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Im östlichen Amazonasgebiet qualmen die Holzkohle-Meiler nicht mehr, weil die US-Stahlkocher kaum noch brasilianisches Roheisen kaufen. Auch die Nachfrage nach Rindfleisch und Soja ist gesunken. Rettet die Weltwirtschaftskrise den Amazonas-Wald? Gibt sie ihm wenigstens eine Schonfrist?

Ein Bericht von WOLFGANG KUNATH, FR-online.de

Der riesige Platz vor der Roheisenhütte Cosipar ist verdächtig leer. Wo in guten Zeiten 1500 Lastwagen im Monat vorfahren, um Eisenerz abzuladen, wartet jetzt gerade mal ein Dutzend. "Naja, es läuft alles ziemlich schwach zurzeit", knurrt einer der Fahrer, der seine Hängematte zwischen den Hinterreifen aufgehängt hat und im Schatten der Ladefläche döst, bis er dran ist.

Ziemlich schwach ist noch übertrieben. "Von den elf Eisenhütten in unserer Region stehen sieben still", sagt Mauro Corrêa, der Präsident des Eisenhütten-Verbandes. "Von den 9256 Mitarbeitern haben wir schon ein Drittel entlassen." Der Preis pro Tonne ist kurz nach Beginn der Krise um mehr als die Hälfte abgesackt, klagt der Verbandspräsident, "aber das schlimmste ist, es gibt praktisch keine Käufer mehr". Im ersten Quartal fiel die Produktion von 1,8 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr auf um die 30 000 pro Monat, also ungefähr ein Fünftel. Das rund 800 Kilometer südlich der Amazonas-Mündung gelegene Marabá beliefert ausschließlich die Stahlkocher in den USA. Und dieser Markt ist praktisch tot.

Aber so schlimm die Krise ökonomisch für die Region ist - für den Wald ist sie eine ökologische Wohltat. Denn am Anfang der Produktionskette, an deren Ende der Stahl etwa zu Motorblöcken für amerikanische Straßenkreuzer verarbeitet wird, steht eine geradezu archaische Energiequelle: Holzkohle. Sie wird in Tausenden und Abertausenden von Meilern hergestellt, unter ökologisch meist verheerenden Umständen, oft unter Ausnutzung von Kinderarbeit und Schuldknechtschaft.

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