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Schon 76.720 Brände konnte das Nationale Institut zur Weltraumforschung in Brasilien (INPE) schon feststellen - und das allein seit Beginn des Jahres! Das ist ein Anstieg um 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Allein innerhalb der letzten 7 Tage wurden über 9.000 Feuer gemeldet. Das Ausmaß der Brände ist verheerend! Sie wollen mehr über die Brände erfahren? Weiter unten beantwortet wir Ihnen die wichtigsten Fragen zu den Feuern. 

Was rettet den Regenwald in Brasilien vor weiterer Abholzung?

Dr. Volkhard Wille: „Die Lage ist ernster denn je, denn die mühsam in jahrelanger Arbeit erzielten ersten Verbesserungen beim Tropenwaldschutz werden vom brasilianischen Präsidenten Bolsonaro mit einem Federstrich zerstört.“ Dabei ist die Bedeutung der Regenwälder für den Klimaschutz unbestritten. „Bäume entziehen im Wachstum Kohlendioxid aus der Atmosphäre, um es in Stämmen, Wurzeln und im Boden zu speichern", erklärt Wille. Wird der Wald vernichtet, wird das gespeicherte CO2 freigesetzt und heizt den Klimawandel massiv an. Dies gilt es zu verhindern.

Um die Regenwälder in Brasilien und weltweit zu retten, müssen Politik und wir Bürger aktiv werden. „Die Bedrohung der Tropenwälder geht maßgeblich von den Industrienationen aus. Durch globale Lieferketten nehmen wir massiv Einfluss auf die Vernichtung der letzten tropischen Regenwälder – zwei Beispiele sind Soja und Palmöl“, stellt Wille klar. Mit dem zu ratifizierenden Mercosur-Handelsabkommen zum Beispiel würden Soja- und Fleischexporte von Brasilien nach Europa erleichtert. Deutschland würde damit zum Komplizen von Bolsonaro.

OroVerde beantwortet die wichtigsten Fragen zu den Bränden

Warum brennt es im Amazonas-Regenwald? Wer ist verantwortlich?

Brandrodung ist im Amazonas-Gebiet eine landwirtschaftliche Praxis, mit der neue Flächen erschlossen werden. In der Zeit kann sich das alte Stück von der landwirtschaftlichen Nutzung "erholen". Besonders mit dem Beginn der Trockenzeit Ende Juli/Anfang August steigt auch in den Tropenwäldern das Waldbrandrisiko. In manchen Regionen Brasiliens ist Brandrodung in der Trockenzeit darum verboten, weil die Brände in dieser Zeit leicht außer Kontrolle geraten können. Ungewöhnlich ist also nicht, dass es Feuer in der Amazonasregion gibt, sondern dass die Feuer schon so früh im Jahr solch riesigen Ausmaße angenommen haben.

Die Politik von Brasiliens Präsident Bolsonaro schafft ein Klima, in dem die massenweise Zerstörung von wertvollem Regenwald möglich wird und Landwirtschaft und Bergbau in der Region erwünscht ist. Das führt zu einem Anstieg der Brandrodung und illegaler Rodung.

Wie groß sind die Brände?

Das Nationale Institut zur Weltraumforschung in Brasilien (INPE) registrierte anhand von Satellitenbildern seit Anfang des Jahres mehr als 76.720 Feuer - die höchste Zahl seit 2013. Zum Vergleich: 2018 gab es insgesamt „nur“ knapp 40.000 Feuer. Waldbrände gibt es leider in allen Tropenwäldern. GlobalForestWatch z.B. zeigt die Waldbrandentwicklung in einer interaktiven Karte.

Kann man die Brände im Amazonas-Regenwald von Brasilien löschen?

Brände dieses Ausmaßes zu löschen, ist extrem schwierig. Brandschneisen können helfen, die Feuer einzudämmen. Doch die Flammen zu löschen, die sich immer weiter in unzugängliche Waldgebiete fressen, ist kaum möglich. Die beste Hoffnung ist Regen, doch die Trockenzeit hat gerade erst angefangen. Bis zur Regenzeit ist es noch ein langer Weg.

Was haben die Waldbrände mit dem Klimawandel zu tun?

Die Trockenperioden sind in den letzten Jahren länger und häufiger geworden. Außerdem ist es eine besondere Herausforderung, wenn an am Rand von Schutzgebieten Wald degradiert wird. Dies passiert z.B., dadurch dass große Hölzer rausgeholt werden. So wird der Wald gerade an Randgebieten anfälliger, da der Waldrand den heißen Temerpaturen und der vollständigen Sonneneinstrahlung besonders ausgesetzt ist. So werden Feuer in diesen Bereichen besonders begünstigt. Übrigens: Es ist nicht nur Wald, der in Flammen steht - die erfassten Feuer betreffen auch landwirtschaftliche Flächen.

Jetzt den Regenwald und seine Artenvielfalt schützen

Rund 2/3 aller bekannten Tier- und Pflanzenarten leben in den Tropenwäldern. Mit Ihrer Spende leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz und helfen den Menschen vor Ort. Vielen Dank!

Wie können Waldbrände im Amazonas-Regenwald verhindert werden?

Brandrodung, um neue landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu erschließen, ist im Amazonas-Gebiet nichts Neues. Aufklärung zu Brandschutzmaßnahmen in den Gemeinden, das Anlegen von Brandschneisen und die Bildung von Brandschutzkomitees in den Dörfern helfen, unkontrollierte Waldbrände zu reduzieren. Besonders wichtig ist es jedoch, die Bauern vor Ort aktiv in den Schutz von wertvollem Regenwald einzubinden. Dazu gehört z.B. auch, Alternativen zum Kreislauf aus Brandrodung und Armut zu schaffen: artenreiche Agroforstsysteme sind eine solche Alternative, die den Familien Nahrung und ein zusätzliches Einkommen liefert und zugleich den Wald erhält. Genau mit diesen wirkungsvollen Maßnahmen arbeiten wir z.B. in den Tropenwaldgebieten in Guatemala, Venezuela oder der Dominikanischen Republik.
Die Bedrohung der Tropenwälder geht maßgeblich auch von den Industrienationen aus. Durch globale Lieferketten nehmen wir massiv Einfluss auf die Vernichtung der letzten tropischen Regenwälder. Mehr dazu erfahren Sie in den Verbrauchertipps.

Macht Landkauf im Regenwald Sinn? Kann das Waldbrände verhindern?

Regenwald kaufen ist manchmal sinnvoll, um Regenwald zu retten, aber leider nicht immer. Der Kauf von Regenwaldgebieten lohnt sich nur dann, wenn wertvoller Regenwald, der stark bedroht ist, aus Privatbesitz zum freien Verkauf angeboten wird - und wenn weitere Schutzmaßnahmen für das gekaufte Regenwaldgebiet direkt mitfinanziert werden, um eine unbefugte Nutzung auszuschließen. Nur wenn auch hier die Menschen in den Schutz mit eingebunden sind und sich aktiv an der Waldbrandprävention beteiligen, können Waldbrände verhindert werden! Mehr Infos finden Sie auf unserer Seite "Regenwald kaufen".

Sind Soforthilfe-Maßnahmen für den Schutz von Menschen und Natur geplant?

Geplante Soforthilfe-Maßnahmen in Brasilien im Sinne der Katastrophenhilfe sind uns derzeit nicht bekannt.

Engagiert sich OroVerde in Brasilien oder im Amazonas-Regenwald?

Derzeit hat OroVerde keine Projekte in Brasilien. Im Amazonas-Regenwald engagiert sich OroVerde aktuell in Ecuador. Insgesamt unterstützt OroVerde den Erhalt von über 900.000 Hektar Tropenwald in sechs Schutzgebieten und einem indigenen Territorium weltweit – immer Hand in Hand mit den Menschen und den Partnerorganisationen vor Ort.

Fotonachweis: Özi's Comix Studio