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Das Ziel des OroVerde-Projekts in Ecuador und Peru: Gemeinsam zurück zu den Wurzeln reisen. Nun starteten die Jugendlichen eine Flussfahrt ins Abenteuer. Quer durch ein aufgewühltes Land.

Platschen, Knattern, Jubel – noch eine Runde dreht das Boot. Dann wendet es und pflügt durch die braunen Wogen. Im Rumpf des Kanus sitzt eine Handvoll Jugendlicher und winkt zum Ufer. Die Wellen schwappen den Kindern dort um die Füße. Sie winken begeistert zurück. Rufe hallen über das Wasser. Dann folgt schon das nächste Boot. Und das nächste. Als die drei Kanus hinter der Flussbiegung verschwinden, kehrt wieder Stille ein. Das Wasser des Bobonaza fließt stetig an der Siedlung Sarayaku vorbei. Die Reise auf dem Fluss der Ahnen hat begonnen.

Vor zwei Jahren ist das Jugendprojekt „Juntos Adelantes“ von OroVerde gestartet. „Gemeinsam vorwärts“ wollen die Kichwa aus Sarayaku in Ecuador und die Shipibo-Conibo in Peru. Die Vernetzung zweier indigener Völker in zwei verschiedenen Ländern ist eine Herausforderung. Vor allem ist es aber eine Chance für die nächste Generation der Gemeinden. Die Jugendlichen lernen ihre eigenen Wurzeln kennen – und die der anderen. Bei einem ersten Austauschtreffen reisten die jungen Indigenen aus Peru vergangenes Jahr in den Dschungel von Sarayaku. Nun haben sich die Kichwa auf den Weg nach Peru gemacht – mit dem Boot.

Salz der Erde

Die Reise führt entlang der Flüsse des Amazonas-Regenwaldes, der Ruta de la Sal, über die Flüsse Bobonaza (Pusku Yaku), Pastaza, Marañon und Huallaga. Statt mit Paddeln sind die Jugendlichen mit Motorbooten ausgerüstet. Denn die Route ist lang.

“Unsere Vorfahren waren auf diesen Flüssen vor Hunderten von Jahren mit ihren Kanus und Paddeln aus besonderen Hölzern monatelang und jahrelang unterwegs, um ihr Wissen und ihre Produkte auszutauschen. Es waren Zeiten, in denen es keine starren Grenzen gab, in denen Zeit keine Rolle spielte und in denen sie in absoluter Freiheit reisten. Dies sind die Quelle der Inspiration und die Visionen dieser neuen Generation.”

Das haben die Jugendlichen geschrieben, bevor sie sich auf die Reise gemacht haben. Auf der “Ruta de la Sal” transportierten die Ahnen über Hunderte Kilometer Salz in ihre Heimat. Das wichtigste Gut an Bord sind heute die jungen Frauen und Männer. Und mit ihnen eine neue Vision für das Zusammenleben und den Schutz der Wälder.

“Dies werden Momente des Austauschs von Erfahrungen des Gemeinschaftslebens, der kulturellen Identität, Gedanken, Ideen und Strategien für Aktionen zur Verteidigung der Territorien des Lebens sein. Ein historisches Treffen, um Worte, Energien, Kräfte, Gedanken und Herzen zu vereinen, um die Prozesse des Kampfes zur Verteidigung des Lebens und der Territorien der Vorfahren zu verteidigen und zu stärken.”

Land am Abgrund

Das Erbe, das die Jugendlichen aus Ecuador antreten, ist ein schweres. Die Gemeinde Sarayaku wehrt sich seit Jahren gegen die Erschließung des Regenwalds. Konzerne wollen dort Erdöl aus dem Boden fördern. Die Bäume würden fallen, die Indigenen müssten weichen. Doch auch im Yasuní-Nationalpark liegen große Vorkommen von Öl in der Erde. In einem Referendum soll die Bevölkerung Ecuadors am 20. August 2023 über die Erschließung abstimmen. Sarayaku-Aktivistin Helena Gualinga sagt dazu auf Instagram:

„Als Ecuadorianer*innen haben wir eine große Verantwortung, diesen heiligen Ort für indigene Völker und einen kritischen Ort für das Weltklima zu schützen. Angesichts des Klimawandels, der sich weltweit in vielen Facetten zeigt, brauchen wir Orte wie Yasuní.“

Das Schicksal der indigenen Gemeinden, des Waldes und des Ökosystems Tropenwald aufgehängt an einem Datum. Der Kampf um den Wald geht weiter.

Und auch politisch steht Ecuador am Scheideweg. Zeitgleich mit dem Referendum über die Erdölförderung finden in Ecuador Präsidentschaftswahlen statt. Und der demokratische Prozess wird von brutaler Gewalt überschattet. Eine 22-jährige Politbloggerin wurde von Unbekannten ermordet. In der vergangenen Woche wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio erschossen. Und am Montag richteten Unbekannte den Politiker Pedro Briones in seinem Haus hin. Seine Parteifreundin Luisa González kandidiert ebenfalls für das Präsidentenamt. Sie sagt: „Ecuador erlebt seine blutigste Ära.“

Droht in Ecuador der „perfekte Sturm“? Der indigene Präsidentschaftskandidat Yaku Pérez sagte nach dem Mord an seinem Konkurrenten in einem Interview: „Ecuador ist ein gescheiterter Staat.“ In dieser Gemengelage wirkt die Bootsfahrt der Jugendlichen aus Sarayaku wie ein Flackern im Wind. Aber das Licht, das sie im Dunkeln zum Leuchten bringen, wollen sie nicht erlöschen lassen. Für ihre Ahnen, ihr Volk, ihre Zukunft – und für den Wald.

welle

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Fotonachweis: Sarayaku (alle Bilder)

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