Die indigenen Kichwa aus dem Amazonasgebiet in Ecuador beschlossen auf ihrer letzten Vollversammlung ein Tapir-Jagdverbot. Für die nächsten 6 Jahre darf das vom Aussterben bedrohte Tier nicht getötet werden. Dominierendes Thema war jedoch der Widerstand gegen die Erdölförderung. Denn der ecuadorianische Staat vergibt trotz richterlichen Verbots weiterhin Bohrlizenzen und verweigert Entschädigungen an die Bewohner Sarayakus.
In Sarayaku werden alle Entscheidungen immer von der Vollversammlung aller Bewohner getroffen, die dort entscheiden, wie sie zukünftig weiter leben möchten. Diese wichtige 4-tägige Zusammenkunft fand im Frühjahr 2013 statt. Über alle Arbeiten und Projekte in Sarayaku wurde in der Vollversammlung Rechenschaft abgelegt und offen über Erreichtes und die Herausforderungen für die Zukunft diskutiert. Auch Kinder nahmen an dem Treffen teil und freuten sich insbesondere über die kulturellen Feste und Spiele, die die Vollversammlung begleiteten.
Beschlossene Sache: Widerstand und Tapir-Schutz
Dominierendes Thema der Diskussionen war der Widerstand von Sarayaku gegen die Erdölförderung auf ihrem Territorium und die aktuelle Regierungspolitik von Ecuador, die weitere Gebiete für die Erdölförderung ausgeschrieben hat. Die Vollversammlung hat sich erneut gegen eine Erdölförderung und für die Erhaltung des Waldes auf ihrem Gebiet ausgesprochen. Sie haben gemeinsam das Konzept „Kawsak Sacha“ (Wald des Lebens) entwickelt, das den Wald als einen Ort für alle Lebewesen und als spirituelle Stätte begreift.
Auch ganz konkrete Schutzbestimmungen wurden beschlossen. So darf der Tapir, der vom Aussterben bedroht ist, in den nächsten 6 Jahren nicht gejagt werden. Danach will die Vollversammlung die Situation bewerten und neue Beschlüsse treffen.
Ignoriert: Staat Ecuador verweigert Entschädigungen
Ende Juli 2013 jährt sich das Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofes für Menschenrechte, das den Staat Ecuador verurteilte, weil er die Rechte von Sarayaku durch das Genehmigen von Probebohrungen zur Erdölförderung verletzte. Der Beschluss des Gerichts sah vor, dass Ecuador den Sprengstoff für die Probebohrungen, der noch immer auf dem Gebiet von Sarayaku lagert, entfernen muss.
Dazu haben bisher mehrere Koordinationstreffen zwischen Sarayaku und den zuständigen staatlichen Stellen stattgefunden. Ecuador ist zudem verpflichtet worden, Entschädigungszahlungen für materielle und immaterielle Schäden zu leisten, was bis heute nicht passiert ist.
Jahrestag des wegweisenden Gerichtsurteils naht
Das Urteil fordert auch, dass für zukünftige Großprojekte auf dem Territorium von Sarayaku das Recht auf Anhörung und die freie, vorherige und informierte Zustimmung gilt. Die OroVerde-Partner in Ecuador werden am Jahrestag in Quito der Hauptstadt Ecuadors Bilanz ziehen und die Erfüllung dieser Auflagen fordern. Es ist abzusehen, dass die Umsetzung des Urteils ausbleiben wird.
Schützende Bäume: Lebende Grenze wächst weiter
Währenddessen pflegt und erweitert Sarayaku weiterhin die - aus Bäumen bestehende -„Lebende Grenze“ als sichtbare Markierung und Zeichen für ihr Territorium. Für Material und Transportkosten um diese wichtige Grenze aufrecht zu erhalten, benötigen sie weiterhin dringend Unterstützung!
Schützen Sie jetzt den Amazonas-Regenwald vor Erdölbohrungen!