Fast jedes zweite Produkt im Supermarktregal enthält Palmöl – ob in Tomatensuppe, Schokokekse, Duschgel oder Waschmittel. Nur in den seltensten Fällen stammt das Palmöl dabei aus einem nachhaltigen Anbau. Häufig wird für den Anbau der Ölpalme artenreicher Regenwald zerstört. Doch als Konsument*innen können wir etwas dagegen tun.
Die hohe weltweite Nachfrage nach Palmöl führt zur rasanten Zerstörung von Tropenwäldern für Palmölplantagen – mit katastrophalen Auswirkungen auf Umwelt, Klima und lokale Bevölkerung. Den Rohstoff Palmöl grundsätzlich zu boykottieren und komplett durch andere Pflanzenöle zu ersetzen, ist leider keine Alternative. Denn bei jedem anderen Pflanzenöl ist die Ertragsbilanz schlechter.
3 Fakten zu Palmölprodukten
Für Lebensmittel gilt seit 2014 eine Kennzeichnungspflicht. Auf der Verpackung muss die Herkunftspflanze des Fettes oder Öls klar genannt werden. So sind Palmölprodukte deutlich erkennbar.
In vielen Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmitteln ist Palmöl trotzdem nicht klar identifizierbar und versteckt sich hinter bestimmten Fachbegriffen.
Palmöl ist weder für die Umwelt noch für uns Menschen gesund: Es hat einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Bei der industriellen Raffination können durch das Erhitzen sogar krebserregende Stoffe entstehen.
In welchen Produkten findet sich Palmöl?
Palmöl ist ein vielseitiger Rohstoff, der in vielen verschiedenen Industrien Anwendung findet. Weltweit geht der Großteil des Palmöls (68 Prozent) an die Lebensmittelindustrie und wird zum Beispiel in Fertiggerichten, Margarine oder Tierfutter verwendet. Besonders häufig findet man es auch in Schokolade, Schokocremes, Müslis oder Keksen.
27 Prozent werden industriell verarbeitet und etwa in Seifen, Rasierschaum, Waschmittel oder Kosmetik genutzt.
Etwa fünf Prozent fließen in die Energiebranche und werden zu Kraftstoffen wie etwa Biodiesel, oder zur Strom- und Wärmeerzeugung gebraucht.
Palmöl vs. Palmkernöl
Palmöl und Palmkernöl werden für unterschiedliche Produkte verwendet. Bei Palmöl fällt abgesehen vom Biodiesel der größte Anteil auf die Lebensmittelherstellung. Bei Palmkernöl hingegen auf Wasch und Putzprodukte sowie Kosmetik. Je nach Produkt ist es gar nicht so einfach, Palmöl oder Palmkernöl als Inhaltsstoff zu erkennen. Häufig wird Palmöl in der Inhaltsliste nicht klar genannt, da bisher nur für Lebensmittel ein klare Kennzeichnungspflicht besteht.
Wie erkenne ich Palmölprodukte?
Im Dezember 2014 trat durch eine EU-Verordnung eine neue Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln in Kraft. Danach muss auf der Verpackung die Herkunftspflanze des Fetts oder Öls klar genannt werden. So sind bei Lebensmitteln Palmölprodukte leicht zu erkennen. Um auch bei anderen Produkten wie beispielsweise Waschmittel und Kosmetika sicher zu gehen, müssen Sie leider etwas genauer hinschauen, denn es gibt zahlreiche Bezeichnungen, hinter denen sich Palmöl unter den Inhaltsstoffen versteckt. Manche Palmöl-Derivate sind auch aufgrund des Namens überhaupt nicht dem Palmöl zuzuordnen. Palmöl-Derivate sind Tenside oder Emulgatoren, die durch chemische Umwandlungsprozesse aus Palmöl oder Palmkernöl gewonnen werden können. Auch sie sind Palmölprodukte im weitesten Sinn. Hier ein kleiner Überblick über einige Namen, hinter denen sich häufig Palmöl versteckt – mal mehr, mal weniger offensichtlich.
- Cetyl Palmitate, Cetyl Alcohol oder Cetearyl Alcohol
- Fettsäureglycerid
- Glycerin, Glyceryl Stearate oder Hyrated Palm Glycerides
- Magnesium Stearate
- Palmate oder Palm Stearine
- PEG-100 Stearate
- Polyglyceryl-2-Caprate
- Sodium Lauryl Sulfoacetate oder Sodium Cetearyl Sulfate
- Stearic Acid oder Steareth-20
Mit bestimmten Apps wie zum Beispiel „Code-Check" lässt sich noch einfacher erkennen, in welchen Produkten Palmöl steckt. Dafür kann einfach der Barcode des betroffenen Produkts gescannt werden.
Wie nachhaltig sind Palmöl-Zertifikate?
Der größte Teil des Palmöls wird unter konventionellen, schädlichen Anbaumethoden hergestellt. Doch bereits seit einiger Zeit gibt es Bestrebungen, den Rohstoff nachhaltiger zu machen. So gibt es mittlerweile mehrere Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Palmöl. Allerdings sind diese nur ein freiwilliges Instrument und es existieren unterschiedlich strenge Standards, deren Glaubwürdigkeit für die Konsument*innen schwer zu durchschauen sind.
Die mengenmäßig relevanteste Zertifizierung ist der Mindeststandard des im Jahr 2004 gegründeten Round Table for Sustainable Palm Oil (RSPO). Im RSPO wollen Akteure aus der gesamten Wertschöpfungskette des Palmöls sowie Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die Nachhaltigkeit im Palmölanbau durch Mindeststandards im Anbau, der Herstellung und Verarbeitung von Palmöl vorantreiben. Doch auch der RSPO ist nur ein Mindeststandard mit einigen Schwachstellen.
Um die Entwaldung weltweit effektiv zu bekämpfen, werden rechtlich bindende Regelungen benötigt, an die sich alle Marktteilnehmer und große Händler halten müssen. So verabschiedete die EU Ende 2023 ein neues Gesetz zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR), das auch einen Einfluss auf die Palmölproduktion nehmen soll. Ab Dezember 2024 müssen große Unternehmen, die ihre Waren in die EU einführen, nachweisen, dass die Produkte entwaldungsfrei entstanden sind. Kleinere Unternehmen haben noch weitere sechs Monate Zeit.
OroVerdes Position zum RSPO-Siegel
Grundsätzlich begrüßen wir von OroVerde Nachhaltigkeitszertifizierungen. Denn ein Siegel, hinter dem gewisse Kontrollmechanismen stehen, ist besser als kein Siegel. Dennoch empfehlen wir das Siegel des RSPO aktuell nicht. RSPO-zertifiziertes Palmöl ist nicht mit ökologisch angebautem Palmöl gleichzusetzen. Die Anbau-Bedingungen beeinträchtigen die ökologische Vielfalt und die Bodenqualität. Auch die Entwaldung wird nicht gänzlich ausgeschlossen und der Kontrollprozess muss optimiert werden, da es auf den Plantagen immer wieder zu Verstößen kommt, die allerdings erst nachträglich aufgedeckt werden. Sollten die Bestrebungen zu mehr Nachhaltigkeit zukünftig auf allen Ebenen umgesetzt und sichtbar werden, sehen wir das als positive Entwicklung. Mehr Informationen gibt es in unserem ausführlichen Standpunkt zum RSPO.
Bio-Palmöl statt komplettem Palmöl-Boykott
Palmöl grundsätzlich zu boykottieren und stattdessen komplett auf andere Öle umzusteigen, ist nicht sinnvoll. Denn andere Öle benötigen viel mehr Anbaufläche als die Ölpalme, um dieselbe Menge Öl zu liefern. Doch durch unseren alltäglichen Konsum können wir als Konsument*innen erheblichen Einfluss auf das Palmöl-Dilemma nehmen. Der Umstieg auf Produkte mit Bio-Palmöl kann einen großen Unterschied machen. Ökologisch hergestelltes Palmöl können Sie zum Beispiel am EG-Biosiegel erkennen. Allerdings gibt es auch beim Bio-Palmöl noch Verbesserungsbedarf: Es erfüllt zwar den Mindeststandard zu ökologischen Kriterien, aber schließt den Waldverlust nicht unbedingt aus.
Bei einzelnen Vorreiterprojekten der bio-zertifizierten Palmölherstellung in Ghana und Ecuador wird ein kleinbäuerlicher Ölpalmenanbau in Kooperativen nach den Kriterien des Fairen Handels praktiziert. Die GEPA und der Biolebensmittelhersteller Rapunzel setzen dieses Öl in Deutschland ein. Insgesamt machten die Bio-Palmölimporte im Jahr 2019 nur etwa ein Prozent des deutschen Palmölverbrauchs aus. Es gibt also noch viel Luft nach oben.
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Christian Cray
Bereichsleiter
Internationales Programm
+49 228 24290-12
ccray[at]oroverde[dot]de
Fotonachweis: Luis Kuthe - Pexels (Titelbild), Centre for International Forestry Research (Palmölplantage), OroVerde - E. Bakker (Grafik zur Nutzung von Palmöl).
Die Zahlen der Infografik beziehen sich auf ein Paper von Hannah Ritchie (2024), veröffentlicht über Our World in Data.
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Letzte Überarbeitung am 09.09.2025.