Zum Hauptinhalt springen

Der Schwarzschnabel-Tukan verbreitet die großen Samen der Jussara-Palme im brasilianischen Regenwald. Jedoch ist der Vogel in Folge der Zerstörung seines Lebensraums stark vom Aussterben bedroht. Neue Forschungen zeigen: Verschwindet der Tukan aus den Palmenwäldern, wird das natürliche Gleichgewicht in diesem Ökosystem zerstört und auch die Palmen verschwinden allmählich.

Eine neue Studie der Universität in Rio Claro bei Sao Paulo unter der Leitung von Dr. Mauro Galetti erwies eine alarmierend schnelle evolutionäre Veränderung bei der Verbreitung von Palmensamen durch den Schwarzschnabel-Tukan im brasilianischen Regenwald. Der Vogel frisst die ca. 1cm große Frucht und scheidet die Samen wieder aus, diese gelangen in den Boden und gehen auf einem großen Regenwald -Areal verbreitet auf. Für kleinere Vogelarten ist der Samen zu groß. Neben den großen Samen bildet die Palme auch kleinere Samen aus, die diese Vögel sehr wohl fressen. Auf den ersten Blick positiv, doch schaut man näher hin, entsteht ein bitterer Beigeschmack. Die Palmen aus den kleinen Samen werden deutlich kleiner und sterben in der Trockenzeit leichter, denn Größe ist entscheidend. Grund dafür ist die Fotosynthese, die Bäume zur Energiegewinnung betreiben. Sind ihre Blätter kleiner, wird auf der geringeren Fläche weniger Energie gewonnen. Die Palmen verhungern schlichtweg! Schätzungen zufolge wird es in dieser Region außerdem weniger regnen, was bedeutet, dass die Umstände noch schwieriger für die Palmen werden. Zusätzlich fanden die Wissenschaftler um Dr. Galetti heraus, dass kleine Samen auf Grund ihrer Größe weniger Feuchtigkeit speichern können und schneller austrocknen. Die Wahrscheinlichkeit einer Keimung in dem trocknen Boden ist daher gering. 

Wenig Hoffnung auf Rettung

Würde man den inzwischen fast vollkommen verschwundenen Tukan aus anderen Regenwald -Gebieten in seine alte Heimat zurück bringen, wäre dennoch keine Verbesserung in Sicht. Der Vogel findet keine großen Samen mehr, da die Bäume in dem untersuchten Regenwald inzwischen nur noch kleine Samen produzieren. Palmen mit der Anlage zu großen Samen müssten aus anderen Regionen importiert und ein strenges Schutzprojekt für den Tukan etabliert werden, das ein Abschießen verbietet. In Regenwäldern, in denen das Gleichgewicht zwischen Tukan und Palme noch existiert, ist die Bejagung der Vögel jedoch extrem. Das Umweltbewusstsein der Politiker und Einheimischen ist gleich null, gibt der Wissenschaftler zu bedenken.

Der ein oder andere mag sich nun fragen, ob es nicht übertrieben ist, die Problematik des gestörten Naturgleichgewichts, das wir überall beobachten können, auf einen Tukan und eine Palmenart zuzuspitzen. Darauf gibt es eine simple Antwort. Im tropischen Regenwald dieser Region gibt es rund 2.500 Baumarten, 90% von ihnen sind auf die Verteilung ihrer Samen durch Tiere angewiesen. Sterben weitere dieser Verbreitungsarten aus, kippt das bereits seit Millionen von Jahren existierende biologische Gleichgewicht. Auch in anderen Regenwald -Regionen steht man vor dieser Problematik. Dies hebt die Studie von Dr. Galetti auf eine politisch-wirtschaftliche Ebene, mit der sich auch Länder wie Afrika, Asien und Australien auseinander setzen sollten. Von einem politischen Druck aus aller Welt ist jedoch leider nichts zu spüren.

Bild: Wikipedia, Andigena nigrirostris, GOULD, John (1804-1881) A Monograph of the Ramphastidae, or Family of Toucans

Auf dieser Seite
Direkt zum Thema springen...