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Durch ein Dekret der brasilianischen Regierung sollte ein Naturpark im Norden des brasilianischen Amazonas-Gebietes für den Bergbau freigegeben werden. Das Gebiet war bisher von menschlicher Nutzung beinahe unberührt, jetzt bedrohten Rodungen, Straßenbau und Goldsucher den Regenwald und die Rechte der indigenen Bevölkerung.

Das betroffene Gebiet umfasst mehr als 4 Mio ha in den Bundesstaaten Amapá und Pará nördlich des Amazonasflusses und ist damit beinahe so groß wie Niedersachsen. Vor Ort soll es große Vorkommen an Gold, Kupfer, Mangan, Eisenerz und anderen Mineralien geben, an denen brasilianische und internationale Unternehmen bereits in den 1960er Jahren großes Interesse zeigten. Um das Gebiet vor ausländischem Zugriff zu schützen, wurde das Gebiet 1984 als „Reserva Nacional do Cobre e Associados“ zu einem Sperrgebiet für Bergbau erklärt.
Beinahe 70 % sind inzwischen zusätzlich als Schutzgebiete (unter anderem Nationalparke, Sammlerreservate und Staatswälder) ausgewiesen. Auch 2 indigene Territorien liegen in dem Gebiet. Dennoch gab Brasiliens Präsident Michel Temer das Gebiet am 23. August per Dekret für den Bergbau frei. Ziel sei es, durch ausländische Investoren mehr Arbeitsplätze zu gewinnen, Wohlstand zu schaffen und die Wirtschaft des Landes anzukurbeln. 

Gefahren für den Regenwald Brasiliens

Das Gebiet nördlich des Amazonas ist bisher beinahe unerschlossen. Die großflächige Zerstörung des Regenwaldes in Brasilien betraf in den letzten Jahren vor allem Bereiche südlich des Flusses. Umweltschützer befürchten, dass sich diese Entwicklungen nun hier im Norden wiederholen – Rodungen für den Straßenbau, illegaler Holzeinschlag und die zunehmende Erschließung und Besiedlung des Waldes. Besonders die Konflikte um traditionelle Landrechte, die Auflösung wichtiger Naturschutzgebieten auf Grund von wirtschaftlichen Interessen und die Verstaatlichung indigener Gebiete könnten sich in diesem Zusammenhang weiter verschärfen. 

Der Bergbau kommt nicht ohne Begleitung

Bergbau im Amazonasgebiet hat schon in der Vergangenheit zu großen Umweltschäden geführt, so z.B. der Abbau von Gold, das als Rohstoff sowohl im Flussbett selbst, als auch im Uferbereich, zu finden ist. Daher wird das Ufer gesprengt und die umliegende Landschaft abgeholzt- ein gesamtes Ökosystem geht auf diese Weise verloren. Zusätzlich gelangt häufig Quecksilber während der Gewinnung ins Grund- und Flusswasser und reichert sich in den Körpern von Pflanzen und Tieren an

Rettung in letzter Minute

Wenige Tage nachdem Präsident Michael Temer das Dekret erlassen hatte, stoppte ein brasilianisches Gericht die Pläne. Ein brasilianischer Bundesrichter setzte das Dekret aus. Temers Büro ließ jedoch bereits verkünden, gegen den richterlichen Beschluss Rechtsmittel einzusetzen. Es bleibt also abzuwarten, ob dieses Gebiet auf Dauer gerettet wurde oder ob es nur eine Frage der Zeit ist bis ein neuer Versuch gestartet wird, es für den Bergbau freizugeben.
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, Naturschutz auf politischer Ebene voran zu bringen und Entscheidungsträger für die Bedeutung des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung von wichtigen Ökosystemen zu überzeugen, damit nicht wirtschaftliche Interessen eines der bedeutendsten Regenwaldgebiete der Erde gefährden – ein Ziel, das auch OroVerde in der Projektarbeit mit den lokalen Partnern verfolgt

  • Auch in anderen Ländern sind Gebiete von Rohstoffen unter der Erde bedroht: In Sarayaku, Ecuador kämpfen die indigenen Kichwa schon lange gegen die Erdölförderung auf ihrem Gebiet
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