Der Markt für Fleischersatzprodukte boomt - das Angebot und die Vielfalt sind riesig. Der Unterschied zu richtigem Fleisch ist oft kaum noch zu erkennen. Doch wie gesund und nachhaltig sind Fleischersatzprodukte?
- Die Proteinqualität mancher Fleischersatzprodukte ist der von Fleischprodukten gleichwertig.
- Verbraucher kaufen die Produkte aus Umwelt-, Tierschutz-, und Gesundheits-bedenken. Ausschlaggebendes Qualitätsmerkmal für die Verbraucher ist hierbei vor allem optische und haptische Ähnlichkeit zu den nachgemachten Fleischprodukten.
- Vegetarischer Fleischersatz muss nicht unbedingt besser für die Tiere sein. Dies trifft in besonderem Maße auf Eier und Milch zu. Die Tiere werden zwar nicht wegen ihres Fleisches getötet, führen aber trotzdem ein unwürdiges Leben in der Massentierhaltung.
Was sind eigentlich Fleischersatzprodukte?
Der Verzicht auf Fleisch bedeutet unter anderem, dass ein wichtiger Proteinlieferant für den menschlichen Körper wegfällt. Der Körper braucht aber Proteine und Eiweiße. Daher gilt es, den Bedarf aus pflanzlichen Quellen zu decken. Studien zeigen, dass die Proteinqualität von Sojaprotein der von Rindfleisch in Bezug auf den ausschlaggebenden PDCAAS-Wert (englisch für: PDCAAS = Protein Digestibility Corrected Amino Acid Score) ebenbürtig ist.
Ein Wert der darüber Aufschluss gibt, wie gut der menschliche Organismus mit der Ernährung aufgenommene Nahrungsmittelproteine in körpereigene Eiweiße umwandeln kann: Soja liegt bei 91 und Rindfleisch bei 92PDCAAS. Die Meisten von ihnen erfüllen also die Funktion des Proteinlieferanten, werden aber nicht direkt als Fleischersatz verstanden, wie zum Beispiel Linsen. Für die wachsende Verbrauchergruppe, die eine zumindest teilweise fleischlose Ernährung pflegt, wurden deshalb Produkte entwickelt, die Fleisch umfassender ersetzten. Auch Optik, Haptik und Geschmack werden täuschend echt imitiert. Zu dieser Gruppe zählen Produkte, die inzwischen in jedem Supermarkt erhältlich sind. Für den Verbraucher kenntlich gemacht durch Aufdrucke wie “Wie Schnitzel“ oder ähnliche.
Die Flexitarier sind die größte Abnehmergruppe für Fleischersatz, sie kauften 400 Prozent mehr Fleischersatzprodukte als nicht Flexitarier (Stand März 2016). In Umfragen haben sie selbst angegeben, dass für sie beim Kauf dieser Produkte vor allem der Tierschutz 86 Prozent, die eigene Gesundheit 83% und Umwelt-/ Klimabedenken 61 Prozent die ausschlaggebenden Kaufgründe seien.
Wie gesund ist Fleischersatz? Und welche Risiken bergen Fleischersatzprodukte?
Es gibt eine große Anzahl von Pflanzen, die viel Protein liefern, so etwa Kichererbsen, Linsen und verschiedenste Bohnen-sorten -allen voran die Sojabohne- die teils schon seit tausenden von Jahren als proteinreiche Nahrungsmittel etabliert sind. Sie sind in verarbeiteter Form als Tofu, Tempeh oder Seitan bekannt.
Grundsätzlich sind Fleischersatzprodukte nicht ungesund, im Gegenteil: Es gilt inzwischen als wissenschaftlich erwiesen, dass Soja für den Menschen gesund ist und das Krebsrisiko mindern kann. Auch die Ausgangsprodukte anderer Fleischalternativen, wie Weizenkleber für Seitan oder Lupinen gelten als unbe-denklich, solange keine Allergie gegen einen der genannten Stoffe besteht. Wirklich schwierig wird die gesundheitliche Evaluation jedoch vor allem, bei industriell verarbeiteten Fertigprodukten. Einige grundlegende Fakten hierzu hat die Albert-Schweizer-Stiftung zusammengetragen: Interessanterweise unter-scheidet sich „Fertig-Fleischersatz“ von „Fertig-Fleischprodukten“ nur hinsichtlich der gesättigten Fettsäuren, von denen sie merklich weniger enthalten. Aromen und Zusatzstoffen, enthalten sie hingegen im Schnitt deutlich mehr. In puncto Salz- und Fettgehalt zeigen sie sich genauso ungesund wie Fleischprodukte.
Die Verbraucherberatung Öko-Test fand bei ihren Produkttests von rund 20 Fleischersatzprodukten, wie etwa Hackbällchen oder Filet, in mehreren stark gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSHs; englisch Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und andere Schadstoffe wie Weichmacher und Pestizide. Besonders bei Sojaprodukten lohnt ein Blick auf die Verpackung, wenn man gentechnikfrei essen möchte. Am sichersten ist man bei Bio-Produkten, denn nach wie vor sind 83% des weltweit angebauten Sojas, gen-technisch veränderte Organismen.
Wie umweltfreundlich sind Fleischersatzprodukte?
Ob ein Ersatzprodukt umweltfreundlich ist hängt größtenteils davon ab, wo und wie es pro-duziert wurde. Bei Soja und Weizen etwa ist es bedingt dadurch, ob sie lokal produziert werden und wie viele Pestizide zum Einsatz kommen. Ähnliches gilt für die Süßlupine, die seit einigen Jahren als Basis für Fleischersatz populär wird. Alle der genannten Fleischersatztypen gibt es aber aus lokaler nachhaltiger Produktion zu kaufen. Schwieriger wird es bei einigen anderen Ersatzprodukten. Die Jackfrucht etwa ist ein recht neuer Ausgangsstoff für Fleisch-ersatz. Der Haken: Sie wächst nur in den Tropen und bringt somit lange, umweltbelastende Lieferwege mit sich.
Ist Fleischersatz aus Milch oder Ei gut für das Wohl der Tiere?
Seit neuestem gibt es auch Fleischersatz, der auf der Basis von Milch oder Eiern produziert wird. Also nicht veganer, sondern vegetarischer Fleischersatz. Abhängig davon, wie die Milch/ Eier produziert werden ist dies trotzdem nicht die richtige Wahl für Konsumenten, bei denen das Tierwohl zentral für ihre Kaufentscheidungen ist. Gerade der Fleischersatz aus Ei ist hier problematisch, wie eine Rechnung des Journalisten Dennis Meinköhn zeigt. Er rechnet vor, wie viele Hühner benötigt werden, um dieselbe Menge „vegetarischer“ Wurst zu produzieren, wie jene, die man aus einem Schwein herstellen könnte. Er fasst zusammen, dass vegeta-rische Mortadella zu 70% aus Eiklar bestehe. Für die entsprechenden 121 kg Wurst würden 84,7 kg Eiklar benötigt. Ein Ei wiege 60g und bestehte aus 60% Eiklar. Also würden für 84,7 kg Eiklar 2353 Eier benötigt. Er berechnet weiter, dass ein Huhn 430 Eier in 1,5 Jahren legen würde, danach würde es geschlach-tet, weil die Eierproduktion nachließe. Also bräuchte es theoretisch 5,5 Hühner, um die benötigten Eier zu produzieren. Weil aber bei der Züchtung von Legehennen die männlichen Küken geschreddert würden, komme er insgesamt auf 11 Tiere, so Meinköhn.

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Fotonachweis: Pixel-Sepp via Pixabay (Titelbild); OroVerde/E.Mannigel (Sojafeld. Fleischersatz Kuh frontal), Bigfatcat via pixabay (Soja); OroVerde/V.Wille (Fleischersatz: Viehwirtschaft), Özi's Comix Studio (Grafiken)
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