Die Vereinten Nationen (UN) haben den 9. August zum internationalen Tag der indigenen Völker deklariert, um die Rechte Indigener zu fördern und zu schützen. Denn sie gehören oft zu den am stärksten ausgegrenzten und benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Das kürzlich vom Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte ausgesprochene Urteil im Fall Sarayaku gegen Ecuador bringt für viele Indigene Hoffnung. Denn das Volk der Kichwa von Sarayaku hat in einem Präzedenzfall erfolgreich seine Rechte gegenüber dem ecuadorianischen Staat geltend gemacht.
Ein Großteil der Indigenen lebt in Gebieten mit einer hohen biologischen Vielfalt und sind wichtige Verbündete im Schutz von Tropenwäldern. Doch leider sind in ihren Territorien Konflikte um Landbesitz und die Nutzung der natürlichen Ressourcen an der Tagesordnung. Zwischen der formalen Anerkennung der Rechte indigener Völker und der tatsächlichen Situation vor Ort gibt es meist große Unterschiede. Ecuador erkannte dem Volk der Kichwa von Sarayaku ihr traditionelles Territorium 1992 zwar offiziell zu, aber wenige Jahre danach erteilte die Regierung einer privaten Ölfirma die Konzession, auf Sarayaku-Gebiet nach Erdöl zu suchen. Trotz Protesten drang die Ölgesellschaft in ihr Land und verletzte somit das Recht der Bevölkerung von Sarayaku auf Eigentum sowie auf Nutzung der Ressourcen ihres Gebiets.
Nach langem Widerstand strengte das Kichwa-Volk von Sarayaku 2003 einen Rechtsstreit gegen den ecuadorianischen Staat an. Die ecuadorianische Regierung wurde von den Kichwa-Indianern am Amazonas unter anderem angeklagt, ihr Recht auf Mitsprache und Zustimmung missachtet zu haben, wie es in dem auch von Ecuador ratifizierten „Übereinkommen über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern“ (ILO 169) der Internationalen Arbeitsorganisation vorgeschrieben wird.
Das lang ersehnte Gerichtsurteil vom 25. Juli 2012 bestätigt, dass durch die Maßnahmen der Erdölprospektion nicht nur das Recht der Kichwa auf ein unversehrtes Leben, sondern auch ihre Land- und Selbstbestimmungsrechte verletzt wurden. Der Präsident der Gemeinde Sarayaku, José Gualingua, bedankt sich bei allen Unterstützern und Förderern wie auch bei OroVerde, die der Gemeinde Sarayaku während des Prozesses beigestanden haben. Und er hofft, dass „das historische Urteil von Sarayaku dazu beiträgt, den Völkern zu mehr Recht zu verhelfen, die von den negativen Auswirkungen des Bergbaus und der Erdölförderung betroffen sind.“
Im aktuell von OroVerde unterstützen Projekt wird unter anderem ein medizinisches Zentrum („Sasi Wasi“) unterhalten. Hier wird eine Vielzahl von Heilpflanzen angebaut, klassifiziert und für medizinische Zwecke aufbereitet, um beispielsweise Schlangebisse zu behandeln. Ein Treffen der Medizinmänner („Yachak“) von Sarayaku fand dort statt, die sich über die Anwendung verschiedener Heilpraktiken austauschten und beschlossen, ihr traditionelles Heilerwissen auch für nachfolgende Generationen zu dokumentieren.
Weitere Hintergrund-Informationen zum Projekt in Ecuador finden Sie hier.
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