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Der Regenwald ist wichtig für Biodiversität und Klima und spielt außerdem eine große Rolle für unsere Gesundheit und den technischen Fortschritt. Diese Zusammenhänge machen den tropischen Regenwald für uns Menschen unverzichtbar.

Der Regenwald ist mit seinen hohen Temperaturen, der ganzjährig intensiven Sonneneinstrahlung und starken Niederschlägen ein einzigartig produktives Ökosystem. Obwohl tropische Regenwälder lediglich 12 Prozent der Landflächen einnehmen, sind sie der Lebensraum von 2/3 aller bekannten Tier- und Pflanzenarten. Und das ist noch nicht alles, denn es werden immer neue Arten entdeckt und das Wissen, das wir durch den tropischen Regenwald und seine Vielfalt erlangen, begünstigt unseren technischen und medizinischen Fortschritt. Und obwohl der Regenwald geographisch gesehen weit entfernt liegt, liefert er uns viele Lebensmittel und Rohstoffe, die wir in unserem täglichen Leben nutzen. Mangos oder Bananen legen wir heute ganz selbstverständlich in den Einkaufswagen und fast jeder besitzt ein Smartphone, in dem sich Bodenschätze aus dem Regenwald befinden. 

Trotz oder gerade wegen seiner großen Bedeutung für uns Menschen sind wir gleichzeitig auch die größte Bedrohung für den Tropenwald. Jedes Jahr gehen riesige Regenwaldflächen verloren. Alleine im ersten Halbjahr 2022 wurden im Amazonas-Regenwald fast 400.000 Hektar Wald zerstört, Ein Gebiet, das etwa fünfmal so groß ist wie New York City. Der Wald wird für Holznutzung, Viehhaltung, die Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen, Infrastrukturprojekte oder für die Gewinnung von Bodenschätzen abgeholzt. Damit der tropische Regenwald und seine Ökosystemleistungen erhalten bleiben, müssen wir ihn jetzt vor Abholzung, Degradierung und den Folgen des Klimawandels schützen.

Es gibt 6 gute Gründe den Regenwald zu schützen:

1. Der tropische Regenwald gehört zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde

 

Es kreucht, fleucht und wuchert - im Regenwald gibt es exotische und faszinierende Tiere und Pflanzen in Hülle und Fülle. Selten findet man sonst auf der Welt eine solch bunte und spannende Artenvielfalt. Auf einem Hektar Regenwald im Amazonas kommen beispielsweise bis zu 280 verschiedene Baumarten vor, in ganz Deutschland sind es nur um die 80 Baumarten. Der Grund für die Vielfalt im Regenwald sind die vielen ökologischen Nischen, die von unterschiedlichen Arten besetzt werden können. Die Sonneneinstrahlung am Äquator ist besonders groß, es gibt genügend Wasser und es handelt sich um sehr alte Ökosysteme die lange Zeit hatten sich zu entwickeln. Dadurch entstand im tropischen Regenwald eine große Biodiversität, die sich durch den Stockwerkbau perfekt an ihre Umgebung angepasst hat.

Leider sind viele Tier- und Pflanzenarten im Regenwald vom Aussterben bedroht, da ihr Lebensraum immer kleiner wird oder sie sich nicht gut an die durch den Klimawandel begünstigten Veränderungen anpassen können. Gorillas, die als Menschenaffen unsere nächsten Verwandten im Tierreich sind, stehen beispielsweise auf der roten Liste bedrohter Tierarten. Ihr Lebensraum, der sich ehemals über den ganzen südlichen Teil Afrikas erstreckte, ist durch die Zerstörung des Regenwaldes extrem geschrumpft und außerdem werden sie gejagt um ihr Fleisch als Delikatesse zu verzehren oder ihre Schädel als Trophäen auszustellen.

Der Regenwald ist auch Lebensraum von Menschen

Zahlreiche Menschen sind im Regenwald zu Hause. Manche indigenen Völker versorgen sich hauptsächlich mit den Rohstoffen, die der Wald ihnen liefert. Beispielsweise ernähren sie sich von der Jagd, Fischfang oder Produkten, die sie in Waldgärten anbauen. Neben der Nahrung bekommen sie auch sonst vieles, was sie zum Leben brauchen, aus ihrer Umgebung: Materialien für ihre Häuser und Jagdwaffen, Grundstoffe aus Pflanzen für ihre Medizin und noch vieles mehr. Auch diese Menschen brauchen den Regenwald und haben ein Recht auf den Schutz ihrer Heimat und die Bewahrung ihrer Lebensart.

Das indigene Volk der Kichwas aus Sarayaku kämpft seit Jahrzehnten in Ecuador für den Schutz ihres Regenwaldes. Leider ist ihre Heimat immer noch von externen Bedrohungen wie dem Plantagenbau, illegalem Holzeinschlag und Erdölförderung bedroht. Mit 135.000 Hektar Fläche, die bis zu 95 Prozent mit intaktem Regenwald bedeckt sind, sind die Kichwas die Beschützer des Amazonas-Regenwaldes. Als Partner haben wir uns zum Ziel gesetzt, den friedlichen Kampf der Kichwas zu unterstützen, damit sie ihre Kultur und ihre Heimat verteidigen können. Wir sind stolz darauf, ein Teil dieses unglaublichen Projekts zu sein und gemeinsam mit den Kichwas für den Erhalt der Natur und ihrer Gemeinschaft zu kämpfen.

2. Der Regenwald ist unsere grüne Apotheke und Schutzschild

Viele Heilmittel, die in unseren Tabletten, Salben und weiteren Medizinprodukten stecken, kommen ursprünglich aus der Natur. Jedes 4. Medikament aus unserer Apotheke enthält mittlerweile Substanzen, die aus Waldpflanzen entwickelt wurden. So wurde das Alkaloid Chinin im in den Anden heimischen Chinarindenbaum entdeckt. Schon in präkolumbischer Zeit galt Chinin als hervorragendes Mittel um Fieber zu senken und Malaria zu bekämpfen. Gegen Malaria war es weltweit bis in die 1970er das wichtigste Mittel und rettet so zahlreiche Leben. Heute findet man Chinin nicht nur in Medikamenten, sondern auch in jedem Gin Tonic, denn Chinin ist fester Bestandteil des Tonic Waters. Die unglaubliche Diversität der Pflanzen und Tiere im Regenwald bildet eine wertvolle Grundlage für unsere Medizin. Ohne die Natur - und insbesondere ohne den Regenwald - könnten wir heute deutlich weniger Medikamente in der Apotheke kaufen.

Da kommt noch was: Forschende erwarten in Zukunft weitere Heilmittel aus dem Regenwald

Forschungsteams hoffen sogar darauf, in Zukunft Heilmittel gegen Krebs, neue Virostatika, neue Antibiotika oder Schmerzmittel im Regenwald zu finden. Einem US-amerikanischen Pharmaunternehmen ist es beispielsweise gelungen aus dem Toxin einer Froschart aus Ecuador ein Schmerzmittel herzustellen. Es wird geschätzt, dass es das bisher wirksamste Medikamente seiner Art sei, etwa 200-fach wirkungsvoller als Morphium. Die grüne Apotheke Regenwald hält sicher auch in Zukunft noch spannende Geheimnisse für uns bereit! Beispielsweise wurden allein in der Amazonas-Region seit 1999 über 2000 neue Pflanzen- und Wirbeltierarten beschrieben. Diesen unglaublichen Schatz an Vielfalt müssen wir uns dringend erhalten.

Ein gesunder Regenwald schützt uns vor Krankheiten

Der Regenwald liefert uns nicht nur Ausgangsstoffe für Medikamente, sondern spielt durch seine immense biologische Vielfalt auch eine wichtige Rolle bei der Prävention von Pandemien. Er wirkt als natürliche Barriere gegenüber der Entstehung und Verbreitung von Krankheiten. Eine der Hauptursachen für die Entstehung von Pandemien wie COVID-19 sind Zoonosen, also Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Der Regenwald bietet einen Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten, von denen viele potenzielle Wirte für Krankheitserreger sein können. Wenn der Lebensraum dieser Tiere zerstört wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie in andere Gebiete ausweichen, die bereits von Menschen besiedelt sind. Dies erhöht das Risiko, dass diese Krankheiten auf den Menschen überspringen und sich dann großflächig verbreiten.

Man könnte meinen, dass der Regenwald und seine Vielzahl an Arten somit auch für das Vorhandensein von vielen Viren verantwortlich sind. Doch wissenschaftliche Studien belegen das Gegenteil: Während in intakten Regenwäldern zwar mehr verschiedene Virenarten zu finden sind, treten einzelne Arten seltener auf als in geschädigten Ökosystemen. Dies bedeutet, dass der Regenwald nach wie vor die Ausbreitung von Viren auf natürlichem Wege verhindert, so dass die Wahrscheinlichkeit der Ausbreitung von Zoonosen in geschädigten Ökosystemen höher ist. Durch den Schutz des Regenwaldes bewahren wir also nicht nur die Möglichkeit für die Entdeckung neuer Heilmittel, sondern reduzieren gleichzeitig auch das Risiko für neue Krankheiten.

3. Der Regenwald stabilisiert das Klima

Die Wälder der Erde, vor allem tropische Regenwälder, spielen eine entscheidende Rolle für den globalen Kohlenstoffkreislauf und die Regulierung des Klimas. Bei der Photosynthese nehmen Bäume und Pflanzen eine große Menge an CO2 aus der Atmosphäre auf, speichern den Kohlenstoff in ihrer Biomasse und setzenden für uns lebenswichtigen Sauerstoff frei.

Zerstörung der Wälder verstärkt den Treibhauseffekt

Eigentlich ist Kohlenstoff ein wichtiges Treibhausgas, denn sein natürlicher Anteil in der Luft ist für uns überlebenswichtig. Die besondere Speicherfähigkeit von Kohlenstoff des Regenwaldes wird allerdings bei seiner Zerstörung zum Problem, denn der gespeicherte Kohlenstoff wird dann wieder freigesetzt und gelangt als CO2 zurück in die Atmosphäre und trägt so zum Klimawandel bei. Menschliche Aktivitäten wie die Verbrennung fossiler Brennstoffe tragen zudem zu einem „unnatürlichen“, zusätzlichen Anstieg des Gases in der Atmosphäre bei und verstärken den Treibhauseffekt, der für die derzeitige globale Erwärmung verantwortlich ist. Als Folge des Klimawandels steigen die Temperaturen, Eiskappen und Gletscher schmelzen. Zudem häufen sich Starkregenereignisse, Hungersnöte, Hitzewellen oder Stürme. Das wiederum schädigt ebenso den Regenwald und trägt zu seiner weiteren Zerstörung bei. 

Umso wichtiger ist es also, die bestehenden Regenwaldflächen zu erhalten und als langfristige Gegenmaßnahme degradierte Flächen wieder nachhaltig aufzuforsten. Degradierte Flächen sind Flächen, die ihre ursprüngliche Qualität, Produktivität oder Funktionsfähigkeit verloren haben. Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, den Ausstoß von Treibhausgasen auf ein Minimum zu reduzieren, um einen weiteren Anstieg der globalen Temperatur zu verhindern und die Regenwälder zu schützen.

4. Der Regenwald ist ein Vorbild für Forschung und Technik

Tiere und Pflanzen waren schon immer Ideengeber und Vorbilder für menschliche Erfindungen. Ohne Vögel gäbe es vermutlich keine Flugzeuge und ohne Bienen vielleicht keine Spritzen, ohne Frösche würden wir wahrscheinlich niemals mit Schwimmflossen schwimmen und ohne die Klette müssten wir heute alle Schuhe mit Schnürsenkeln binden. Und das sind nur einige Beispiele aus der Natur. Die Vielfalt biologischer Vorbilder bietet Forscher*innen eine nahezu grenzenlose Sammlung an spezifischen Antworten auf technische Fragestellungen.

Artenvielfalt als Schatzkammer für unsere Zukunft

In der Bionik beschäftigen sich Wissenschaftler*innen damit, Phänomene der Natur auf die Technik zu übertragen, um so die über Jahrmillionen entstandenen Prozesse und Strukturen nachzuahmen. Das Forschungsfeld Bionik bietet uns zusammen mit der Artenvielfalt im Regenwald ein unglaubliches Potential für wichtige zukünftige Erfindungen. Denn dort gibt es zahlreiche Tiere und Pflanzen mit beeindruckenden Fähigkeiten, die erprobte Lösungen für moderne Probleme liefern! So zum Beispiel der Gecko: An seinen Fußsohlen hat er Milliarden von winzigen Härchen, sogenannte Nanohärchen. Durch diese entstehen schwache Anziehungskräfte mit dem Untergrund. Das sorgt für eine große Haftfähigkeit, durch die er sogar senkrechte Wände hochlaufen kann! Diese Fähigkeit haben sich Forscher*innen zunutze gemacht und eine Haftfolie entwickelt, die keine Rückstände hinterlässt, da sie ohne Klebstoff funktioniert, sondern allein durch ihre besondere Struktur "klebt" und das sogar auf menschlicher Haut. Dadurch eignet sich die Erfindung sogar für die Befestigung von Beinprothesen.

5. Der Regenwald ist eine große „Speisekammer“ 

Nicht nur die Menschen in den Tropenländern bekommen viele ihrer Nahrungsmittel aus dem Regenwald. Auch zahlreiche unserer mittlerweile alltäglichen Lebensmittel stammen ursprünglich aus den Tropen. So auch die Banane, eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt – sie hat ihren Ursprung in den Regenwäldern Südostasiens. Aber auch Kakao, Tomaten, Ingwer, Vanille und Zimt würden neben vielen weiteren Nahrungsmitteln in den Supermarkt-Regalen fehlen, wären sie nicht irgendwann einmal im Regenwald entdeckt worden. Der Regenwald bietet uns in Deutschland ein sehr breites Nahrungsangebot, wie es noch vor einigen Jahrzehnten kaum vorstellbar gewesen wäre und außerdem versorgen uns die unzähligen Gemüse- und Obstsorten auch mit ihren positiven gesundheitlichen Eigenschaften.

6. Der Regenwald reguliert den Wasserkreislauf und schützt vor Dürre

Der Regenwald sorgt für einen intakten Wasserkreislauf, schützt vor Dürrekatastrophen und generiert beispielsweise auch die Regenmassen, die anderswo auf der Welt Landwirtschaft erst ermöglichen. Landmassen verlieren aufgrund von physikalischen Gesetzen - vor allem der Schwerkraft - das meiste Wasser in Richtung Meer. Diese Wassermengen müssen nachkommen, damit die Landmassen nicht austrocknen. Die Wolken, die sich über dem Meereswasser bilden, regnen zwar an Land ab, aber über nicht bewaldeten Flächen reicht diese Entfernung gerade einmal einige 100 Kilometer ins Landesinnere. Hier spielen Wälder eine große Rolle: Denn große Waldgebiete sind der Grund dafür, dass die Feuchtigkeit auch über viel größere Entfernungen landeinwärts getragen wird. Auch die „fliegenden Flüsse“ im Amazonasgebiet sind ein wichtiger Teil des Wasserkreislaufs in Südamerika. Das sind feuchte Luftströme, die aus dem Amazonasgebiet bis in die Anden und nach Südbrasilien transportiert werden, wo der Wasserdampf als Regen niedergeht. Für die Landwirtschaft in Südbrasilien und Argentinien sind die „fliegenden Flüsse“ von großer Bedeutung, da sie stark von Regenfällen abhängig ist. Auf diese Weise versorgen die „fliegenden Flüsse“ zum Beispiel die Sojaplantagen in Brasilien mit Wasser.

Hier gibt es weitere Informationen über die Bedeutung des Regenwaldes

Vielfalt im Regenwald

Definition & Bedeutung

Regenwald und Klima

Wie Regenwald und Klima zusammenhängen

Apotheke Regenwald

Medizin aus dem Regenwald

Schutz vor Pandemien

Wie Biodiversität das Pandemierisiko senken kann

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OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: OroVerde - E. Mannigel (Gorilla, gerodeter Wald), Katharina Mouratidi, www.mouratidi.de (Frau), M. Santos (Kolibri), Konrad Wothe (Kolibri,Gecko), OroVerde (Mangos), Ji-Elle, CC BY-SA 4.0/Wikimedia (Chinarindenbaum)