Die Vernichtung der Wälder stellt die zweitwichtigste Ursache für die CO2-Emission dar. Aus diesem Grund spielt auf der diesjährigen Klimakonferenz das Thema Wald eine entscheidende Rolle. Die Kernfrage: "Wie ermöglicht man es armen Ländern, ihre Urwälder zu bewahren?" Lesen Sie hier einen Bericht von dem offiziellen Waldtag der Konferenz in Cancun.
Ein Bericht unserer MitarbeiterInnen vor Ort:
"Am Sonntag, den 5.12., fand auf der Klimakonferenz in Cancun der offizielle Wald-Tag statt. Auf Einladung vieler internationaler Organisationen fanden den ganzen Tag Diskussionen und Vorträge zum Thema "Wald und Klimaschutz" statt. Insgesamt waren über 1.500 Teilnehmer dabei – viele NGOs aus der ganzen Welt, Vertreter von Regierungen, die hier verhandeln, Universitäten, Forschungseinrichtungen und viele mehr. Das Motto („Time to act“) hat auch ganz gut die Stimmung wieder gegeben: es wird endlich Zeit, dass nicht nur über Waldschutz geredet wird, sondern dass hier in Mexiko konkrete Schritte beschlossen werden - aus unserer Meinung gilt dies übrigens nicht nur für den Waldschutz (siehe unten ).
Wie wichtig Mexiko als Gastgeber der Klimaverhandlungen das Thema nimmt, war daran zu sehen, dass der Präsident Felipe Calderón persönlich bei der Eröffnung am Morgen dabei war und betont hat, wie sehr ihm das Thema Waldschutz am Herzen liegt. Wichtige Punkte waren ihm dabei auch,
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dass die Verringerung der Entwaldung gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung erreicht werden muss
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dass der illegale Holzeinschlag durch andere Einkommensquellen für die Bevölkerung und die Bekämpfung der Korruption verringert werden muss, und
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dass es ein gutes Monitoring des aktuellen Waldzustandes geben muss.
Über den Tag hinweg wurden diese Themen weiter diskutiert: Wie genau kann und muss das Monitoring aussehen? Wie genau können wir die Veränderungen im Wald messen? Wie die Auswirkungen auf die lokale Bevölkerungen und die Biodiversität? Woher können Finanzierungen für den Waldschutz kommen?
Indigene Gruppen aus Zentralamerika haben vorgestellt, wie die aktuelle Situation in ihren Ländern im Bezug auf Wald und Klimaschutz ist. Während einige aktiv an eigenen Projekten planen und versuchen sich in die nationale und internationale Diskussion einzubringen, haben andere bisher nur sehr wenig über das Thema gehört und sind nicht in nationale Planungen eingebunden.
Auch wenn sich fast alle Teilnehmer des Waldtages einig waren, dass der Schutz der Biodiversität sehr wichtig für den langfristigen Waldschutz ist, waren viele davon überzeugt, dass das Thema noch nicht die notwendige Beachtung in den internationalen Verhandlungen findet.
Eine der Schlussfolgerungen aus dem Waldtag war dann auch, dass die Synergien zwischen Klimaschutz durch Verringerung der Entwaldung, mit dem Schutz der Biodiversität und der Verbesserung der Situation der lokalen Bevölkerung nicht automatisch passieren werden. Beides muss als wichtige Sicherheiten (safeguards) explizit in den offiziellen Beschlüssen zu Waldschutz enthalten sein, um die Umsetzung in allen Projekten und für alle Länder verbindlich zu machen.
In den aktuellsten Textversionen zum Abschlussdokument für Waldschutz, die gerade diskutiert werden, kommen diese Sicherheiten zu unserer Freude vor. Gestritten wird noch darum, wie die Vorgaben dazu aussehen werden, wie der Schutz der Biodiversität und die Wirkungen für lokale Gemeinden „gemessen“, berichtet und überprüft werden können. OroVerde setzt sich im Rahmen des Climate Action Networks (CAN) dafür ein, dass hier klare Vorgaben gemacht werden. Bei allem Optimismus zu einer Integration des Waldschutzes in den internationalen Klimaschutz und dem Erreichen einer Einigung hierzu, ist es sehr wichtig, dass diese Fragen geklärt sind, und nicht in letzter Minute wieder gestrichen werden!
Ungeklärt ist außerdem, wie der internationale Finanzierungsmechanismus für Waldschutz gestaltet wird. Hierbei ist OroVerde wichtig, dass nicht eine direkte Verknüpfung mit Emissionshandelssystemen wie dem europäischen eingerichtet wird, die es Unternehmen erlaubt, sich mit preiswerten Emissionszertifikaten von eigenen Reduktionszielen freizukaufen.
Während also für den Waldschutz schon einiges auf dem richtigen Weg ist, ist bei den weiteren Verhandlungen noch vieles unklar. Immer wahrscheinlicher wird, dass hier in Cancún nur beschlossen wird, was die nächsten Schritte sind und wie dann im nächsten Jahr in Durban, Südafrika, die endgültige Entscheidung über die Verlängerung des Kyoto-Protokolls getroffen werden kann. Dabei sind die wissenschaftlichen Ergebnisse zu den möglichen Auswirkungen des Klimawandels erschreckend: Schon bei einer Erhöhung von 2°C, wie sie bisher im Verhandlungstext steht, wird der Amazonaswald vielleicht nicht so wie bisher weiter existieren können. Die Auswirkungen spüren viele ärmere Länder und vor allem die kleineren Inselstaaten schon jetzt. Die in Kopenhagen gemachten Zusagen die Emissionen zu reduzieren reichen bei Weitem noch nicht aus, das zwei Grad Ziel zu erhalten. Viele Umweltorganisationen hier fordern, dass in dem Verhandlungstext das Ziel, die Erwärmung auf höchstens 1,5°C zu begrenzen, verbindlich festgelegt wird, dass die Summe der weltweiten Emissionen ab 2015 verringert werden muss (peak year 2015), und so die CO2 Konzentration in der Atmosphäre auf 350 ppm beschränkt wird. Das muss in den Verhandlungstext aufgenommen werden – eine Entscheidung nur über Waldschutz reicht bei weitem nicht aus um den globalen Klimawandel zu verringern – Einigungen in allen anderen Bereichen sind notwendig und wichtig!
Morgen (Dienstag, 7.12.) beginnt das High Level Segment, zu dem die Umweltminister viele Länder kommen – wir hoffen, dass die Verhandlungen dann noch mal ein neuen Schwung erhalten…..
Soweit für heute
Max und Elke"