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Seit über 20 Jahren kämpfen die indigenen Kichwa aus Sarayaku im ecuadorianischen Amazonasgebiet für den Erhalt ihres vom Staat anerkannten Territoriums. Immer wieder versucht der Staat hier Erdöl zu fördern. Doch die Kichwa wehren sich. Heute und morgen sind Kichwa in der Hauptstadt Quito, um dort die Öffentlichkeit für ihre Sache zu gewinnen. Vor allem aber um den Staat an seine noch ausstehenden, gerichtlich festgelegten Auflagen vom Gerichtsurteil des Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte zu erinnern.

Ruf nach Öffentlichkeit

Am 23. Juli wurde im Haus der Kultur in Puyo der Dokumentarfilm „Kinder des Jaguars“ gezeigt. (Der Film entstand in Kooperation zwischen Sarayaku und Amnesty International und kann bei OroVerde ausgeliehen werden.) Am 24. Juli  wird in der Nationalversammlung in Quito eine Pressekonferenz abgehalten. Später sollen auf der Plaza Santo Domingo von den Yachaks (Wissende) ein Ritual durchgeführt werden. Auch in Quito soll der Dokumentarfilm zu sehen sein. Außerdem soll eine Debatte zum Thema „Verteidigung der Kollektivrechte: Der Kampf der indigenen Völker im interamerikanischen System“ stattfinden. Am 28. Juli feiern die Bewohner Sarayakus den 1. Jahrestag des international beachteten Gerichtsurteils in Sarayaku. 

Noch immer keine Umsetzung des Urteils

  • 1992: der Kichwa-Gemeinde Sarayaku werden offiziell die Landrechte durch die ecuadorianische Regierung zugesprochen.
  • 1996: Staat vergibt Ölbohr-Konzessionen und Landnutzungsrechte an internationale Ölkonzerne.
  • 2002-2003: Argentinische Ölfirma CGC (La Compañia General de Combustibles) deponiert 1.400 kg Sprengstoff, um die Suche nach Öl zu starten.
  • 2012: Bewohner Sarayakus bringen den Fall vor den Interamerikanischen Gerichtshof. Am 25. Juli 2012 sprach der Gerichtshof den Indigenen Recht zu. Ecuador wurde wegen Verletzung mehrerer nationaler und internationaler Abkommen für schuldig erklärt.

Bislang blieben die Maßnahmen, die Ecuador laut Gerichtsurteil erfüllen muss aus. Lediglich wurde das Gerichtsurteil auf der Webseite des Ministeriums veröffentlicht. Es fanden auch Treffen zwischen Sarayaku und den zuständigen staatlichen Stellen statt, bei denen über das Vorgehen zur Entfernung der Sprengkörper diskutiert wurde. Sarayaku fordert die Umsetzung einer Umweltstudie über die Umweltauswirkungen der Entfernung der Sprengkörper. Diese wird mit einem multidisziplinären Team, bestehend aus Bewohnern Sarayakus und staatlichen Zuständigen, vor der Entfernung der Sprengkörper durchgeführt. Wann die Sprengkörper aber tatsächlich entfernt werden, ist noch ungewiss. Jedoch entschuldigte sich der Staat nicht gegenüber Sarayaku, zahlte nicht die Entschädigungszahlungen, entfernte keine Sprengkörper und legte keine Regelungen zur Konsultation fest.

Regenwald gegen Öl: Neue Vergabe von Erdöllizenzen

Einen weiteren Schatten auf die Hoffnungen der indigenen Gemeinde Sarayaku wirft die neue Versteigerungsrunde vom Staat von Erdöl-Förderlizenzen. Seit dem November 2012 sind 13 neue Gebiete für nationale und internationale Konzerne ausgeschrieben. Zum Teil sind darin indigene Territorien eingeschlossen. Die Regierung sagt zwar, die entsprechenden Indigenen vorher konsultiert zu haben. Jedoch entsprachen diese überhaupt nicht den Standards, die im Gerichtsurteil festgelegt wurden. Laut dem Anwalt Sarayakus, Dr. Mario Melo, sind die Konsultationen somit ungültig.

Ecuador ignoriert indigene Rechte

Ecuador hat sowohl die ILO Konvention 169, die als einzige Konvention des internationalen Rechts Grundrechte für indigene Völker festsetzt und den Unterzeichnerstaaten umfassende Verpflichtungen zu deren Schutz auferlegt als auch die UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker unterzeichnet. Die ILO-Konvention verpflichtet den Staat zur vorherigen Konsultation vor Projekten auf indigenen Territorien. In der UN-Deklaration wird das Recht auf vorherige, freie und informierte Zustimmung (FPIC) festgeschrieben. Das heißt Indigene haben das Recht Projekte, die ihr Territorium betreffen, abzulehnen. Nach der Ratifizierung hätte Ecuador die Bestimmungen der Konvention im Fall Sarayaku einhalten müssen. Dies war aber nicht der Fall, die Indigenen wurden nie im Voraus befragt oder um ihre Meinung gebeten.

Öffentlichkeit und Unterstützung

An den zwei Aktionstagen Aktionstage in Puyo und Quito protestieren die Kichwa friedlich, um so die Öffentlichkeit auf den Fall aufmerksam zu machen und den Staat endlich zum Handeln bewegen.

Für die Umsetzung und Durchführung der Reise und der Aktionen nach bzw. in Quito sind die Bewohner Sarayakus auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Nach wie vor brauchen sie auch für die weitere Aufrechterhaltung der Bildungseinrichtungen, des Heilpflanzengartens sowie der „Lebenden Grenze“ (Bäume, die das Territorium markieren) dringend Unterstützung!

Weitere Informationen zum Projekt in Ecuador finden Sie hier oder spenden Sie direkt für Sarayaku!

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