageslichtdauer betrifft. Darüber hinaus sind die Anbaugebiete zumeist bereits vorhanden. Die Fläche, die für den Anbau von Soja benötigt wird, entsteht durch Verdrängung anderer ackerbaulicher Kulturen, Umwandlung von Viehweiden in Ackerland oder Rodung beziehungsweise Abholzung der tropischen Wälder. Die Entwaldungsproblematik des Sojaanbaus in Brasilien kann nicht ohne den Bezug zur Viehzucht betrachtet werden, denn als direkter Treiber der Entwaldung in Brasilien ist die Viehzucht mit etwa 72 Prozent der Hauptakteur.

Brasilien ist in absoluten Zahlen bis heute das Land mit der höchsten Entwaldungsrate. Das hat auch Auswirkungen auf das Klima. So wird zum Beispiel immens viel Kohlenstoff freigesetzt, wenn Regenwälder vernichtet werden. Der zusätzliche Ausstoß von Methan durch Rinder und die Bildung von Lachgas durch die Überdüngung der Felder sind zwei weitere Faktoren, die unsere Erde aufheizen. Die kommerzielle Fleischproduktion bringt zudem eine Verkettung von Problemen mit sich, die sogar eine Gefahr für unsere Gesundheit darstellen können.

 

Verwendung der Sojabohne

Nachdem in der Verarbeitung der Bohnen zunächst durch Pressen das Öl gewonnen wurde, bleiben etwa 80 Prozent der Bohne als Futtersoja (Sojaschrot) zurück. Aufgrund seines hohen Eiweißgehalts (38 Prozent) wird es als Tierfutter in der Massentierhaltung verwendet, denn Proteine spielen für den Muskelaufbau eine bedeutende Rolle.

Das meiste Soja gelangt also über den Konsum tierischer Produkte zu uns. Was passiert mit den restlichen 20 Prozent? Nur sechs Prozent aller Sojabohnen werden direkt als Lebensmittel vom Menschen verzehrt, ob als frische Bohnen oder verarbeitet als Sojasauce, Tofu oder Sojamilch. Sojaöl, dessen Anteil etwa 16,5 Prozent ausmacht, taucht als Speiseöl oder als chemisch veränderter Zusatzstoff in Fertigprodukten in unseren Küchen auf. Aber auch in weiteren Bereichen im Alltag wie der Körperpflege, in der Werkstatt oder beim Autofahren, ist Sojaöl – meist unbemerkt – mit dabei.

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Fotonachweis: OroVerde (Titelbild); Özi's Comix Studio (Grafiken); Roosevelt Pinheiro [CC 3.0, via Wikimedia Commons] (Sojaberg); OroVerde/E.Mannigel (Sojafeld und Sojapflanzen); Pxhere (vegetarischer Burger)

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