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Kakao ist eine der Pflanzen aus dem Regenwald, die aus unserem täglichen Leben schon nicht mehr wegzudenken ist. Was wären z. B. Ostern oder Weihnachten ohne Schokolade? Nachhaltiger Kakaoanbau auf naturnahen Flächen ist eine gute Möglichkeit, Regenwaldschutz voran zu treiben: Die Kleinbauern vor Ort können ihre Familien ernähren - ohne weiter in den Wald vordringen zu müssen. So auch im OroVerde-Projekt WaldGewinn. Aktuell begutachtete Schokoladen-Experte Georg Bernardini im Rahmen einer Projektreise den Kakaoanbau und die -weiterverarbeitung in den Gemeinden vor Ort.

Bereits im Mai 2017 hatte Georg Bernardini mit Hilfe einer Kakaoprobe aus dem OroVerde-Projekt eine erste Testschokolade in seiner Schokoladenwerkstatt in Bonn Oberkassel hergestellt. – und für „sehr gut“ befunden! Und das will schon etwas heißen, den Georg Bernardini hat über 6.000 verschiedene Schokoladen verkostet, bewertet und die Ergebnisse in einem umfassenden Standardwerk veröffentlicht. Seither ist er nicht nur in Fachkreisen bekannt als „der Schokoladentester“. Tatsächlich hat ihn diese Schokolade so neugierig gemacht, dass er gerne der Einladung von OroVerde gefolgt ist: Den Ursprung dieses Kakaos bis zu den Agroforstsystemen der Projektgemeinden in Guatemala zu entdecken. 

Anfang Februar war es dann soweit: OroVerde-Mitarbeiter Michael Metz nahm den Schokoladen-Experten direkt am Flughafen in Guatemala in Empfang. Gleich am Tag darauf ging es in die Projektgebiete von OroVerde in der Sierra de las Minas und Bocas del Polochic. Ziel des Projektbesuches sollte sein, die weitreichende Expertise von Georg Bernardini in den Aufbau der Wertschöpfungskette von Kakao einzubringen. Das bedeutet, dass von der Anlage der Agroforstsysteme über die Weiterverarbeitung bis hin zur Herstellung und Vermarktung einer hochwertigen Edelkakao-Schokolade in Deutschland sein Know-how gefragt ist.

Erst die Weiterverarbeitung sorgt für das volle Aroma des Kakaos aus dem Regenwald

Das herausragende Potenzial des Kakaos aus dem WaldGewinn-Projekt hat uns Georg Bernardini bereits nach der Verkostung der ersten Schokolade bestätigt, die er aus einer Musterprobe unseres Kakao hergestellt hat. Um diese besonderen Eigenschaften des Kakaos zur Entfaltung zu bringen und die Unterschiede zwischen verschiedenen Kakaosorten und Anbaugebieten herauszustellen, ist jedoch der Weiterverarbeitungsprozess von entscheidender Bedeutung. Denn erst die sorgfältige und fachgerechte Fermentierung (Gärung) der frischen Kakaobohnen sorgt dafür, dass die charakteristische Aromen-Vielfalt eines Kakaos voll zum Tragen kommt.

Langfristig mehr erreichen

Um diesen ersten wichtigen Teil der Wertschöpfungskette in den Gemeinden vor Ort aufzubauen, wurden im November 2017 zwei Fermentierung- und Trocknungsanlagen für Kakao in beiden Projektgebieten errichtet. Sie sind die Voraussetzung für die Weiterverarbeitung der frisch geernteten Kakaobohnen in den Gemeinden vor Ort. Durch den Verkauf der fermentierten und getrockneten Bohnen erzielen die Kakaobauern höhere Einkommen, was langfristig auch dem Regenwaldschutz zu Gute kommt. 

Einweihung der Fermentierungs- und Trocknungsanlagen

Der Besuch von Georg Bernardini und Michael Metz zusammen mit den Projektmitarbeitern war ein willkommener Anlass, die beiden Weiterverarbeitungsanlagen offiziell einzuweihen und an die Gemeinden zu übergeben. 
In der Tradition der Q'eqchi'- Maya, der indigenen Gemeinden vor Ort, gehört dazu auch eine mitternächtliche Maya-Zeremonie, um die Götter um ihren Schutz und Segen für die Einrichtung zu bitten und Unheil fern zu halten. Die Teilnahme an der Zeremonie war ein spannendes Erlebnis für den Besuch aus Deutschland, denn so etwas sieht man wirklich nicht alle Tage!

„Dschungelkakao“ aus naturnahen Agroforstsystemen 

Auf dem Programm standen auch Agroforstsysteme mit Kakao, die mit Hilfe des Projektes wieder bewirtschaftet werden oder neu angelegt wurden. Ziel dieser Anbausysteme ist es, durch eine Mischung vielfältiger Nutzpflanzen mit Kakao und Edelhölzern als Schattenspendern, die Ernährungssicherheit der Familien zu verbessern und Einkommensalternativen zu schaffen. Diese Flächen sind so angelegt, dass sie in Struktur und Vielfalt dem umgebenden Regenwald nachempfunden sind. Dadurch wird erreicht, dass in den Nutzflächen wieder Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten entstehen und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen, Schädlingsbefall und Pflanzenkrankheiten erhöht wird.
Georg Bernardini zeigte sich beeindruckt von dieser Vielfalt, die er bisher so in keinem anderen Kakaoanbaugebiet gesehen hatte und prägte prompt den Begriff des „Dschungelkakaos“.
Auf diesen Flächen pflanzen die Kleinbauern nur etwa die Hälfte an Kakaobäumen an wie auf konventionellen Plantagen. Daher besteht nun die Herausforderung darin, entsprechend höhere Preise für den ökologischen und sozialen Mehrwert dieses besonders nachhaltigen Kakaoanbaus zu erzielen.

 

Auf der Suche nach dem Quetzal im Bergnebelwald

In dem Projekt von OroVerde geht es aber nicht nur um den Anbau und die Weiterverarbeitung von Kakao. Das übergeordnete Ziel besteht darin, die tropischen Ökosysteme dieser Region mit ihren artenreichen Bergnebelwäldern zu erhalten. Aus diesem Grund stand zum Abschluss der Projektreise auch noch ein Besuch der Kernzone des Schutzgebietes in einer Höhe von 1.500 – 2.300 m auf dem Programm. Sie ist Teil eines der größten noch verbliebenen Bergnebelwälder in ganz Mittelamerika und Lebensraum des prächtigen Wappenvogels von Guatemala: dem Quetzal.

Nachdem es die ganze Nacht über ununterbrochen geregnet hatte, grenzte es fast an ein Wunder, dass es am nächsten Morgen pünktlich zum Aufbruch auf eine kleine Wanderung in den Nebelwald plötzlich aufhörte zu regnen. Doch es kam noch viel besser, denn die OroVerde-Reisegruppe hatte sogar noch das Glück, gleich mehrere Weibchen des seltenen und sagenumwobenen Quetzals beobachten zu können.  Die Männchen waren zu dieser Zeit wohl beim Brutgeschäft, das sich die Paare teilen. Trotz nasser Kleidung war das ein gelungener Abschluss eines nicht alltäglichen Projektbesuches. Und möglicherweise der Beginn einer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit.

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