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2024 neigt sich dem Ende zu und wir blicken zurück auf ein Jahr mit vielen Hindernissen. Eine Verschiebung des europäischen Entwaldungsgesetzes, einer Abschwächung des Green Deals in vielen Punkten, die Wiederwahl eines bekennenden Klimaleugners als US-Präsident und zeitgleich das Zerbrechen der Bundesregierung, gefolgt von der Verabschiedung des umweltschädlichen Mercosur-EU-Abkommens dem Natur- und Tropenwaldschutz wurden in den vergangenen zwölf Monaten immer wieder Steine in den Weg gelegt.

Unsere Antwort auf all diese Krisen: noch einen Gang höher schalten. Denn gerade jetzt ist unser Kampf für konsequenten Tropenwaldschutz wichtiger denn je. Trotz aller Hindernisse, die wir in der vergangenen Zeit erfahren haben, haben wir viel erreicht und große Erfolge zu verzeichnen. Ein Rückblick.

19.12.2024 | Evke Bakker

 

Meilensteine in unserer internationalen Projektarbeit

Unser internationales Team hat auch im Jahr 2024 wieder wertvolle Projektarbeit geleistet, die einen direkten Einfluss auf den Schutz der Tropenwälder hat. Zwei brandneue Projekte wurden gestartet, andere erfolgreich beendet. Dabei waren die Mitarbeitenden unseres internationalen Teams immer wieder in unseren Projektgebieten unterwegs, um sich mit unseren Projektpartner*innen zu beraten und Verbindungen zu Menschen in den Projektgebieten aufzubauen und zu pflegen.

Ein besonderes Highlight zu Mitte des Jahres war der Start des neuen Ökotourismus-Projekts in Suriname, in den beiden Gemeinden Kaaimanston und Witagron, welche direkt neben dem größten Naturschutzgebiet des Landes liegen. Ziel des Projektes ist es, neue Einkommensmöglichkeiten durch Tourismus zu schaffen und die lokalen Ökosysteme vor zerstörerischer Nutzung – vor allem dem Goldabbau und Holzeinschlag – zu schützen. Das Projekt setzt sich außerdem zum Ziel, Frauen und ihre Rollen in der Gemeinde nachhaltig zu stärken. Erste Planungen zum Bau von neuer Infrastruktur und Meetings mit der Gemeinde liefen erfolgsversprechend.

Einen großen Fortschritt machten wir in dem vergangenen Jahr auch in unserem Projektgebiet im Golf von Fonseca, Honduras. Dank des sorgfältigen Monitorings der Wasserqualität im Golf von Fonseca liegt uns und unseren Projektpartnern jetzt ein vollständiges Jahr an Datenerfassung vor. Wissenschaftlich begleitet wird das Monitoring dabei durch Meeresbiolog*innen der Universität Choluteca. Unsere Partnerorganisation CODDEFFAGOLF leistet damit absolute Pionierarbeit – denn bislang gab es keine Daten für die Wasserqualität. Die neu erfassten Daten legen den Grundstein für fundierte Einschätzungen des biologischen Zustands der Küstensysteme. Hierdurch können entsprechende Entscheidungen zu notwendigen Schutzmaßnahmen besser getroffen werden.

Neue Meilensteine wurden auch im Projekt EcoImpulso II in Guatemala erreicht: Zwei neue Gemeindekreise konnten für eine Zusammenarbeit für eine Erhöhung der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel gewonnen werden – der Replikationsindikator für dieses Projekt ist damit bereits erfüllt. Wie erfolgreich EcoImpulso II läuft, wird auch an der Honigproduktion sichtbar, die im Rahmen des Projekts stattfindet. Mehr als 22 Tonnen Honig konnten 2024 unter Fair Trade Bedingungen aus Guatemala nach Kanada exportiert werden. Mit der Honigproduktion erhalten die Kleinbäuer*innen in der Region nicht nur ein besseres Einkommen als mit Monokulturen, sondern fördern auch die Biodiversität der Region. 

Politisch ganz oben mitmischen: OroVerde bei der Klimazwischenkonferenz und auf der CBD COP

Im Juni konnten wir bei den Klimazwischenverhandlungen in Bonn dafür lobbyieren, die Rolle indigener und lokaler Gemeinschaften bei der UN-Klimaverhandlung formal zu stärken. So erreichten wir mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen, dass bei den UNFCCC-Klimaverhandlungen in Brasilien im Jahr 2025 die Frage beantwortet werden soll, ob Local Communities formal anerkannt werden. In den beratenden Gremien erhalten diese Communities nun drei Sitze.

Ein weiterer großer Erfolg unseres internationalen Teams war unsere Teilnahme an der CBD COP 16, die vom 21. Oktober bis zum 1. November in Cali, Kolumbien, stattfand. Dieses Jahr gab es auf der COP einen besonders entscheidenden Moment: die Diskussion zur Umsetzung und Finanzierung des Kunming-Montréal-Abkommens auf nationaler Ebene. Die finalen Verhandlungen zu diesem Thema werden 2025 in Rom stattfinden. Zwei unserer Kolleg*innen konnten die Themen Risikofinanzierung sowie den Zusammenhang zwischen Gender und Biodiversität in gleich drei Veranstaltungen auf der COP präsentieren. Mit ihren Vorträgen konnten sie OroVerde auf der weltweit wichtigsten Konferenz zum Thema Biodiversität sichtbar machen und politische Forderungen für einen konsequenteren Naturschutz platzieren.

Auch die Veröffentlichung eines Faktenchecks zur EUDR im Juli 2024 war ein Höhepunkt für OroVerde: Zusammen mit dem WWF, Robin Wood, Germanwatch und drei weiteren NGOs räumten wir in diesem Bericht mit zehn Fehlinformationen auf und erläuterten, welche Veränderungen tatsächlich mit der EUDR einhergehen werden. Neben dieser Veröffentlichung wirkten wir außerdem über das Jahr verteilt bei 13 Positionspapieren und Briefen an politische Verantwortliche mit.

OroVerde in der Presse

Auch was unseren Auftritt in der Presse angeht, war 2024 immer wieder von Erfolgen gekrönt. Durch das Jahr hinweg tauchte OroVerde in einer Bandbreite von Medien auf. Immer wieder verschafften wir uns Gehör in nationalen Zeitungen und Zeitschriften, aber auch im Fernsehen und im Radio.

Gleich zu Beginn des Jahres gelang es unserem Pressesprecher, einer Kollegin aus dem internationalen Team ein Radiointerview beim Deutschlandfunk zu verschaffen und dort zum Thema Entwaldungsfreie Lieferketten zu berichten. Im April wirkte OroVerde bei einer ZDF-Dokumentation zum Thema Lieferketten im Wandel mit und wurde dort namentlich erwähnt. Ein weiteres Highlight war die Veröffentlichung eines Briefings zum Freihandelsabkommen zwischen Mercosur und EU bei dem Berliner Verlag Table Media, der auf professionelle Briefings spezialisiert ist. Ende November erschien außerdem ein von OroVerde verfasster kritischer Gastbeitrag für die Frankfurter Rundschau, der die Verschiebung der EUDR behandelt. Auch in den lokalen Medien wurde OroVerde immer wieder sichtbar: Beispielsweise landeten wir Anfang Mai mit dem Bonner Paper-Angels-Wettbewerb im General Anzeiger.

Das Ende des Jahres wird von einem besonders großen Presseerfolg markiert: Ein Profil der 15-jährigen Indigenen Rosita, die am Rande des guatemaltekischen Nationalpark Sierra del Lacandón am Rand des Regenwaldes lebt und Teil des dortigen OroVerde-Jungendprojekts ist. Der Beitrag wurde Anfang Dezember im Magazin GEOlino in der Rubrik Kinder dieser Welt veröffentlicht.

Neue Seiten aufziehen: Unternehmensbereich auf der OroVerde-Homepage

Viele Unternehmen wollen grüner werden – dank der neuen Lieferkettengesetze, der EUDR und dem CSDDD, sind immer mehr Firmen inzwischen auf einem Weg zur Nachhaltigkeit. Um hier eine Beratung anzubieten, haben wir Ende August einen brandneuen Bereich unserer Website nur für Unternehmen veröffentlicht. Auf mehr als 20 Seiten bieten wir Hintergrundwissen zu anstehenden politischen Veränderungen und geben gleichzeitig niedrigschwellige Tipps, um den Unternehmensalltag nachhaltiger zu gestalten. Seit dem Launch des Unternehmensbereichs wurde bereits über 7.000-mal auf ihn zugegriffen.

Kindern und Jugendlichen Nachhaltigkeit näherbringen – Das Projekt „Digitale Lernwelt“

2024 bereiteten unser BNE- sowie unser Online-Team intensiv das größte BNE-Projekt in der Geschichte unserer Stiftung vor: die „Digitale Lernwelt“. Mitte Januar 2025 wird diese mit etwa 80 Seiten gelauncht werden, die kindgerecht und interaktiv verschiedenste Themen zum Thema Tropenwald und Nachhaltigkeit aufgreifen. Die „Digitale Lernwelt“ klärt nicht nur über abstrakte Themen auf, sondern vermittelt auch Lösungsgeschichten und eigene alltägliche Handlungsempfehlungen. Gepaart mit Sachgeschichten aus dem Lebensraum Regenwald entsteht so ein positiver Ausblick auf die Zukunft. Einblicke in die Lebenswirklichkeit von Kindern aus den Projektgebieten von OroVerde ergänzen das Angebot. Lehrkräfte können die Plattform ebenfalls nutzen, indem sie die interaktiven Lernmodule kostenlos herunterladen und nahtlos in Moodle, Logineo und weitere schulische Lernplattformen einbinden. 

 

Gesellschaftlichen Wandel anstoßen mit neuem BNE-Projekt

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist einer der Grundsteine für OroVerde. In diesem Sinne startete diesen Oktober ein weiteres BNE-Projekt „Umdenken und Anpacken“, das junge Menschen für einen sozial-ökologischen Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweisen motivieren soll. Insbesondere wollen wir mit dem Projekt junge Berufsschüler*innen, Auszubildende und Berufseinsteigende erreichen, die in Zukunft mit der praktischen Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen in Berührung kommen werden.

Um unsere junge Zielgruppe direkt an ihrem Ausbildungs- und Arbeitsort abzuholen, wird vom Projektteam eine Wanderausstellung sowie verschiedene Workshops vorbereitet. Gleichzeitig werden auf unserer Homepage neue, auf junge Menschen zugeschnittene Wissensseiten entstehen, die komplexe Nachhaltigkeits- und Verbraucherthemen verständlich aufarbeiten und konkrete Lösungs- und Handlungsmöglichkeiten vorschlagen. Nur drei Monate nach Projektstart sind bereits fünf Wissensseiten live gegangen.  

Social-Media und neuen Marketing-Strategien

Weitere Erfolge hat unser Social-Media-Auftritt zu verzeichnen: Trotz neuer, strenger Reglementierung politischer Inhalte konnte unser zweiköpfiges Team unser Instagram-Profil auf fast 2.300 Follower*innen bringen.

Im Spätherbst entschieden wir uns außerdem dazu, in Bonn mit Guerilla-Methoden mehr auf unsere Stiftung aufmerksam zu machen. Dazu designten Kolleginnen aus der Öffentlichkeitsarbeit fünf verschiedene Sticker, die jeweils mit QR-Codes versehen waren. Auf den entsprechenden Landingpages informieren wir über unsere Stiftung und darüber, warum Tropenwaldschutz gerade jetzt so wichtig ist. Das Ziel der Kampagne: OroVerde mit Witz bekannter machen, Menschen da abholen, wo sie sich gerne aufhalten, und unsere Klickzahlen pushen. Die Sticker wurden in Bonner Cafés und Kneipen ausgelegt, fanden sich allerdings auch schnell auf Laternen und Mülleimern an gut besuchten Orten in Bonn.

Auch in diesem Jahr erweiterten wir außerdem unser Angebot an Geschenkurkunden mit neuen, kreativen Designs. Passend zur Weihnachtszeit entwickelten wir Motive, die weihnachtliche Filmklassiker als Inspiration aufgreifen. Zudem gibt es eine neue Bienenschutz-Urkunde: Mit dieser erhalten Beschenkte per Post Bio-Blumensamen, um aktiv Bienen hierzulande und in den Tropen zu unterstützen.

OroVerde sagt Danke!

Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei allen Unterstützer*innen, die es uns bei allen Herausforderungen auch in diesem Jahr ermöglicht haben, den Regenwaldschutz weiter voranzutreiben. Danke für Ihre Hilfe und alles Gute für Sie und Ihre Lieben im Jahr 2025!

Wie geht es weiter? Ein kleiner Ausblick auf 2025

Allen Anzeichen nach wird auch 2025 kein einfaches Jahr für den Tropen- und Naturschutz werden. Trumps neue Amtszeit und die Verabschiedung des Freihandelsabkommens zwischen Mercosur und EU sind zwei deutliche Vorboten dafür. Auch mit den Neuwahlen im Februar steht viel auf dem Spiel. Doch es gibt auch viel zu gewinnen. Unabhängig von politischen Schwierigkeiten werden wir uns auch 2025 nicht in unserer Arbeit ausbremsen lassen.

OroVerde wünscht frohe Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir halten den Blick in die Zukunft gerichtet und bleiben trotz Strapazen voller Zuversicht, einen spürbaren Unterschied im Tropenwaldschutz zu leisten.

Jetzt Regenwald und Klima schützen!

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie wichtige Projekte zum Schutz des Regenwalds. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz und helfen den Menschen vor Ort. 

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Regenwald-Wissen

Wie sehen Regenwälder aus? Warum werden sie zerstört? Und wie können wir sie schützen?

Regenwaldschutz im Alltag

Wie können wir einkaufen und dabei Regenwald schützen? Was können wir sonst tagtäglich tun?

Unsere Projekte

Erfahren Sie mehr über unsere Projekte: Regenwaldschutz und Entwicklungszusammenarbeit gehen Hand in Hand.

Bildnachweis: Zdenek Machacek (Titelbild Tukan), WPS - Wildlife and People Suriname (Projekkolleg*innen im Gespräch mit dem Kwinti Granman), OroVerde - C. Neeb (Rosita, portriätiert in der Dezemberausgabe des GEOlino), OroVerde - E. Bakker (Stickerdesigns zur Guerilla-Kampagne). 

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