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Das WasserWald-Projekt arbeitet dort, wo Wasser und Wald aufeinandertreffen und die empfindlichen Zusammenhänge zwischen den Ökosystemen besonders deutlich werden.

WasserWald setzt genau an diesen Zusammenhängen an. Das Projekt bündelt Wissen und Erfahrungen von Partnerorganisationen aus wichtigen Wassereinzugsgebieten in der Dominikanischen Republik, Guatemala, Kuba und Mexiko. Gemeinsam werden unterschiedliche naturbasierte Anpassungsmaßnahmen erprobt sowie auf Effektivität, Effizienz, Übertragbarkeit und Skalierbarkeit hin überprüft. Der länderübergreifende Ansatz mit mehreren Partnerorganisationen gibt dem Projekt auch das nötige Gewicht, um auf politische Entscheidungsträger*innen einzuwirken und die Ergebnisse in öffentliche Planungsprozesse einfließen zu lassen.

Wo Wald verschwindet, nimmt auch der Wasserkreislauf Schaden, Grundwasserspiegel sinken, Wasser wird knapper. Das beschleunigt wiederum den Verlust von Waldflächen; ein Teufelskreislauf. Doch es funktioniert auch umgekehrt: Gezielte Waldschutzmaßnahmen in Wassereinzugsgebieten helfen nicht nur dem Wald, sondern fördern auch Bewahrung und Regeneration der Wasserreserven. Das Projekttreffen im Februar dieses Jahres in der Dominikanischen Republik zeigte die Innovationskraft der länderübergreifenden Initiative und stellte wichtige Weichen für die Zukunft.

Innovationskraft durch länderübergreifenden Austausch

Der länderübergreifende Erfahrungsaustausch ist ein zentraler Baustein in diesem Konzept. Auch wenn in den letzten Jahren regelmäßige virtuelle Treffen stattfanden, fieberte deshalb das gesamte Team dem unter strengen Corona-Auflagen stattfindenden ersten internationalen Projekttreffen seit Beginn der Pandemie entgegen. Ende Januar machten sich die Delegationen aus allen fünf beteiligten Ländern auf den Weg nach Santiago Rodríguez im Nordwesten der Dominikanischen Republik. Mit dabei waren jeweils 8 Vertreter*innen aus Kuba, Guatemala und der Dominikanischen Republik, 13 aus Mexiko sowie 6 Kolleg*innen von OroVerde.

Mit besonderer Spannung wurden die zwei für Feldbesuche reservierten Tage erwartet, an denen sich die Teilnehmenden vor Ort ein Bild von den Fortschritten des Projekts machen konnten. Bei den Exkursionen zu einem Dutzend Hausgärten, einem Ökotourismus-Projekt mit Jugendlichen, zwei neuen, von den Gemeinden selbst verwalteten Kaffee-Verarbeitungsanlagen, zwei Baumschulen und sechs Agroforstsystemen in den Gemeinden La Cavirma, Cenoví, Los Ramones und Palero war hautnah zu erleben, mit wieviel Motivation, Sachverstand und Innovationskraft sowohl das Projektteam vom Centro Naturaleza als auch die Menschen aus den Gemeinden bei der Sache sind.

Trotz der bereits erreichten Erfolge werden die an WasserWald beteiligten Menschen nicht müde, immer weiter an Details der Maßnahmen zu feilen oder nach neuen Ideen zu suchen. Der internationale Erfahrungsaustausch befeuert diese Innovationskraft weiter. Eine der von der dominikanischen Partnerorganisation Centro Naturaleza entwickelten Ideen war zum Beispiel, Ingwer in Totholzhecken zu pflanzen. Das Wurzelwerk macht die Hecken, die zur Erosionsvermeidung angelegt wurden, noch fester. Zudem dient der Ingwer als neues Produkt für den Verkauf und den Hausgebrauch. Beim Besuch auf einer der Parzellen, auf denen diese Technik umgesetzt wurde, bildete sich direkt eine Gruppe von Biolog*innen, Agrartechniker*innen und Produzent*innen, die mit leuchtenden Augen darüber debattierte, auf welcher Art von Böden und Terrain sich diese Technik am besten einsetzen lässt und wie sie sich dementsprechend in andere Länder übertragen ließe. An anderer Stelle demonstrierte ein Projektteilnehmer stolz, wie ein oberhalb seines Hausgartens gezogener Graben nicht nur verhindert, dass bei Starkregen die Wassermassen die Ernte mit sich reißen, sondern das Wasser so auffängt, dass es danach langsam ins Erdreich unter den Beeten einsickern kann und den Ertrag verbessert. Eine Gesprächsgruppe diskutierte sofort, ab welcher Steigung sich die Anlage eines solchen Grabens lohnt und was die effizienteste Form wäre, ihn anzulegen. Zwei Beispiele, die zeigen, wie das Projekt zum Motor für Innovation geworden und wie wichtig dafür der internationale Erfahrungsaustausch ist.

Wasser- und Waldschutz politisch Gehör verschaffen

Doch WasserWald gibt sich nicht damit zufrieden, auf lokaler Ebene Wälder und Wasserquellen zu schützen. Um der Klimakrise und dem weltweiten Verlust von biologischer Vielfalt wirksam entgegentreten, und erfolgreiche Ansätze ausweiten zu können, müssen diese auch in der Öffentlichkeit sowie bei Entscheidungsträger*innen aus Politik und Wirtschaft mehr Beachtung finden.

Deshalb trafen Projektkoordinator Torsten Klimpel, Monitoringexpertin Ineke Naendrup und OroVerde-Vorständin Martina Schaub sich bereits im Vorfeld des Treffens mit dem Umweltminister, drei Staatssekretären des Landwirtschaftsministeriums und dem Direktor der nationalen Landwirtschaftsbank der Dominikanischen Republik, um sich über Ansätze zur Stärkung von ökosystembasierten Anpassungsmaßnahmen und deren Einbindung in öffentliche Planungsprozesse auszutauschen.

Auch die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor waren ein wichtiges Thema. Besonders eindrucksvoll war in diesem Rahmen der Austausch mit den Mitgliedern von CONORYAQUE (Consejo Noroeste Cuenca Baja del Yaque del Norte), einem im Rahmen des Projektes entstandenen Gremiums, in dem Umweltorganisationen, politische Amtsträger und Wirtschaftsvertreter wie beispielsweise Dachverbände von Bananenproduzent*innen gemeinsam für Schutz und Regeneration der für alle Akteure der Region lebenswichtigen Wasserressourcen arbeiten.

Die Arbeitsgruppe Kommunikation, nutzte das Treffen zusätzlich für Aufnahmen für einen Dokumentarfilm über das Projekt, der nächstes Jahr auf verschiedenen Filmfestivals eingereicht werden soll und den Start der gemeinsamen Kampagne „Somos Guardianes de CuencasVerdes“ (sinngemäß ungefähr „Wir sind Hüter*innen unserer Wasserquellen“). Mauricio Santamaria, Spezialist für ökosystembasierte Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel, reiste anschließend zusammen mit der kubanischen Delegation weiter nach Kuba, um die Fortschritte aus der Nähe zu begutachten und eine mögliche Projektverlängerung mit den staatlichen Behörden zu diskutieren.

Wie geht es weiter für Wasser + Wald?

Fest stand für alle Teilnehmenden, dass WasserWald hinsichtlich Austausch und Wissenstransfer einen besonderen Charakter als Pilotprojekt hat, das der Komplexität zunehmender Klimarisiken mit konkreten Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen entgegentritt. Anpassung an den Klimawandel und die notwendige Finanzierung liegen zwar auch in der Verantwortung der einzelnen Länder, globale Wirkungskraft kann sich aber nur entfalten, wenn wir länderübergreifend denken und arbeiten. Im Zuge des Projekts konnten und können die richtigen Weichen gestellt werden, um die Stärkung der Ökosysteme auf allen Ebenen voranzutreiben und somit den Arten-, Wald- und Wasserschutz langfristig voranzutreiben. Der Austausch auf dem Projekttreffen hat uns dementsprechend in unseren Plänen bestärkt, WasserWald auch über 2023 hinaus fortzuführen!

 

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Fotonachweis: © J. Rüger