Im Praxisprojekt wurde die Unterrichtseinheit "Dilemmata bearbeiten an Bonns Fünfte getestet. Die Schüler*innen lerneten dabei auch, alltägliche Dilemma auszuhalten

Unterrichtsmaterial Dilemmata bearbeiten

Dilemma-Kompetenz vermitteln

Je mehr wir in unserer komplexen Welt selbstbestimmt handeln wollen, umso mehr sehen wir uns mit Zielkonflikten und Dilemma-Situationen konfrontiert.  Um sich davon nicht erdrücken zu lassen, ist eine starke Lösungsorientierung sowie ein konstruktiver Umgang mit Problemen und Dilemmata gefragt. Dafür braucht es manchmal Mut und vor allem das Gefühl, auf dem „richtigen“ Weg zu sein.

Wären wir nicht alle gerne umweltbewusst und nachhaltig? Komisch nur, dass unser Handeln so oft von unserem Wollen abweicht…
Die Ursachen sind vielgestaltig. Entscheidend sind u.a. die Stärke und Klarheit der Absicht, die günstige oder ungünstige Gelegenheit, Gewohnheiten und auch soziale Normen.

Nehmen wir ein Beispiel: Eigentlich ist mir bewusst, dass Autofahren weder gut für meine Gesundheit noch das Klima ist. Doch es regnet. Sollte ich da nicht doch lieber mit dem Auto fahren? Ich stehe vor einem Dilemma.

Je klarer meine Absicht, das Klima zu schützen und immer mit dem Rad zu fahren, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich mich auch danach verhalte. Steht das Auto mehrere Straßen entfernt, werde ich vermutlich auch das Rad nehmen. Habe ich bereits die Erfahrung gemacht, dass Radfahren mit Regenzeug prima geht, fällt die Entscheidung pro Rad ebenfalls leichter. Erst recht, wenn ich von meinem Umfeld sonst schräg angeschaut werde.

Trifft dies alles jedoch nicht zu, nehmen im meinem Kopf sehr spannende Prozesse ihren Lauf. Zum Beispiel entwickelt sich der Gedanke, dass es bei dem Wetter bestimmt gesünder ist, das Auto zu nehmen und nicht nass zu werden. Oder ich sage mir, „dieses eine Mal spielt keine Rolle – außerdem fliege ich ja dieses Jahr nicht in den Urlaub und spare schon ganz viel CO2“. Fast unbemerkt liefert mir mein Gehirn Argumente und endkräftigt die Begründungen für das Vorhaben, das mir eigentlich doch wichtig war.

Was steckt dahinter?

Ganz einfach: Unser Gehirn strebt nach Konsistenz, also danach, dass unser Denken und unser Tun übereinstimmen. Ist dies nicht so, nehmen wir dies als einen sehr unangenehmen Zustand wahr („kognitive Dissonanz“) und wir versuchen automatisch und unbewusst, entweder unsere Werte dem Verhalten oder unser Verhalten den Werten anzupassen. Meist ist es dabei bequemer, das Verhalten beizubehalten (z.B. weiter Auto zu fahren) und Argumente“ zu finden, die die Wertverletzungen negieren. Und so verstoßen wir selbst gegen das, was uns eigentlich wichtig ist. Erschreckend, oder?

Der Ausweg: Aktiv mit Dilemmata umgehen lernen

Zunächst ist es wichtig zu wissen, wie automatisiert unser Gehirn Entscheidungen für uns trifft, um zumindest zum Teil bewusste Entscheidungen durchzusetzen. Und dies gelingt zum Beispiel dadurch, dass wir uns bewusst machen, warum und wofür wir eine bestimmte Handlung richtig finden. Was sind die Werte, die mir so wichtig sind, dass ich sie höher ansetze als z.B. Bequemlichkeit?

Diese Unterrichtseinheit widmet sich dem Umgang mit Dilemma-Situationen und will eine lösungsorientierte Herangehensweise für Probleme fördern.

 

Checkliste: Was sollen die Schüler im Anschluss können?

  • Dilemmata erkennen, verstehen und aushalten
  • Verständnis für moralisches Handeln entwickeln
  • erste Erfahrungen in moralischen Dilemma-Diskussionen machen
  • eigene Werte benennen, konsistentes Verhalten zeigen
  • sich der eigenen Rolle/Identität bewusst sein
  • persönliche und wertebasierte Entscheidungen treffen
  • Mut haben, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen
Noch Fragen zum Projekt?

Birthe Hesebeck
Bereichsleiterin Bildung für nachhaltige Entwicklung
Telefon: 0228 24290-14
E-Mail: bhesebeck@oroverde.de

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Projektförderung

Das BNE-Projekt "Keine Angst vor Komplexität" wurde durch die Deutsche Bundestiftung Umwelt und die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert.