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Kann die Landwirtschaft auch eine Lösung zum Regenwalderhalt und zur Eindämmung der Klimakrise sein?

Am Samstag, den 16.01.2021, findet die diesjährige "Wir haben es satt!-Demonstration" in Berlin statt. Zwei der Forderungen sind: "Klimakrise bekämpfen – Fleischkonsum senken & gesunde Böden sichern!" und "EU-Mercosur-Abkommen in die Tonne – Menschenrechte statt Freihandelsabkommen!". Beide Forderungen stehen im Zusammenhang mit den zwei wichtigsten Ursachen für die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, dem Sojaanbau und der Rinderzucht.

Landwirtschaft als Teil der Lösung?

Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion und Konsum in der EU und anderen Staaten des Globalen Nordens sind maßgeblich mitverantwortlich für die Zerstörung der Tropenwälder und eine sich immer mehr verstärkende Klimakrise. Doch es gibt bereits zukunftsweisende Ansätze für eine nachhaltige Landwirtschaft, die Ernährung sichern und zugleich dabei helfen kann, das Weltklima zu stabilisieren. Denn was derzeit noch bedrohlich klingt, kann auch als Chance für den Klimaschutz genutzt werden: Weil Pflanzen das Klimagas CO2 binden und gesunde, humusreiche Böden Kohlenstoff speichern, könnte die Landwirtschaft uns rein theoretisch langfristig klimaneutral ernähren und kurzfristig sogar mehr CO2 binden als ausstoßen.

Lebensmittel und Klimakrise

In einer Studie, die im renommierten Science Magazin veröffentlicht wurde, wird belegt, dass etwa 20 % der Sojaexporte und mindestens 17 % der Rindfleischexporte von Brasilien nach Europa, die aus den Vegetationszonen Amazonas und Cerrado kommen, von potentiell illegal gerodeten Flächen stammen. Das Rindfleisch landet direkt auf unserem Teller, das Soja über den Umweg als Futtermittel in der Tiermast letztendlich auch.

Agrarwirtschaft ist für 80 Prozent der Entwaldung, welche für Produkte wie Soja, Rindfleisch und Palmöl betrieben wird, verantwortlich. Und die EU ist ein wichtiger Importeur. Im Jahr 2019 importierte die EU laut der Europäischen Kommission 17 Prozent der globalen Nachfrage für Palmöl, 15 Prozent für Soja, 25 Prozent für Gummi, 41 Prozent für Rindfleisch, 80 Prozent für Kakao und 60 Prozent für Kaffee.

Entwaldung ist die zweitgrößte Ursache von Treibhausgas-Emissionen weltweit. Und Lebensmittelproduktion befeuert die Klimakrise an vielen Fronten. Brennen die Wälder und Moorböden, so wird das in den Bäumen und Böden gebundene Kohlenstoffdioxid (CO2) direkt in die Atmosphäre geblasen und heizt dort den Klimawandel weiter an. Aber auch der Ausstoß von Lachgas (rund 300-mal so klimaschädlich wie CO2) aus Mineraldüngung oder die Freisetzung von Methan (rund 20-mal so klimaschädlich wie CO2) durch Wiederkäuer und Nassreisanbau sind Treiber des Klimawandels, die auf das Konto der Lebensmittelproduktion gehen.

Regenwald- und Klimaschutz im Alltag

Jede*r kann einen Teil dazu beitragen, die illegale Abholzung des Amazonas zu stoppen, die Erderhitzung zu bremsen und eventuell gleichzeitig noch etwas für die eigene Gesundheit tun. Unser Fleischkonsum befeuert die Importe von Soja als Futtermittel und Rindfleisch aus Brasilien. Wenn die Nachfrage sinkt, sinkt auch der Druck auf den Amazonas-Regenwald. Selbst wenn weniger Fleisch aus Brasilien importiert wird, sorgt die Nachfrage der europäischen Fleischindustrie nach südamerikanischem Soja als Futtermittel für eine weitere Zerstörung der Naturräume Südamerikas. Denn oft sind die Sojaanbauflächen Folgenutzungen auf den für die Rinderzucht gerodeten Flächen. Diese indirekte Entwaldung kann durch Zertifizierung nicht gestoppt werden. Deshalb ist es besonders wichtig den Fleischkonsum zu reduzieren und nur Fleisch mit Bio-Siegel zu kaufen, für das kein brasilianisches Soja für die Fütterung verwendet wird. 

 

welle

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