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Seit Jahren tropfen die Pipelines im Nigerdelta und sorgen laut aktuellem UNO-Bericht für eine der größten Ölkatastrophen weltweit.

Für mehr als 50 Jahre war die Ölförderung eine Schlüsselindustrie für die Wirtschaft Nigerias, des größten Landes Westafrikas, und große Investoren wie der britisch-niederländische Ölkonzern Shell investierten in diesen Sektor - ohne Rücksicht auf Verluste. 7000km Pipeline-Rohre durchkreuzen die besonders ölreiche Region Ogoniland im Nigerdelta östlich von Port Harcourt. Viele davon sind heute Jahrzehnte alt, verrostet und anfällig. Zwar hat sich Shell 1993 aufgrund massiver Proteste der einheimischen Bevölkerung aus Ogoniland zurückgezogen aber kontrolliert dort immer noch über eine Tochtergesellschaft den Großteil der Leitungen. Vergangenen Donnerstag wurden die Ergebnisse der Studie des UNO - Umweltprogramms (UNEP) veröffentlicht, die das Hauptfördergebiet im Nigerdelta über 2 Jahre hinweg untersuchte: Um die Natur in Ogoniland im Nigerdelta zu retten, seien die umfangreichsten und längsten Aufräumarbeiten aller Zeiten, mit einer voraussichtlichen Dauer von 25 bis 30 Jahren vonnöten. UNEP empfahl außerdem die Einrichtung eines Sonderfonds für Ogoniland, in den die Ölunternehmen und die nigerianische Regierung eine Milliarde Dollar (etwa 700 Millionen Euro) einzahlen sollten.

Laut amtlichen Angaben gab es alleine in den Jahren von 1976 bis 2001 rund 6800 Zwischenfälle, bei denen insgesamt knapp 500 Millionen Liter Öl austraten. Das Rohöl aus den leckenden Pipelines verseucht Flussläufe und Mangrovengebiete von der Fläche Portugals, doch die Bevölkerung wurde bisher alleingelassen mit den Konsequenzen: Schmutziges Trinkwasser und verseuchte Böden erschweren die Landwirtschaft und verseuchte Flussläufe sorgen für hohe Krebsraten und Abwanderung von Fischen. Auch die sensiblen Mangrovenwälder, die wichtige Laich und Aufwuchsgebiete für Fische, Krebse und Garnelen darstellen, sind massiv belastet und führen zu Rückgängen in den Fischereierträgen. Die Konsequenzen der Ölförderung belasten die Gesundheit der lokalen Bevölkerung und nehmen ihnen ihre Lebensgrundlage und sorgen für Armut. Laut des Obersten Gerichtshofs in London handle es sich um „eine der größten Ölkatastrophen, die die Welt je gesehen hat.“ Der UNEP-Bericht klagt an: „Die Kontrolle und Wartung der Anlagen waren und sind unzureichend. Shell hat nicht einmal die konzerneigenen Vorgaben für Gesundheitsschutz und Sicherheit eingehalten”, doch der Konzern selbst zeigt sich uneinsichtig: Man bedauere zwar die Vorfälle und übernehme die Verantwortung für zwei Öllecks, doch Hauptursache für die Verschmutzung seien die Bewohner selbst durch Öldiebstähle und die immer wieder vorkommenden Anschläge durch radikale Gruppen.

Umweltaktivisten sehen die Medienresonanz des UNEP-Berichts zumindest als Teilerfolg für mehr Gerechtigkeit.

Linktipps:

http://www.tagesschau.de/ausland/oelpest370.html (vom 02.09.10)

http://www.tagesschau.de/ausland/nigeria318.html (vom 05.08.11)

http://ngm.nationalgeographic.com/video/player?titleID=1460759125 (Fotobericht vom Februar 2007)

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