Coltan-Erz (Kurzform von Columbit-Tantalit) ist aus der heutigen IT-Branche nicht mehr wegzudenken. Das begehrte Metall, das aus dem Erz gewonnen wird, heißt Tantal. Handys, Computer, Tablets, und Spielekonsolen enthalten das kostbare Material. Doch der Abbau dieses Bodenschatzes ist schädlich für die Umwelt – und auch für die Menschen vor Ort extrem gefährlich.
In der DR Kongo wird Tantal abgebaut, was oft gemeinsam mit Columbium (Niobium) vorkommt – deshalb wird das Erz im Volksmund Coltan genannt. Coltan ist ein wertvoller Bodenschatz. Seine größten Vorkommen liegen in Zentralafrika, in der Demokratischen Republik Kongo. Für den Abbau von Coltan werden enorme Flächen Regenwald gerodet. Damit wird der Lebensraum vieler Tiere, wie auch den dort lebenden Gorillas, zerstört. Zudem sind Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen in den Minen keine Seltenheit.
Fakten zu Smartphones und Coltan
Die Abbauregionen von Tantal liegen meist in unzugänglichen Regenwaldgebieten, darunter in Brasilien, Mosambik, Ruanda, Australien und die DR Kongo.
Die Zahl der weltweiten Mobilfunkanschlüsse stieg Ende 2024 auf 9,14 Milliarden - im Verhältnis zu einer Weltbevölkerung von über 8 Milliarden. Damit gibt es mehr Handys als Menschen auf der Welt.
Neben Coltan sind unter anderem Kupfer, Aluminium, Gold, Kobalt, Platin und weitere seltene Bodenschätze Bestandteile von Handys und anderer Elektronik.
Smartphones, Tablets, Laptops: Die Nachfrage nach Coltan steigt rasant
Der Bedarf an Coltan steigt mit der Nachfrage nach neuen Elektronikgeräten immer weiter an, denn in nahezu jedem elektronischen Gerät wird das daraus gewonnene Tantal verbaut. Die Anzahl der Laptops, Tablets und Smartphones steigt stetig an: Seit 2023 gibt es mehr Smartphones als Menschen auf unserer Erde. Weltweit gibt es ganze 8,58 Milliarden Mobiltelefonanschlüsse - und Stand Ende 2024 über 9 Milliarden Menschen. Die Nutzungsdauer der Geräte sinkt dabei immer weiter. Sobald sie nicht mehr genutzt werden, verstauben viele Geräte in Schubladen: 2023 wurden in Deutschland etwa 210 Millionen ungenutzte Handys gezählt. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch 2015.
Wie wird Coltan abgebaut?
Besonders große Vorkommen an Coltan sind in Zentralafrika und Südamerika zu finden. Die größten Produzenten von Coltan sind die Demokratische Republik Kongo, Ruanda, Nigeria und Brasilien. Um an die im Boden liegenden Schätze zu gelangen, muss die Erdoberfläche für die Minen geräumt werden und tropischer Wald weichen.
Ähnlich wie beim artisanalen Goldabbau wird das Coltan-Erz oft händisch abgebaut. Das Gemisch von Erde und dem wertvollen Erz wird dann häufig in Wasser gegeben; das Coltan-Erz sinkt zu Boden und kann so leichter vom übrigen Gestein getrennt werden. Mehrere Tausend Tonnen Sediment aus allen Erdschichten türmen sich beim Abbau rund um die Mine. Das Problem: Das Gestein wird so freiliegend von den Witterungen völlig ausgewaschen und damit unbrauchbar. Außerdem kommen so tief verborgene Gesteinsschichten mit Luft und Wasser in Berührung und entlassen giftige Schwefelsäuren in die umliegende Erde und Gewässer – Pflanzen und Tiere werden vergiftet und das Ökosystem schwer geschädigt.
Entwaldung, Artensterben und Erosion: Wie sich der Coltan-Abbau auf die Umwelt auswirkt
Um eine Coltan-Mine anlegen zu können, müssen bewaldete Flächen komplett gerodet und Tonnen von Gestein ausgeräumt werden. Bei diesem stark invasiven Eingriff werden wertvolle, biodiverse Lebensräume vernichtet und die Existenz bedrohter Arten gefährdet. Eine der bekanntesten von der Coltan-Förderung betroffenen Arten ist der Gorilla. Er lebt in abgelegenen Regionen im tiefen Regenwald des Kongobeckens. Doch die Coltan-Minen machen auch vor den entlegensten Gebieten nicht Halt.
Besonders betroffen ist dabei die größte lebende Primatenart, der Östliche Flachlandgorilla, auch Grauers-Gorilla genannt. In den letzten zwei Jahrzehnten sank die wildlebende Population um etwa 80 Prozent. Expert*innen schätzen, dass heute nur noch weniger als 6.000 dieser beeindruckenden Tiere in der Wildnis leben. Durch die Zerstörung ihres Lebensraums in vergangener Zeit wurden die Gorillas auch immer angreifbarer für die Wilderei. Ein Hauptgrund für die Jagd auf Gorillas ist der Verkauf ihres Fleisches – denn der Handel mit dem sogenannten Bushmeat ist sehr lukrativ, wenn auch in den meisten Fällen illegal.
Der Abbau von Coltan ist auch mit starker Erosion in den betroffenen Gebieten verknüpft, was das Ökosystem weiter belastet und eine Erholung degradierter Flächen schwieriger gestaltet.
Kinderarbeit, Gewalt und Wasserknappheit: Die sozialen Folgen des Coltan-Abbaus
Der Abbau von Coltan hat, wie es bei Bodenschätzen leider oft der Fall ist, erschreckende humanitäre Folgen. Die Arbeit in den Coltan-Minen ist sehr gefährlich und gesundheitsschädlich. Beim Abbau kommen die Arbeiter*innen oft in Kontakt mit radioaktiven Materialien wie Radon, Thorium oder Uran, die im Boden vorkommen und bei Minenarbeiten gefunden werden. In den Minen kommt es außerdem jedes Jahr zu tausenden Unfällen sowie zu Raub, sexueller Gewalt und sogar Mord.
Auch Kinder- und Zwangsarbeit in Coltan-Minen sind keine Seltenheit. Während des Coltan-Booms in den frühen 2000ern verließen viele Kinder in der Demokratischen Republik ihre Schulen, um im zu der Zeit sehr profitablen Coltan-Geschäft Geld zu verdienen. Das afrikanische Institute for Security Studies (ISS) berichtete 2021, dass allein in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 40.000 Kinder in Coltan-Minen arbeiten.
Je nach Jahreszeit kann der hohe Wasserverbrauch des Coltan-Abbaus in einigen Gebieten außerdem zur Wasserknappheit führen. Minen und Landwirtschaft stehen in den trockeneren Monaten in Konkurrenz miteinander, was dazu führen kann, dass weniger Felder bewirtschaftet und weniger Nahrungsmittel wachsen können.
Krieg um Coltan – Zentralafrikanische Konflikte und der Coltanbbau
Der Abbau von Coltan in Zentralafrika war und ist extrem konfliktgeladen. Besonders zwischen den zwei Bevölkerungsgruppen der Tutsi und der Hutu entstanden dabei immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen, die unter anderem auf eine ungleiche Behandlung beider Gruppen durch die deutschen und später belgischen Kolonialmächte zurückzuführen sind. Während des Zweiten Kongokriegs zwischen 1998 und 2003 plünderte und schmuggelte die von Ruanda und Uganda unterstützte Rebellengruppe RCD (Rassamblement Congolais pour la Démocratie) zusammen mit der Ruandischen Armee mehrere tausend Tonnen Coltan aus Lagerbeständen im Osten der DRK nach Ruanda. Bewaffnete ruandische Gruppen betrieben außerdem „Gate-Keeping" an den kongolesischen Coltan-Minen und erhoben des Weiteren illegale Steuern zum Abbau des wertvollen Metalls.
Laut einer Polinares-Studie wird vermutet, dass die RCD und die Ruandische Armee insgesamt mehr als 10 Millionen US-Dollar durch den Verkauf von ursprünglich kongolesischem Coltan erwirtschafteten. Ruanda hat jedoch auch eigene artisanale Coltanminen und unterschrieb noch 2016 ein fünfjähriges Bergbauabkommen mit dem omanischen Konzern Tri-Metals. Um mehr Transparenz entlang der Lieferketten herzustellen, gibt es inzwischen auch verschiedene Projekte und Initiativen, die mehr Transparenz entlang der Lieferketten herstellen und so für mehr Gerechtigkeit in der Industrie sorgen wollen. Zwei der erfolgreichsten Initiativen sind dabei „ITSCI“ und „Better Mining“.
Auch Anfang 2025 kam es wieder zu einem gewaltsamen Konflikt in der mineralreichen Gegend: Die von den Tutsi angeführte Rebellengruppe M23 übernahm im Januar 2025 die Handelsstadt Goma im Osten der DR Kongo. Die Rebellengruppe wird Gerüchten zufolge von Ruanda unterstützt – die ruandische Regierung bestreitet dies allerdings. Seit der Übernahme werden auch viele Coltan-Minen in der Grenzregion zwischen DR Kongo und Ruanda von der M23 kontrolliert und der wertvolle Rohstoff nach Ruanda gebracht.
Wo steckt Coltan in unserem Handy?
Ein Smartphone setzt sich aus dem Gehäuse, der Elektronik, dem Akku und dem Display zusammen. Im Inneren verbergen sich etwas versteckt Leiterplatte, Antenne, Lautsprecher und Mikrofon. Für die Herstellung all dieser Bauteile werden verschiedene Bodenschätze benötigt – viele von ihnen aus der Erde von tropischen Regenwäldern. Insgesamt stecken bis zu 62 verschiedene Rohstoffe in einem einzigen Handy: Kunststoffe im Gehäuse, Metalle für Kabel, Kontakte, Leiterplatte und Akku, Glas und Keramik für das Display. Das aus Coltan gewonnene Metall Tantal wird für die Mikrokondensatoren im Smartphone verwendet, welche für die Filterung und den Frequenzausgleich benötigt werden.
In jedem Laptop, Tablet und Smartphone steckt das wertvolle Metall Tantal, das aus Coltan gewonnen wird. Es wird in den Mikrokondensatoren gebraucht. Zwar ist der Anteil von Tantal im Smartphone relativ gering; doch angesichts der rasant wachsenden Zahl an mobilen Endgeräten weltweit ist der Bedarf an Coltan enorm. Neben Tantal werden auch viele andere Metalle zur Herstellung von Smartphones benötigt; manchmal bis zu 62 Stück. Den größten Anteil haben Eisen, Silizium, Kupfer, Aluminium, Nickel, Zinn, Gold und Gallium. Aber auch Kobalt, Lithium, Beryllium, Palladium, Indium und Platin werden in Smartphones verbaut.
Zeit für Veränderung
Was muss geschehen, um das Geschäft mit dem Coltan nachhaltiger zu gestalten?
Wir haben in der Hand, wie die Zukunft der letzten Regenwaldgebiete in den Abbauregionen für Coltan aussieht. Durch unseren Konsum können wir alle einen Beitrag zum Schutz dieser Gebiete leisten.
Transparente und faire Wertschöpfung: Ein entscheidender Schritt ist, die Wertschöpfungsketten von Coltan nachhaltig umzugestalten: sowohl in ökologischer als auch humanitärer Hinsicht. Vor allem politische Entscheidungsträger und Produktions- und Handelsunternehmen – zum Beispiel Technikunternehmen – müssen gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in den Minen und entlang der Lieferkette entschlossen vorgehen.
Vermehrtes Recycling: Um den Abbau von Coltan nachhaltig zu verringern, muss das Recycling von alten elektronischen Geräten unbedingt zunehmen. Händler*innen können ihre Kund*innen dazu anhalten, alte Endgeräte zum Recycling abzugeben.
Bewusster Kauf und Reparatur von Elektronik: Durch unser individuelles Konsumverhalten kann jede*r Einzelne einen Beitrag dazu leisten, dass der Abbau von Coltan verringert und unter nachhaltigeren Bedingungen vorgenommen wird. Zum Beispiel können Konsument*innen sich für gebrauchte elektronische Geräte entscheiden, anstatt für ein neues. Ebenso sollten alte, aber noch funktionstüchtige Endgeräte weiterverkauft oder verschenkt werden. Wenn Geräte kaputt gehen, lohnt sich die Reparatur, um ihre Lebenszeit zu verlängern.
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Diese Seite entstand im Rahmen des BNE-Projekts „Transformation“. Dieses Bildungsprojekt wird gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des BMZ.


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Bildnachweis: Ian Redmond - Wildscreen Exchange (Titelbild Hände Coltan), Francesco Ungaro - Pexels (Gorilla), via Wikimedia Commons, By Monusco [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)] (Coltan-Mine im Kongo), IPIS-Maps (Karte vom Rohstoffabbau in der DR Kongo), OroVerde - E. Bakker (Grafik "Woraus besteht dein Smartphone?", Grafik frei entworfen nach Daten von Bookhagen, Bastian, Buchholz et al. (2020), siehe Quellen für genauere Informationen).
Hier finden Sie die Quellen dieser Seite.
Letzte Überarbeitung am 30.04.2025.