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In den Tropen wachsen viele vermarktungsfähige Tropenholzarten, die das Holzfällen zu einem lukrativen Geschäft machen - mit verheereden Folgen für das Ökosystem Regenwald. Die Nutzung der Tropenwälder ist aber für die Bevölkerung vor Ort unerlässlich. Gibt es eine Lösung, die unkontrollierte Abholzung tropischer Regenwälder einzudämmen und die Lebensgrundlage der Menschen zu erhalten? 

 

Die drei Formen der Holzgewinnung

Häufig stammt Tropenholz aus sog. Umwandlungsflächen. Das heißt, es werden Waldflächen abgeholzt, um diese Fläche später für Monokultur-Plantagen von Zuckerrohr, Ölpalmen oder Soja zu nutzen.  Es wird in drei Arten der Holzgewinnung unterschieden: Der Kahlschlag, der selektive Einschlag und auch der Tropenholz-Anbau in Form von Plantagen. Alle drei haben gravierende Folgen für den Regenwald. Der Kahlschlag einer Regenwaldfläche hat von allen Bewirtschaftungsformen die verheerendsten Auswirkungen, z. B. werden enorme Mengen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt. Häufig bringt jedoch auch schon die Entnahme einzelner bestimmte Bäume, die sogenannte selektive Holzentnahme, das Gleichgewicht des Ökosystems stark ins Wanken. Ausschlaggebend  für die selektive Fällung kann etwa die Art oder der Umfang der Bäume sein. Die Naturwaldfläche in den Tropen, in denen selektiv Tropenholz eingeschlagen wird, werden von der internationalen Tropenholzorganisation International Tropical Timber Organisation (ITTO) mit 403 Millionen Hektar angegeben. Für ein knappes Drittel dieser Fläche liegen demnach Managementpläne vor. Dennoch werden nur 30,6 Millionen Hektar dieser Gesamtfläche ökologisch nachhaltig genutzt. Das sind weniger als acht Prozent. Und nur etwa 17 Millionen Hektar unterliegen einer Zertifizierung. das sind etwas mehr als vier Prozent der Gesamtfläche. Die gesetzlichen Regelungen für Tropenholz sind strikter als bei anderen globalen Handelswaren, trotzdem ist fast die Hälfte des internationalen Handels mit Tropenholz als illegal einzustufen. Tropenholz wird jedoch nicht nur aus Naturwäldern geerntet, sondern auch auf explizit dafür angelegten Tropenholz-Plantagen gewonnen. Die Plantagenfläche weltweit wächst stark an: In Lateinamerika erhöhte sie sich zwischen den Jahren 1999 und 2005 um 4,3 % jährlich und global um 8,6 %. Diese sind in der Regel artenarme Monokulturen und werden unter anderem dort angelegt, wo zuvor artenreicher Regenwald stand. Darüber hinaus sprechen noch weitere Gründe gegen die unkontrollierte Gewinnung von Tropenholz. 

Was spricht gegen Tropenholz?

Tropenwälder beheimaten eine Vielzahl einzigartiger Pflanzen und Tieren. Ihr Lebensraum wird bei Kahlschlag vollständig vernichtet. Das Entfernen der gesamten Vegetation setzt zudem viel CO2 frei, denn Büsche und dünne Bäume werden häufig nach der Verwertung der großen Bäume abgebrannt. Der zurückbleibende Boden ist anfällig für Erosion durch Wasser und Wind, wodurch die wertvolle Humusschicht unwiederbringlich abgetragen wird und neue Vegetation nur schwierig gedeihen kann.
Apropos Holzgewinnung in Asien: In Asien wachsen zudem viele Regenwälder auf Torfböden. Nach einem Kahlschlag trocknen diese in der Regel aus. Das führt zu einer Zersetzung der Biomasse. Da Torfböden zu den größten Kohlenstoffspeichern der Erde gehören, ist die Zersetzung der Biomasse gleichbedeutend mit einer massiven Freisetzung von CO2. Der Klimawandel wird so weiter verstärkt.

Ist Holzgewinnung durch selektive Entnahme eine Lösung?

Wenn die Entnahme einzelner Bäume so erfolgt, dass der restliche Wald in seiner Struktur und Funktion erhalten bleibt, kann der selektive Holzeinschlag ein positiver Mechanismus sein, der durch den Verkauf von Tropenholz ein Einkommen für die lokale Bevölkerung schafft und den restlichen Wald und die Artenvielfalt erhält. Diverse Studien kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass die aktuell gängige Praxis des selektiven Einschlags von Tropenholz keine Nachhaltigkeit gewährleistet. Das liegt daran, dass die Einschlagsmengen häufig zu hoch sind. Zudem sind die Pausen, die in der konventionellen Holzwirtschaft zwischen zwei selektiven Einschlägen auf derselben Fläche eingehalten werden, mit 30 bis 35 Jahren deutlich zu kurz. In dieser Zeit kann eine Regeneration des Waldes nicht gewährleistet werden. Untersuchungen zufolge kam es auf degradierten Waldflächen (z.B. durch die selektive Entnahme einzelner Bäume) im Amazonas auf einem Viertel der Flächen in den Folgejahren zu einer vollständigen Entwaldung.

Zu beachten ist außerdem: Auch, wenn durch die sorgfältig geplante Entnahme einiger weniger Bäume die Waldstruktur zwar nicht so stark geschädigt wird wie bei einem Kahlschlag, kann diese selektive Holzentnahme trotzdem negative Auswirkungen auf das Ökosystem des Waldes haben. Kollateralschäden etwa sind zumeist Auslöser für weitere Entwaldung. So werden sehr viel mehr Bäume gefällt und beschädigt als tatsächlich geerntet werden, da für den Abtransport Straßenschneisen geschlagen werden. Diese erleichtern den Zugang zum Wald und leisten der Besiedlung Vorschub. In der Folge werden weitere Flächen gerodet und die zerstörerischen Tätigkeiten nehmen ihren Lauf. Auch die Gefahr von Waldbränden wird durch das selektive Fällen erhöht, da durch die Entnahme großer Bäume Lücken im Kronendach entstehen. Dadurch fällt mehr Licht auf den Waldboden und es kommt zu vermehrter Austrocknung des Waldbodenbelags.

Artenarme Monokulturen sind keine Alternative

Die ökologische Bilanz von Tropenholz-Plantagen ist ebenfalls häufig negativ, vor allem dann, wenn für ihre Anlage Naturwälder gerodet werden oder wenn sie indirekt zu weiterer Waldvernichtung führen. Letzteres ist besonders dann der Fall, wenn die Tropenholz-Plantagen auf Flächen angelegt werden, die zuvor landwirtschaftlich genutzt wurden. Dies führt in der Regel dazu, dass für die landwirtschaftlichen Flächen wieder tropischer Regenwald gerodet wird. Zusätzlich sind Tropenholz-Plantagen häufig sehr artenarm und werden mit Dünger und Pestiziden behandelt.

Welche Bedeutung hat Tropenholz für die Bevölkerung vor Ort?

Tropenholz spielt für die Bevölkerung vor Ort eine wichtige Rolle! Familien decken damit ihren Brennholz-Bedarf zum Kochen oder sie verwenden es zum Bau von Hütten oder Ställen für ihre Kleintierhaltung. Es ist also ein es­sen­zi­eller Rohstoff für die Menschen vor Ort. Für die Holzgewinnung zur Deckung dieses lokalen Holzbedarfs in den Tropen können Holzplantagen durchaus sinnvoll sein. Nämlich dann, wenn sie den Nutzungsdruck auf die ursprünglichen Naturwälder reduzieren. So kann zum Beispiel eine Gemeinde eine kleine Tropenholz-Plantage mit schnellwachsenden Baumarten anlegen, um dadurch Holz für ihren Bedarf zu gewinnen und die Naturwälder wiederum unberührt zu lassen. Wichtig ist hierbei, dass die kleinflächigen Tropenholz-Plantagen mit mehreren Baumarten bepflanzt werden. So bewirtschaftet wird der Boden geschont und eine gewisse Artenvielfalt bleibt erhalten.

Gibt es eine nachhaltige Nutzung von Tropenholz?

Auch wenn wir aus europäischer Sicht die artenreichen tropischen Regenwälder am Liebsten komplett unter Schutz stellen würden, müssen wir eines bedenken: In den Tropen sind viele Menschen vom Wald abhängig und auf eine nachhaltige Nutzung des Waldes zur Holzgewinnung angewiesen. Klar ist: Schutzgebiete sind wichtig und müssen integraler Bestandteil einer ganzheitlichen Waldbewirtschaftungsstrategie sein. Doch muss es auch Waldbereiche geben, die nachhaltig und naturverträglich genutzt werden. Hier kann der selektive Holzeinschlag von Tropenholz ein Schritt in die richtige Richtung sein. Wichtig ist, dass die Tropenholzmenge, die dabei entnommen wird, so bemessen ist, dass die biologische Vielfalt, Produktivität, Regenerationsfähigkeit und Vitalität des Waldes jetzt und in Zukunft nicht negativ beeinflusst werden.  Unter bestimmten Voraussetzungen und durch die Umsetzung bestimmter konkreter Bewirtschaftungsmethoden wie Reduced Impact Logging ist so eine ökologisch vertretbare Waldnutzung möglich. Dazu gehört unter anderem das Ausweisen von Pufferzonen rund um Wasserläufe, Wildnisflächen und Biokorridore, sowie der Verbleib von Gebüsch und Totholz zwischen den Bäumen und geringer bis kein Pestizideinsatz.


Verursacht man z.B. durch geeignete Maßnahmen zum Fällen einzelner Bäume kaum bis keinen (Kollateral-) Schaden an benachbarten Bäumen, so wird die Struktur und Beschaffenheit des Waldes weniger beeinträchtigt. Ebenso reduziert sich die Bodenverdichtung durch entsprechend geplantes Anlegen von schmalen Schneisen und Rückegassen. So ist es möglich, recht bald wieder ein hohes Maß an Biomasse vorzufinden.
 

Holznutzung in Guatemala

OroVerde arbeitet bereits seit mehr als 15 Jahren zum Schutz der Regenwälder im Nationalpark Sierra del Lacandón im Norden Guatemalas. Der Fokus liegt dabei unter anderem auf der Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinden. Im Rahmen des Pilot-Projektes „WaldGewinn“ analysiert OroVerde aktuell gemeinsam mit seinen lokalen Partnern das Potential für den Aufbau einer Wertschöpfungskette zur nachhaltigen Nutzung von Tropenholz in mehreren lokalen Forstkooperativen, wo möglich in Kooperation mit Investitionen des Privatsektors. Ziel ist es, das nachhaltig geschlagene Tropenholz direkt vor Ort weiterzuverarbeiten. Damit kann eine höhere Wertschöpfung in der Region erzielt werden. Die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung verbessern sich. Der Wald bekommt für sie einen höheren Wert und wird langfristig geschützt.

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Findet ein selektiver Tropenholzeinschlag unter klaren ökologischen Kriterien statt, kann der Verkauf des Holzes zur Finanzierung des Waldschutzes genutzt werden. Wichtig ist dabei, dass nur extrem wenig Bäume entnommen und lange Ruhephasen eingehalten werden. So wird z.B. nur alle 40 bis 60 Jahre ein Baum pro Hektar gefällt. Der Wald hat so genügend Zeit, sich wieder zu erholen.
 

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Dr. Elke Mannigel, Teamleitung Internationale Projekte bei OroVerde
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OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
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Fotonachweis: K. Wothe (Titelbild, Erosion Ausspülung), OroVerde/E.Mannigel (Holzeinschlag, Kahlschlag Luftbild, ausgelaugter Boden, Straßenbau), ©Beebe/flickr CC by 2.0 (Kahlschlag zerschneidet Lebensräume), OroVerde (selektive Entnahme, Teakplantage, Bild Mannigel), Özi´s Comix Studio (Regenwald)

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