Aus dem ecuadorianischen Amazonas-Regenwald haben wir letzte Woche aktuelle Nachrichten der Kichwa von Sarayaku bekommen, dass der schwelende Konflikt um ihre Landrechte eskaliert. Schon seit einiger Zeit hat sich im Norden des Territoriums von Sarayaku eine fremde Gruppe niedergelassen und damit gegen die traditionellen Gesetze von Sarayaku verstoßen. Diese besagen, dass eine Besiedlung nur in Absprache und mit Zustimmung der Gemeinde Sarayaku erfolgen darf. In den letzten Wochen wurde immer deutlicher, dass die neue Gruppe die Erdölindustrie unterstützt und eine lokale Zustimmung für die Bohrungen simulieren will.
Die Kichwa von Sarayaku haben daraufhin die lokalen Behörden aufgefordert, sie bei der Räumung ihres Territoriums bis zum 30.04.2010 zu unterstützen. Die Polizei ist aber nicht wie erwartet am Ort erschienen und eine Abordnung aus Sarayaku ist auf dem Weg in die illegale Siedlung am 29.04.2010 angegriffen worden. Zwei Mitglieder sind dabei mit Schüssen und Dynamit verletzt worden. Grund für die fehlende Unterstützung durch die Polizei ist laut Aussage der Provinzgouverneurin, dass sich die Behörden mit den Rechten der indigenen Völker nicht auskennen und die neue ecuadorianische Verfassung, in der diese Rechte festgelegt wurden, noch nicht gut kennen.
Die in der Verfassung garantieren sogenannten kollektiven Rechte beziehen sich beispielsweise auf das Recht auf Territorium und das Recht auf eigene Entwicklung und Selbstbestimmung. Diese Rechte sind auch Bestandteil eines internationalen Übereinkommens, das den Schutz indigener Völker und deren Land zum Inhalt hat. Auch die ecuadorianische Regierung hat das Abkommen unterzeichnet. Dabei geht es darum, dass die Kichwa als Indigene schon lange vor der Besiedlung durch die Europäer in der Region lebten und deswegen besondere Rechte und Selbstbestimmung über ihr Territorium haben. Viele lokale Gemeindeverwaltungen kennen die Gesetze des Staates nicht genau und fördern so weiter das Eindringen von Unternehmen.