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Ein Projekt der Welthungerhilfe und von OroVerde in Mittelamerika hat gleichzeitig den Regenwaldschutz und die Armutsbekämpfung zum Ziel

Von Robert Grassmann (Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe)

Durch Raubbau und Klimawandel ist die biologische Vielfalt bedroht, was auch massive Auswirkungen auf den Menschen hat. So bedroht zum Beispiel der Schwund an Pflanzen und Tieren auch die Ernährungssicherung in Entwicklungsländern. Ein gemeinsames Projekt der Tropenwaldstiftung OroVerde und der Welthungerhilfe in Mittelamerika hat gleichzeitig den Schutz des Regenwaldes und die Linderung der Armut im Blick.

Ohne biologische Vielfalt oder Biodiversität, wie es in der Fachsprache heißt, wäre ein Leben auf der Erde nicht möglich. Pflanzen und Tiere liefern den Menschen seit jeher Nahrung, Textilien, Heilmittel, Baustoffe oder Brennmaterial. Auch die Landwirtschaft ist auf den Artenreichtum und eine stabile Bodenbildung angewiesen.
Bei intakten Ökosystemen herrscht ein ökologisches Gleichgewicht, in dem sich komplexe Nahrungsketten entwickelt haben. Wenn nur eine Tier- oder Pflanzenart verschwindet, wird das Ökosystem gestört, was weitreichende Folgen haben kann. Der Klimawandel und die damit einhergehenden extremen Naturereignisse wie Dürren oder Überschwemmungen tragen zur Bedrohung der Ökosysteme bei. Nicht selten weiten sich solche Naturereignisse zu lokalen Katastrophen aus.

Vor allem die Menschen in den Entwicklungsländern sind davon betroffen: Zum einen leben sie in Gebieten, die häufig mit zerstörerischen Naturereignissen zu kämpfen haben, zum anderen sind ihre Möglichkeiten, sich vor den Auswirkungen zu schützen, gering. Solche Katastrophen machen viele Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit zunichte.
Bereits seit Jahren fördern die Welthungerhilfe und ihre Partnerorganisationen die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen in den Projektländern. Bislang standen dabei die dauerhafte Verbesserung der Ernährung und die Steigerung der Einkommen im Vordergrund. Doch in den letzten Jahren hat die Welthungerhilfe verstärkt darauf geachtet, auch Naturschutzgebiete in die Projektförderung mit aufzunehmen, damit diese nicht verschwinden. Auf diese Weise soll ein Beitrag zum Klimaschutz und zum Schutz der Biodiversität geleistet werden – beides unerlässlich, um die Auswirkungen extremer Naturereignisse zu reduzieren und somit eine Grundvoraussetzung für nachhaltige Entwicklung zu schaffen.

Raubbau verhindern
Diese Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung und sollen verhindern, dass der Mensch immer mehr Raubbau an der Natur betreibt. Der Teufelskreis ist in vielen Regionen ähnlich: Erst werden Teilgebiete am Rande der Wälder durch Brandrodung landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Lässt dann der Ernteertrag in wenigen Jahren aufgrund der abnehmenden Bodenfruchtbarkeit nach, wird die Fläche als Weideland benutzt. Daraufhin muss bald ein neues Stück Land gerodet werden, um als Nutzfläche zu dienen. So dringen die Bauern immer tiefer in den Wald ein und zerstören die einzigartige Naturlandschaft immer weiter. Die zunehmenden extremen Naturereignisse wie Starkregen oder Dürren, die durch den Klimawandel begünstigt werden, verstärken die negativen Auswirkungen der Regenwaldzerstörung noch. Die Kleinbauern sind jedoch auf die Landwirtschaft angewiesen, und die Wälder sind auch für den Einschlag von Bau- und Feuerholz wichtig.

Hier setzt das gemeinsame Projekt von OroVerde und der Welthungerhilfe an, das im Umfeld von drei wichtigen Naturschutzgebieten in Kuba, Nicaragua und der Dominikanischen Republik entstanden ist: Im Nationalpark José Armando Bermúdez (766 Quadratkilometer) entspringen die wichtigsten Flüsse im Norden der Dominikanischen Republik. Sie sind die Grundlage für die Landwirtschaft im Cibao-Tal und für Wasserkraftwerke.

Der Nationalpark Alejandro de Humboldt (70 Quadratkilometer) im Osten Kubas umfasst von Mangroven und vorgelagerten Riffen bis zu dem 1168 Meter hohen Gipfel des „El Toldo“ alle wichtigen Ökosystemtypen der Region. Er wurde 2001 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Und im Schutzgebiet Miraflor-Moropotente im Nordwesten Nicaraguas wächst auf 47 Quadratkilometern seltener Nebelwald. Hier entspringen auch eine Vielzahl von Wasserquellen, die wichtig für das Ökosystem der Region sind. Insgesamt 122 Gemeinden umfasst das Projektgebiet. Nur wenn die dort lebenden Menschen eine sichere Existenz haben, lassen sich die Schutzgebiete langfristig erhalten. Das erklärte Ziel der Kooperation ist es deshalb, nicht nur die einzigartige Natur nachhaltig zu schützen, sondern auch die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung zu verbessern.

Bessere Lebensbedingungen
Bei dem Projekt, das bis Ende 2010 läuft und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mitfinanziert wird, sollen nachhaltige Bewirtschaftungspläne erarbeitet werden.
Weiterhin sollen lokale Organisationsstrukturen für das Management der Schutzgebiete gestärkt, eine nachhaltige Landnutzung für Landwirtschaft und Forstwirtschaft gefördert sowie die Infrastruktur und die Wohnsituation verbessert werden. Ein Ziel ist es, auf diese Weise den Brennholzbedarf zu senken; außerdem will man praktische Erfahrungen sammeln, die auch für andere Regionen und Projekte eingesetzt werden können.

Zusammen mit der lokalen Bevölkerung werden alternative und nachhaltige Einkommensquellen erschlossen. Die Bewohner setzen sich für die Aufforstung ein und lernen durch Umweltbildungsmaßnahmen den unersetzlichen Wert ihrer heimischen Natur kennen. Die nachhaltige Landnutzung ermöglicht ihnen eine reichhaltigere Ernährung und ein höheres Einkommen – und somit eine Verbesserung ihrer allgemeinen Lebensbedingungen.

Auch die Wasserqualität der jeweiligen Regionen kann durch den Erhalt des Regenwaldes gesichert werden. Weiterhin werden für die Medizin wichtige Pflanzen vor dem Aussterben bewahrt, und ein Beitrag zur lokalen wie globalen Klimastabilität wird geleistet.

Durch die gemeinsame Arbeit von OroVerde, der Welthungerhilfe und den Partnerorganisationen vor Ort wird Naturschutz, Armutsminderung und Ernährungssicherheit verbunden. Weil die Partnerorganisationen in den drei Ländern seit Jahren mit der Bevölkerung zusammenarbeiten, kennen sie ihre Probleme gut. Ihre Erfahrungen haben gezeigt, dass die Einheimischen den Schutz der Tropenwälder sehr positiv wahrnehmen und sich auch aktiv dafür einsetzen – wenn ihnen gleichzeitig ein Leben ohne Armut ermöglicht wird. Eine Situation also, in der alle Beteiligten nur gewinnen können – sowohl die Umwelt als auch die dort lebenden Menschen.

Weitere Informationen unter: http://www.welthungerhilfe.de/welternaehrung.html

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