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Der weltweite Tourismus boomt. Die Globalisierung und günstige Flugpreise ermöglichen Fernreisen und lassen Reisen zum Massenprodukt werden. Auch viele Tropenländer sind begehrte Reiseziele. Der lukrative Wirtschaftssektor ist nicht immer ein Segen für die Einheimischen und deren Umwelt. Auch ist der Tourismus für 8% der globalen Treibhausgas- Emissionen verantwortlich. Doch der Nischenmarkt des Ökotourismus verspricht eine nachhaltige Alternative zum Massen-Tourismus.

Was ist Ökotourismus?

Segen und Fluch zugleich kann der Tourismus für die begehrten Reiseländer bedeuten. Zum einen schafft der lukrative Wirtschaftszweig Arbeitsplätze und Perspektiven für die Bevölkerung, zum anderen birgt er auch negative Folgen, mit denen die Einheimischen oft überfordert werden: kulturelle Intoleranz, aufkommende Konkurrenz innerhalb der Bevölkerung, Müll und Lärm. „Der Tourismus zerstört das, was er sucht, indem er es findet.“ (Hans Magnus Enzensberger). Der Tourismus kann nur zum Umweltschutz beitragen, wenn die Gewinne vor Ort bleiben. Erst dieser wirtschaftliche Anreiz veranlasst die Einheimischen dazu, die in Wert gesetzte Natur zu schützen. 

Der sogenannte Ökotourismus soll für eine limitierte, sensible und nachhaltige Alternative zum Massen-Tourismus stehen. Doch Ökotourismus wird ganz unterschiedlich interpretiert. Die Nähe zur Natur steht zwar im Vordergrund dieser Tourismusform, jedoch variiert der ökologisch nachhaltige Umgang mit dieser stark in der Praxis. Für viele Anbieter stehen die Ansprüche der Touristen an erster Stelle, so dass Natur- und Tierschutz den Bedürfnissen der Touristen viel zu oft untergeordnet werden. Generell ist hier die kritische Nachfrage nach Nachhaltigkeit und Umweltschutz sehr wichtig, um bei den Anbietern eine zunehmend grüne Strategie zu etablieren. Einigen Tourismusanbietern wird in diesem Zuge oft ein Etikettenschwindel und Greenwashing vorgeworfen, denn ihre hoch angepriesenen nachhaltigen Bemühungen sind oft nur minimal im Verhältnis zu den ökologisch negativen Auswirkungen des Gesamtbetriebes.

Natürlich deckt sich ein limitierter, exklusiver Tourismus in einer von einem lokalen Familienunternehmen geführten Privatunterkunft, eher mit dem Verständnis Ökotourismus, als der internationale Fünf-Sterne-Hotelkomplex. Dennoch ist es wichtig, dass der Nachhaltigkeitsaspekt auf jegliche Tourismusformen aufspringt, ob in der Großstadt oder in naturnahen Gebieten, so dass u.a. durch kritische Nachfragen der Touristen, die Anbieter gedrängt werden, mehr zu tun, als nur auf Energiesparlampen zu wechseln. Für den exklusiven Ökotourismus in naturnahen Gebieten bedeutet das, den Fußabdruck des Tourismus generell so klein wie möglich zu halten. NGOs versuchen mit lokalen Partnern einem gesteuerten Ökotourismus zu etablieren, der die Natur nachhaltig erhält, lokalen Einkommen mit einer intakten Natur ermöglicht und einen unkontrollierten Massentourismus verhindert.

Muss es immer weit weg sein?

Acht Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen gehen auf das Konto des Tourismus-Sektors. Dabei ist es der Flugtransport mit großem Vorsprung die größte Reise-Klima-Sünde, gefolgt vom Überlandverkehr und den Touristenunterkünften. Generell sollte klar sein: Allein die Emissionen eines Hin-und Rückfluges lassen sich nicht so leicht kompensieren, weswegen die als Ökotourismus bezeichneten Fernreisen vieldiskutiert sind. Da ist es umweltbewusster auf das Flugzeug zu verzichten und z.B. mit der Bahn oder dem Fernbus zu einem näher gelegenen Urlaubsziel zu fahren. Wenn es dann doch mal eine Flugreise werden muss, sollte gelten: Nicht zu oft, nicht zu weit und die Wahl eines vertretbaren Verhältnisses von Entfernung des Reiseziels und Urlaubsdauer. Zusätzlich können Flugpassagiere die Emissionen ihrer Flugreise kompensieren.  

 

Ökotourismus in seiner Idealform kann aber nur funktionieren, wenn neben ökologischen Aspekten auch sozialen Aspekte berücksichtigt werden. Erst wenn die Gewinne aus dem Tourismus vor Ort bleiben, veranlasst der wirtschaftliche Anreiz die Einheimischen dazu die in Wert gesetzte Natur zu schützen.

Ökosiegel

Die Nachfrage am Grünen Reisen ist steigend und mit ihr schießen auch eine Menge unterschiedlicher Öko-Siegel aus dem Boden. Aber es ist nicht leicht die gesamte Wertschöpfungskette im Tourismus zu kontrollieren und zu zertifizieren. Die Broschüre „Wegweiser durch den Labeldschungel im Tourismus“ gibt eine kleine Übersicht: 50 internationale Gütesiegel werden hier vorgestellt und bewertet. Zuständig für die Anerkennung hochwertiger Ökotourismus-Label auf internationaler Ebene ist der Globale Rat für Nachhaltigen Tourismus (Global Sustainable Tourism Council – GSTC). Gemäß den Zertifizierungsstandards des GSTC muss, neben verschiedenen ökologisch, ökonomisch sowie sozial berücksichtigten Nachhaltigkeits-Faktoren, ein transparentes, unabhängiges Prüfverfahren Grundlage sein. 

Wie bei vielen Siegeln sind die Kriterien jedoch oft schwach formuliert und bieten zu viel Interpretationsraum. Außerdem reichen Siegel allein nicht aus. Denn dabei fallen viele kleine individuelle Anbieter, die gute Arbeit im Bereich Ökotourismus leisten, unter den Tisch. Die Zertifizierungen sind zu teuer und lohnen sich oft nicht für kleine, private Ökotourismusinitiativen. Dabei sind es gerade diese fairen und ökologisch nachhaltig motivierten Kleinunternehmen, die es zu unterstützen lohnt. Hier gibt es also noch Verbesserungsbedarf.

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