Für viele gehört Fleisch zu fast jeder Mahlzeit dazu. Die Tiere für unseren hohen Fleischkonsum werden mit importiertem Sojaschrot gefüttert. Die Erzeugung von Fleisch, Milch, Käse und Eiern in Verbindung mit Massentierhaltung hat enorme weltweite Auswirkungen auf das Klima, den Verbrauch landwirtschaftlicher Nutzflächen, die Artenvielfalt, Antibiotika-Resistenzen sowie Böden und Gewässer.
Mit Blick auf die globale Bevölkerungsentwicklung stellt sich die Frage, wie viel Fleisch wir uns in Zukunft noch erlauben können, bis wir an Grenzen stoßen. Vordergründig scheint es nicht nachvollziehbar, warum der Fleischhunger immer mehr tropischen Regenwald unwiederbringlich vernichtet. Durch unseren Fleischhunger sind unsere Gesundheit und ganze Ökosysteme gefährdet. Rund 57 Kilogramm Fleisch verzehren wir Deutschen rechnerisch pro Jahr. Das ist mehr als 1 Kilogramm pro Woche. Welche Folgen hat der Verzehr dieser Menge Fleisch für die Umwelt und speziell für den Regenwald? Worauf kann ich als Verbraucher achten? Und wie hängen Fleischkonsum, Massentierhaltung, Sojaanbau und Regenwald zusammen? Um diese Fragen geht es auf diesen Seiten. Darüber hinaus erfahren Sie, welche Siegel Ihnen bei der Orientierung helfen, um die eigene Ernährung bewusst zu gestalten.
7 Fakten zu Soja und Fleischkonsum
Was hat mein Fleischkonsum mit der Regenwaldzerstörung zu tun?
Soja erlebt einen regelrechten Boom als Tierfutter in der industriellen Massenproduktion. Um die anhaltend hohe Nachfrage zu befriedigen, wird Soja überwiegend in großflächigen Monokulturen, also artenarmen Äckern mit nur einer einzigen Pflanzenart, angebaut. Dafür werden vor allem im brasilianischen Regenwald riesige Flächen gerodet. In den Jahren zwischen 2005 und 2017 waren es jedes Jahr über 89.000 ha tropischer Regenwald. Eine Fläche der Größe Berlins wurde damit jedes Jahr gerodet und das allein für den Verbrauch in Europa! Die Europäische Union (EU) ist dabei der zweitgrößte Importeur von Soja. Deutschland ist einer der größten Abnehmer innerhalb der EU. Somit ist der große Fleischhunger ein wichtiger Grund für die Abholzung von tropischem Regenwald!
Warum wird Soja als Futtermittel genutzt?
Soja wird als Futtermittel eingesetzt, da es deutlich mehr Eiweiß als andere Bohnenarten enthält. Das ist für die Massentierhaltung enorm wichtig, da die Tiere eiweißhaltiges Futter für ein schnelles Wachstum benötigen. Soja ist somit ergiebiger als andere Futtermittel. Wurden ursprünglich nur so viele Tiere gehalten, wie die umliegenden Flächen ernähren konnten, wird in der Massentierhaltung Tierfutter in großen Mengen hinzugekauft. 37 Prozent des weltweit exportierten Sojas stammt aus dem Regenwald-Land Brasilien. In den beiden größten Produktionsländern USA und Brasilien wurden 2020 112 bzw. 134 Mio. t Sojabohnen produziert.
Die steigende Nachfrage nach Soja hat allerdings auch noch eine andere Ursache. Durch ein EU weites Verbot im Jahre 2001, Tiermehl als Eiweißfutter für die rasant wachsende Massentierhaltung einzusetzen, wurde ein Ersatz-Eiweißlieferant gesucht und in Soja gefunden. Tiermehl wurde zuvor als Auslöser von BSE („Rinderwahn“) identifiziert. Seitdem warnen Naturschützer, der Teufel sei mit dem Beelzebub ausgetrieben worden. Zwar wollte man die Ausbreitung der Seuche BSE eindämmen, jedoch ziehe nun die Vernichtung der tropischen Regenwälder viele weitere Folgen nach sich: vom Anheizen des Klimawandels bis zum Aussterben einmaliger Tier- und Pflanzenarten.
Was versteht man unter Massentierhaltung?
Definition Massentierhaltung: In der Massentierhaltung werden Nutztiere gleicher Art und Altersgruppe in großen Beständen auf begrenztem Raum gehalten, wobei der Betrieb mehr Tiere hält, als er von seinen eigenen Flächen ernähren kann. Der Import von Futtermitteln ist daher ein Charakteristikum. Kennzeichen der Massentierhaltung ist zudem der geringstmögliche Einsatz von Arbeitskräften zur Versorgung und Fütterung sowie die Verwendung mechanischer Einrichtungen für die Unterbringung und Haltung der Tiere.
Mehr über die Auswirkungen der Massentierhaltung erfahren >>
Für die Produktion von einem Kilogramm Hühnchenfleisch in der Massentierhaltung wird neben weiteren Futtermittelbestandteilen wie Weizen, Mais und Raps 960 Gramm Soja benötigt. Rechnen wir die Mengen Soja im Tierfutter der tierischen Produkte, die in der EU konsumiert werden, um, so werden für die Produktion eines konventionellen Hamburgers (150 Gramm Rindfleisch) oder eines Schweineschnitzels (150 Gramm) durchschnittlich jeweils knapp 50 Gramm Soja gebraucht. Für ein Hähnchenbrustfilet (150 Gramm) sogar 163 Gramm Soja und in jedem Ei (55 Gramm) 29 Gramm Soja.
Um diese Menge Soja anzubauen, sind 3,7 Quadratmeter Ackerland erforderlich. Auf derselben Fläche könnten rechnerisch rund 15 Kilogramm Kartoffeln angebaut werden. Generell werden in Futtermitteln für die Mast von Tieren verschiedene Quellen von Proteinen, Fette u.ä. eingesetzt. Bei über 80 Millionen Tonnen Verbrauch an Eiweißfuttermitteln in der EU im Jahr 2020, macht Sojaschrot mit über 30 Millionen Tonnen einen Großteil aus.
Vor dem Hintergrund, dass bis in den 2050er Jahren 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden, müssen wir eine Möglichkeit finden, all diese Menschen zu ernähren. Weniger Fleisch zu essen, damit landwirtschaftlich nutzbare Flächen für andere Lebensmittel genutzt werden können, ist ein wichtiger Schritt, um dies zu erreichen.
Wie viel Fleisch essen wir?
57 Kilogramm Fleischkonsum und 84 Kilogramm Fleischverbrauch pro Kopf pro Jahr in Deutschland. Bei den Verbrauchszahlen wird alles berechnet, was geschlachtet wird. Also werden hier auch Knochen, Haut und andere nicht verwertbare Teile des Tiers mit eingerechnet. Der Konsum wiederum bezieht sich nur auf das, was wir tatsächlich auch verzehren. Das bedeutet, dass jeder Deutsche einen durchschnittlichen Fleischverzehr von über einem Kilogramm pro Woche hat. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt aus gesundheitlichen Gründen gerade einmal den Konsum von 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche. Und obwohl unser Fleischkonsum zu einem der höchsten weltweit zählt, produzieren wir noch fast 18 Prozent mehr, als wir selbst verbrauchen.
Immerhin zeigen die Zahlen, dass immer mehr Menschen in Bezug auf ihre Ernährung umdenken und weniger Fleisch essen. Die Gründe sind vielfältig und nehmen an Bedeutung zu: von gesundheitlichen Aspekten über Tierwohl bis zu Natur- und Klimaschutz. Weniger Fleisch zahlt sich einfach aus!
- Zu Hause nachschauen, wie oft Fleisch und Fleischprodukte auf dem Teller sind und diese etwas reduzieren. OroVerde hat Rezepte für diesen Anlass zusammengestellt.
- Lieber Bio-Fleisch kaufen.
- Auf Siegel achten.
- Weniger wegwerfen.
- Sich für fleischfreie Tage in der Kantine einsetzen.
- Andere für das Thema sensibilisieren.

Wie sehen Regenwälder aus? Warum werden sie zerstört? Und wie können wir sie schützen?

Unsere Kampagnen und Projekte stoßen den Wandel hier in Deutschland an.

Wir machen die Unterrichtsvorbereitung einfach: Material, Arbeitsblätter und mehr.
Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter!

OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
E-Mail: info[at]oroverde[dot]de
Fotonachweis: OroVerde/Idee: Benjamin Meierarnd (Titelbild - Wurstbrot); ©BBC World Service (Feld und Wald); Pxhere (Soja Fleisch Grillgut); ©gpointstudio (Einkaufswagen Verbrauchertipps); @By Pixel-Sepp (CCO via Pixabay) (Kuh); OroVerde und Özi´s Comix Studio//CC BY-ND (Nahrungskette Soja Mensch, Vergleich Sojabedarf Massentierhaltung (nach Kuepper, B. & M. Stravens (2022): Mapping the European Soy Supply Chain – Embedded Soy in Animal Products Consumed in the EU27+UK, )); OroVerde/E.Mannigel (Regenwald)
Postkarten: OroVerde (Huhn frisst Jaguar); ©istockphoto.com/luoman, OroVerde - M. Linn (Schau hin...was du isst!); OroVerde/Idee: Benjamin Meierarnd (Wurstbrot); OroVerde/Idee: Alexander Stief, Tim Stintzing, Erik Kleist, Felix Hensel von der Internationalen Schule Rostock (Kuh frisst Jaguar); OroVerde/Idee: Elisa Schiffgen, Fabienne Schovenberg, Jan Herold & Stefanie Nagel von der ecosign Akademie für Gestaltung (Ach du dickes Ei)
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