Zum Hauptinhalt springen

Es geht deutlich mehr Kohlenstoff durch die Abholzung der brasilianischen Regenwälder verloren, als bislang angenommen. Dies fanden Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung nun heraus. Der Effekt des Rückgangs von Regenwald sei unterschätzt worden. Grund dafür ist, dass man bisher den Verlust von Vegetation an Waldrändern und damit die Steigung der Emissionen nicht berechnen konnte. Die Wissenschaftler haben nun eine Möglichkeit gefunden. Ihre Forschung zeigt, dass infolge der starken Zunahme von Randzonen bis zu ein Fünftel mehr Kohlenstoff durch Abholzung freigesetzt wird.

Die Wissenschaftler verwendeten eine Methode, mit der sich der prozentuale Verlust von Kohlenstoff in unterschiedlich stark zerstückelten Regenwäldern, die bereits durch Rodung beeinflusst wurden, bestimmen lässt. Zum Vergleich nahmen sie die Werte aus großflächigen noch unberührten Regenwäldern in Brasilien und dem Amazonasgebiet. Durch Rodung entstehen in einem Waldstück neue Randgebiete. Waldrodung verändert immer auch die Lebensbedingungen der übrig geblieben Bäume. Die zuvor im tiefen Regenwald gelegene Bäume und Pflanzen liegen nun frei in der Randzone und sind Wind und Sonne ausgesetzt. Temperaturunterschiede und Sonneneinstrahlung sorgen vor allem bei alten Bäumen zu einer hohen Sterberate.
Mit einem Waldsimulationsmodell namens FORMIND berechneten die Wissenschaftler, je kleiner der verbleibende Teil eines Waldstücks ist, desto mehr Verlust an gespeicherter Biomasse entsteht. Erst bei einer Größe von 10.000 Hektar Waldfläche kann man die Emissionen durch die Fragmentierung vernachlässigen.

Was über bleibt
Mit Hilfe von Satellitenbildern berechneten die Wissenschaftler die räumliche Verteilung des Amazonas Regenwaldes und des Küstentropenwaldes. Dabei stellten sie fest, dass Küstentropenwald insgesamt mit elf Prozent seiner ursprünglichen Flächen nur noch 157.000 Quadratkilometer einnimmt. Zum Vergleich Deutschland ist mit einer Fläche von 357.168 Quadratkilometern größer. Der Wald ist in 245.173 Fragmente zerschnitten, davon sind 90 Prozent der Waldreste kleiner als 100 Hektar. Das bedeutet, viele Randzonen sind entstanden! Die Folge der Rodung und Zerstückelung des Regenwaldes führt die Veränderung der Lebensbedingungen in den Waldgebieten zu einem Verlust von 68 Millionen Tonnen Kohlenstoff in 10 Jahren.

Neue Erkenntnisse
Erstmals wurde errechnet, welchen Effekt diese Randzonen bei Regenwäldern weltweit auf die Speicherung von Kohlenstoff hat. Die Forscher des Zentrums erfuhren durch ihre Forschung, dass 10 Prozent der Regenwaldflächen in Randzonen liegt. Das erhöht den Wert um zusätzliche Treibhausgase in der Atmosphäre. Diese Berechnungen sind völlig neu und so kamen die Werte bislang nicht in den Kohlenstoffbilanzen vor. Auch in den Berichten des Weltklimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) wurden diese Werte nicht direkt berücksichtigt.

Was nun?
Die neuen Erkenntnisse sind in Zukunft auch für die praktische Klimaschutzpolitik wichtig. Zum einen ist es sinnvoll, großflächige Regenwald-Gebiete zu erhalten und zum anderen Fragmente durch gezielte Wiederaufforstung und Regenerierungsprojekte miteinander zu verbinden. 

Wie Wiederaufforstung funktioniert und wie Sie dabei helfen können erfahren Sie in unserem Projekt Baum für Baum.

 

Der Originalartikel stammt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Auf dieser Seite
Direkt zum Thema springen...