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UN-Forum für Artenschutz gefordert

Auf einer Artenschutz-Konferenz in Kapstadt warnen 600 Experten vor einer Zunahme des globalen Artensterbens. Das auf dem Erdgipfel von 2002 in Johannesburg anvisierte Ziel, die Verlustrate an biologischer Vielfalt bis 2010 deutlich zu senken, werde nicht erreicht. "Die Veränderungen an Ökosystemen und Verluste an Biodiversität haben sich weiter beschleunigt,“ so Georgina Mace, die Vizepräsidentin von DIVERSITAS, der veranstaltenden Organisation von Artenschutzexperten. Die Aussterberate sei sogar noch höher als vor wenigen Jahren vorhergesagt. Führende Politiker hätten die Wichtigkeit des Artensterbens noch nicht erkannt und es versäumt, ihren Versprechungen von 2002 auch Taten folgen zu lassen. Auch die UN glaubt mittlerweile nicht mehr, dass das angestrebte Ziel einer Reduktion erreicht wird. Schätzungen gehen von derzeit etwa 12.000 ausgestorbenen Arten pro Jahr aus, mit steigender Tendenz.

Besonders vom Artensterben betroffen sind Süßwasserarten aus Flüssen und Seen, dort ist die Aussterberate sechsmal so hoch wie anderswo. „Es gibt klare und zunehmende Beweise dafür, dass wir am Rande einer großen Süßwasser-Biodiversiätskrise stehen,“ bestätigte der deutsche Forscher Klement Tockner. Besonders artenreiche „Hot Spots“ um das Mittelmeer, in Mittelamerika, China und Südostasien seien betroffen. In den großen Flüssen der Welt wie dem Rhein, der Donau, aber auch dem Hudson und dem Mekong gebe es hauptsächlich eingewanderte Arten. Einige Forscher sagen voraus, dass im Jahre 2025 kein chinesischer Fluss mehr das Meer erreichen wird. „Unsere Priorität muss sein, die letzten frei fließenden Flusssysteme zu erhalten, es gibt nur noch wenige,“ warnt Tockner.

Beim Artenschutz geht es nicht bloß um die Rettung einiger niedlicher Tiere, sondern die Lebensgrundlage der Menschheit selbst ist in Gefahr, wenn ein Ökosystem nach dem anderen schrittweise zusammenbricht. Die Geschäftsführerin von DIVERSITAS, Anne Larigauderie, fordert deshalb ein neues UN-Forum für Artenschutz  nach dem Modell des allgemein anerkannten Weltklimarats IPCC. Letzte Woche fand dazu ein internationales Treffen in Nairobi statt, um zu klären, wie man den Graben zwischen Wissenschaft und Politik verkleinern und wissenschaftlich fundierte Ziele formulieren kann, allerdings ohne konkretes Ergebnis. Noch werden im Namen des Klimaschutzes Entscheidungen gefällt, die wie z.B. die Förderung von Biosprit zur Entwaldung und zum Artensterben beitragen. Auch Klimaschutz-Finanzierungskonzepte wie REDD können bei schlechter Ausführung Artensterben und Klimawandel verstärken.

Nächstes Jahr ist das internationale Jahr der biologischen Vielfalt. Statt der anvisierten deutlichen Reduktion des Artensterbens wird man eine Beschleunigung noch über den Erwartungen feststellen müssen. Experten hoffen, dass dies bei Politikern den nötigen öffentlichen Druck bewirkt, damit dringend notwendige politischen Entscheidungen wie die Schaffung eines neuen UN-Forums für Artenschutz endlich durchsetzbar werden.

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