Zum Hauptinhalt springen

Mangrovenschutz in Honduras – das hat sich unser neues Projekt auf die Fahne geschrieben. In der Region des Golfs von Fonseca an der Südwestküste Honduras gilt es große Herausforderungen zu meistern: Abfall zwischen den Mangroven, Fischarten, die verschwinden und mangelhafte Datenlage zur Wasserqualität. Das Projekt setzt sogar noch an weiteren Hebeln an, um langfristig zu wirken.

Langsam gleitet das Fischerboot durch das trübe Wasser in der Abenddämmerung – es gluckst und blubbert bei jedem Stoß gegen eine Wurzel im riesigen Geflecht, das uns umgibt. Bei einem Besuch im Mangrovengebiet des Golfs von Fonseca in Honduras hatte unsere Kollegin Laura Krings die Gelegenheit, den Reichtum der „blauen Wälder“ mit allen Sinnen zu erleben – und mit Schlüsselakteuren für ihren Erhalt und Wiederaufbau zu sprechen.

Mangroven sind nicht nur als Kohlenstoffspeicher ein wichtiger Verbündeter – sie bremsen die Wucht von Tropenstürmen, festigen die Küste und liefern im Golf von Fonseca Fischerfamilien Nahrung und eine Einkommensgrundlage. Die Mangrovenbestände gehen weltweit jedoch zurück und weichen meist landwirtschaftlichen Flächen oder Aquakulturen. Im Golf von Fonseca kommt neben der Landnutzungsänderung noch ein anderes Problem hinzu: zunehmende Verschmutzung durch feste Abfälle, aber gleichzeitig wenig Koordination, um die Wasserqualität und den Zustand der Mangroven zu überwachen. Zur Datengenerierung, verbessertem Abfallmanagement und Monitoring der Wälder nimmt das neue OroVerde-Projekt, das im Oktober gestartet ist, nun eine Schlüsselrolle in der Region ein.

Traditionelle Fischerei in Gefahr

Die Bedeutung der Fischerei im Inselarchipel am kleinen Stück der Pazifikküste Honduras ist auf der Reise allgegenwärtig: Fast jede Familie lebt von der traditionellen Fischerei und fährt in den Morgenstunden in den Golf hinaus, um die Netze auszuwerfen. Auch Muschelsammeln, traditionell Frauenarbeit, findet auf den kleinen Inseln statt. Auf der Reise hatte Laura Krings die Gelegenheit, mit einigen von ihnen zu sprechen. Die Fischer*innen berichteten uns, dass sich in den letzten Jahren die Fischpopulation verringert hat, einige Fischarten ganz verschwunden sind und es 2019 sogar zu einem großen Muschelsterben kam, für das die Ursache noch nicht ganz geklärt ist.

Die Politik mit ins (Fischer)Boot holen

Der erste Schritt im Projekt ist die Vernetzung der wichtigen Akteure im Bereich Abfallmanagement und Küstenschutz. Die Auftaktveranstaltung im Forschungszentrum CIM, an einem heißen Tag mit 35° C war in dieser Hinsicht ein voller Erfolg: Neben unseren Partnern CODDEFFAGOLF und unserer Kollegin Laura Krings nahmen auch die beiden Bürgermeister der Partnerkommunen, die Umweltverwaltungen, das Institut für Waldschutz und die geowissenschaftliche Fakultät der Universität Honduras teil. Ein besonderer Gast war Dr. Thomas Cieslik von der Deutschen Botschaft Honduras, der die Bedeutung des neuen Projektes in seiner Rede unterstrichen hat.

Die Besuche in den Mülldeponien der Kommunen Nacaome und Marcovia verdeutlichten die Problematik: Die Konzepte für ökologisch sinnvolle Abfallkonzepte sind mangelhaft bis nicht vorhanden. Beispielsweise trägt in der Regenzeit die Strömung eines Flusses Teile der Abfälle aus der Verbrennungsanlage Nacaome ins Meer oder die Bereitstellung von Geldern der öffentlichen Verwaltung reicht nicht aus, um in Marcovia die Recyclinganlage in Betrieb zu nehmen. Durch die seit Ende Januar neu gebildete Regierung der linken Präsidentin Xiomara Castro sind die politischen Ämter neu besetzt. Die Ausgangsanlage für das Projekt ist damit besonders günstig, da die politischen Akteure eine hohe Motivation zeigen, zu Beginn ihrer Amtszeit Veränderungen im Umweltmanagement anzustoßen.

Die nächsten Schritte im Mangrovenprojekt

Aufforstung, Wasserprobenentnahme und Sensibilisierung in Schulen – mit diesen Projektaktivitäten haben die Partner in der ersten Jahreshälfte begonnen. Mit einem Monitoringsystem zur Überwachung des Zustandes der Mangroven, einer Abfallmanagementstrategie z.B. mit effizienteren Müllsammelrouten sowie Recycling und Wiederverwertung und einem neuen Grundstück für die Mülldeponie in Nacaome soll es dieses Jahr noch weitergehen. Ein großer Meilenstein wurde aber bereits erreicht: Das Forschungslabor, in dem gezielt Daten zu Temperatur, Leitfähigkeit, Sauerstoff, TDS (total dissolved solids), Ph-Wert, Ammonium, Phosphat, Nitrit und Nitrat der Wasserproben aus dem Golf von Fonseca ermittelt werden, wurde angeschafft und ein Probenentnahmeplan erstellt. Das NGO-eigene Forschungszentrum, in dem das Labor nun aufgebaut wird, ist gleichzeitig eine Vernetzungsstelle, um Studierende, Politiker*innen und die Zivilgesellschaft zusammenzubringen und die Ergebnisse dafür zu nutzen, das Management der Mangroven zu optimieren.

Der Besuch hat jedenfalls gezeigt: Motivierte Partner, interessierte Politiker und kompetente Mitarbeiterinnen der Universität werden Kräfte bündeln, um effiziente Schutz- und Managementstrategien für die Mangrovengebiete zu entwickeln und umzusetzen.

Jetzt weltweit Regenwald-Schutzprojekte fördern

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie konkrete Projekte zum Schutz des Regenwalds. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz und helfen den Menschen vor Ort.

Fotonachweis: ©Laura Krings