Palmöl findet sich in jedem zweiten Produkt aus dem Supermarkt - ob in Tomatensuppen, Schokokeksen, Duschgel oder Kerzen. Nur in den seltensten Fällen stammt dabei das Palmöl aus einem wirklich nachhaltigen Anbau. Meist ist genau das Gegenteil der Fall - für die Herstellung von Palmölprodukten wird der Regenwald zerstört. Doch jeder kann etwas dagegen tun!
Die hohe weltweite Nachfrage von Palmöl führt zu immer mehr Regenwaldabholzung für die Anlage neuer Palmölplantagen - mit katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima. Den Rohstoff Palmöl grundsätzlich zu boykottieren und komplett durch andere Pflanzenöle zu ersetzen, ist leider keine Alternative. Bei jedem anderen Pflanzenöl ist die Ertragsbilanz schlechter, das heißt für den Anbau werden größere Flächen benötigt. Außerdem hat Palmöl viele gute Eigenschaften: Es ist lange haltbar, hitzebeständig und geschmacksneutral und kann daher vielseitig verwendet werden. Was können wir tun, gegen das Palmöl-Dilemma? Wir geben Tipps, wie Sie Palmölprodukte erkennen und erklären wie Palmöl nachhaltiger werden kann.
- Für Lebensmittel gilt seit 2014 eine Kennzeichnungspflicht. Auf der Verpackung muss die Herkunftspflanze des Fetts oder Öls klar genannt werden. So sind Palmölprodukte deutlich erkennbar.
- In vielen Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmitteln ist Palmöl nicht klar identifizierbar und versteckt sich hinter bestimmten Fachbegriffen.
- Schokolade enthält oft Palmöl, obwohl sie eigentlich keinen weiteren Ölzusatz benötigt, denn die Kakaobutter, die aus dem Kakao gewonnen wird, reicht als Fett völlig aus - und schmeckt sogar besser!
- Palmöl sparen ist gut für die Gesundheit: Es hat einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren und bei der industriellen Raffination können durch das Erhitzen sogar krebserregende Stoffe entstehen.

In welchen Produkten findet sich häufig Palmöl?
Palmöl ist ein vielseitiger Rohstoff, der uns zum Beispiel in Kosmetik, Treibstoff oder Schokocreme begegnet. Neben vielen industriell hergestellten Lebensmitteln wird es auch für Tierfutter, in der Chemie- und Pharmaindustrie, sowie für Waschmittel-, Pflege- und Reinigungsprodukte (WPR-Produkte) verwendet. Der weitaus größte Anteil des Palmöls mit über 40 Prozent wurde bis Ende 2022 für die Herstellung von Biodiesel verwendet. Ein kleiner Teil fließt auch in die Wärme- und Stromgewinnung.
Im Supermarkt ist es fast unmöglich an Palmöl vorbei zu gehen. Bei folgenden Produkten ist es besonders oft enthalten:
- Schokolade & Schokocreme
- Müslis
- Fertigpizzen, Fertigsuppen & Fertigsoßen
- Keksen
- Rasierschaum
- Waschmittel
- Shampoos, Haarkuren & Duschgel
- Mascara & Lippenstift
- Kerzen
Palmöl vs. Palmkernöl
Palmöl und Palmkernöl werden für unterschiediche Produkte verwendet. Bei Palmöl fällt abgesehen vom Biodiesel der größte Anteil auf die Lebensmittelherstellung. Bei Palmkernöl hingegen auf WPR-Produkte und Kosmetik. Je nach Produkt ist es gar nicht so einfach Palmöl oder Palmkernöl als Inhaltsstoff zu erkennen. Häufig wird Palmöl in der Inhaltsliste nicht klar genannt, da bisher nur für Lebensmittel ein klare Kennzeichnungspflicht besteht.
Wie erkenne ich Palmölprodukte?
Im Dezember 2014 trat durch eine EU-Verordnung eine neue Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln in Kraft. Danach muss auf der Verpackung die Herkunftspflanze des Fetts oder Öls klar genannt werden. So sind bei Lebensmitteln Palmölprodukte leicht zu erkennen. Um auch bei anderen Produkten wie beispielsweise Waschmittel und Kosmetika sicher zu gehen, müssen Sie etwas genauer hinschauen, denn es gibt zahlreiche Bezeichnungen, hinter denen sich Palmöl unter den Inhaltsstoffen verbirgt: so zum Beispiel Palm Kernel Oil, Palmate, Hyrated Palm Glycerides oder Palm Stearine um nur einige Bezeichnungen zu nennen.
Manche Palmöl-Derivate sind auch aufgrund des Namens überhaupt nicht dem Palmöl zuzuordnen. Palmöl-Derivate sind Tenside oder Emulgatoren, die durch chemische Umwandlungsprozesse aus Palmöl oder Palmkernöl gewonnen werden können. Auch sie sind Palmölprodukte im weitesten Sinn. Schauen Sie doch einmal nach, welches der Produkte, die Sie nutzen, möglicherweise dabei ist und wodurch Sie es ersetzen könnten! Es gibt vermehrt Produktdatenbanken, in denen palmölhaltige Produkte aufgelistet sind.
TIPP: Mit Apps wie "Code-Check" lässt sich noch einfacher erkennen, in welchen Produkten Palmöl steckt. Dafür müssen Sie einach nur den Barcode des Produkts mit Ihrem Smartphone scannen.
Alltags-Tipps zu Palmöl & Regenwaldschutz
Werden Sie aktiv und überdenken Sie Ihr Konsumverhalten! Denn oft verwenden wir ganz unbemerkt Produkte, die Palmöl aus nicht nachhaltigem Anbau enthalten. Mit den folgenden Tipps können Sie Ihren ganz persönlichen Beitrag für den Regenwaldschutz leisten:
- Keine Fertigprodukte und somit weniger Palmöl! Gerade in Fertigprodukten und Fast Food versteckt sich häufig Palmöl. Bereiten Sie deshalb möglichst viele Gerichte frisch zu, die schmecken ohnehin besser und sind gesünder. Achten Sie bei den Zutaten auf Bioqualität und verwenden Sie am besten regionale und saisonale Produkte.
- Achten Sie auf das Biosiegel! Wenn Sie Produkte mit Palmöl verwenden wollen, achten Sie auf das EU-Biosiegel und den Zusatz „aus kontrolliert biologischem Anbau“ auf der Verpackung. Dann handelt es sich um Palmöl aus ökologischer Produktion.
- Machen Sie deutlich, dass Sie umweltfreundliche Alternativen bevorzugen. Fragen Sie im Supermarkt oder direkt beim Hersteller nach, welchen Kriterien das verwendete Palmöl entspricht. Machen Sie deutlich, dass Sie umweltfreundlich und ökologisch nachhaltige Alternativen bevorzugen.
- Steigen Sie auf das Fahrrad oder den ÖPNV um. In Deutschland wird seit Januar 2023 kein Palmöl mehr als Bestandteil von Biodiesel im Straßenverkehr verbraucht. Gönnen Sie Ihrem Auto trotzdem häufiger mal eine Pause und nutzen Sie stattdessen das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel. Das ist nicht nur gesund und hält fit, sondern schützt auch den tropischen Regenwald!
- Ergreifen Sie die Initiative für alternative Verkehrskonzepte! Engagieren Sie sich in Initiativen, die solche Konzepte vor Ort fördern.
- Stellen Sie Politiker zur Rede. Fragen Sie die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in Ihrem Wahlkreis nach deren Haltung zum Thema Palmöl und Regenwaldschutz.
Ein weiterer Grund auf Palmöl zu verzichten ist Ihre Gesundheit: Palmöl hat einen hohen Anteil an ungesunden gesättigten Fettsäuren. Außerdem können beim starken Erhitzen von Palmöl während der industriellen Raffination sogenannte Fettsäureester wie Glycidyl und 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) entstehen, die als krebserregend gelten.
Wie nachhaltig sind Palmöl-Zertifikate?
Der größte Teil des Palmöls wird derzeit noch unter den konventionellen, schädlichen Anbaumethoden hergestellt. Doch bereits seit einiger Zeit gibt es Bestrebungen, den Rohstoff Palmöl nachhaltiger zu machen. So gibt es mittlerweile mehrere Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Palmöl. Allerdings sind diese nur ein freiwilliges Instrument und es exisitieren unterschiedlich strenge Standards, deren Glaubwürdigkeit für die Konsument*innen schwer zu durchschauen sind.
Die mengenmäßig relevanteste Zertifizierung ist der Mindeststandard des im Jahr 2004 gegründeten Round Table for Sustainable Palm Oil (RSPO). Im RSPO wollen Akteure aus der gesamten Wertschöpfungskette des Palmöls sowie Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die Nachhaltigkeit im Palmölanbau durch Mindeststandards im Anbau, der Herstellung und Verarbeitung von Palmöl vorantreiben. Doch auch der RSPO ist nur ein Mindeststandard mit einigen Schwachstellen.
Um die Entwaldung weltweit zu bekämpfen, werden rechtlich bindende Regelungen benötigt, an die sich alle Marktteilnehmer halten müssen. So liegt der EU derzeit ein Gesetzesentwurf für entwaldungsfreie Lieferketten vor, der auch großen Einfluss auf die Palmölproduktion haben würde. Denn dann wären Unternehmen dazu vepflichtet nachzuweisen, dass ihre Produkte entlang der gesamten Lieferkette entwaldungsfrei produziert wurden.
OroVerde-Position zum RSPO-Siegel
Grundsätzlich begrüßen wir von OroVerde Nachhaltigkeitszertifizierungen. Denn ein Siegel, hinter dem gewisse Kontrollmechanismen stehen, ist besser als kein Siegel. Dennoch empfehlen wir das Siegel des RSPO aktuell nicht. RSPO-zertifiziertes Palmöl ist nicht mit ökologisch angebautem Palmöl gleichzusetzen. Die Anbau-Bedingungen beeinträchtigen die ökologische Vielfalt und die Bodenqualität. Auch die Entwaldung wird nicht gänzlich ausgeschlossen und der Kontrollprozess muss optimiert werden, da es auf den Plantagen immer wieder zu Verstößen kommt, die allerdings erst nachträglich aufgedeckt werden. Sollten die Bestrebungen zu mehr Nachhaltigkeit zukünftig auf allen Ebenen umgesetzt und sichtbar werden, sehen wir das als positive Entwicklung. (Wir von OroVerde haben einen ausführlichen Standpunkt zum RSPO verfasst.)
Bio-Palmöl statt Palmöl-Boykott
Palmöl grundsätzlich zu boykottieren und stattdessen andere Öle einzusetzen, ist nicht sinnvoll, denn andere Öle benötigen viel mehr Anbaufläche als die Ölpalme, um die selbe Menge an Öl zu liefern. Jeder kann allerdings seinen Konsum hinterfragen. Setzen Sie, nicht nur bei Palmöl, auf ökologisch hergestellte Öle und Produkte. Ökologisch hergestelltes Palmöl können Sie entweder am „EG-Bio-Siegel“ oder am „Zusatz aus kontrolliert biologischen Anbau“ erkennen. Allerdings gibt es auch beim Bio-Palmöl noch Verbesserungsbedarf: Es erfüllt zwar den Mindeststandard zu ökologischen Kriterien, aber schließt den Waldverlust nicht unbedingt aus.
Bei einzelnen Vorreiterprojekten der bio-zertifizierten Palmölherstellung in Ghana und Ecuador wird ein kleinbäuerlicher Ölpalmenanbau in Kooperativen nach den Kriterien des Fairen Handels praktiziert. Die GEPA und der Biolebensmittelhersteller Rapunzel setzen dieses Öl in Deutschland ein. Insgesamt machten die Bio-Palmölimporte im Jahr 2019 etwa ein Prozent des deutschen Palmölverbrauchs aus. Es gibt also noch viel Luft nach oben.

Wie sehen Regenwälder aus? Warum werden sie zerstört? Und wie können wir sie schützen?

Unsere Kampagnen und Projekte stoßen den Wandel hier in Deutschland an.

Material, Aktionen, Wettbewerbe und mehr: die Ressource für Lehrkräfte.
Noch Fragen zu Palmöl?

Dr. Elke Mannigel
Bereichsleiterin
Internationale Projekte
Telefon: 0228 24290-12
E-Mail: emannigel[at]oroverde[dot]de
Fotonachweis: A. Hömberg (Titelbild, Ölplantage, Ernte LKW), K. Wothe (Luftbild Plantage, Brandrodung, Orang-Utan, Orang-Utan Spendenbutton), OroVerde (Palmölfabrik, Grafik Palmölverbrauch, RSPO-Siegel, E.Mannigel), Pxhere.com (Lebensmittel, Einkaufswagen, Bahnhof)
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