Tropische Wälder sind lebenswichtige Ökosysteme unseres Planeten, doch sie stehen unter massivem Druck. Der Klimawandel zwingt sie zu einer rasanten Anpassung. Doch ist die Natur schnell genug?
25. März 2025 | Matthias Linn
Eine Anpassung an den Klimawandel ist für den Menschen möglich, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Aber wie sieht es mit den Tropenwäldern selbst aus? Diese komplexen Ökosysteme spielen eine bedeutende Rolle in der Regulation des Weltklimas. Sie stellen wichtige Ökosystemdienstleistungen wie die Speicherung von CO₂ oder Temperatur – und Wasserregulation zur Verfügung. Können sie sich ausreichend verändern, um eine Klimakatastrophe zu überstehen? Und bleibt dabei ihre Vielfalt und ihre ökologische Funktion erhalten?
Zwei neue Studien in den renommierten Magazinen „Nature“ und „Science“ geben Antworten. Das Ergebnis: Klimawandelanpassungen sind möglich, aber wahrscheinlich zu langsam.
Neue Studie: Anpassung zu langsam
Eine Studie, veröffentlicht in „Science“, hat untersucht, wie schnell sich die Baumgemeinschaften in den amerikanischen Tropen an den Klimawandel anpassen. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Veränderungen in der Zusammensetzung der Baumarten und ihren funktionellen Eigenschaften erfolgen zu langsam:
- Die Baumgemeinschaften verändern sich, aber nicht schnell genug, um mit dem sich verändernden Klima Schritt zu halten.
- Besonders die Tieflandwälder zeigen deutliche Veränderungen, aber auch hier ist die Geschwindigkeit der Anpassung zu gering.
- Die jungen Baumgemeinschaften zeigen die deutlichsten Anzeichen der Klimaveränderungen. Hier setzen sich wahrscheinlich Bäume durch, die besonders gut mit den jetzt schon bestehenden Umweltbedingungen klarkommen.
Die Vielfalt der Baumkronen: Ein Spiegelbild der Anpassung
Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in „Nature“, hat die funktionellen Eigenschaften von Baumkronen in tropischen Wäldern weltweit untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Wälder Amerikas, Afrikas und Asiens bemerkenswerte Unterschiede in ihrer funktionellen Vielfalt aufweisen.
- Amerika: Hier herrscht der größte „Funktionsreichtum“. Das bedeutet, es gibt eine breite Palette an Anpassungsstrategien der Pflanzen.
- Afrika: Afrikanische Wälder zeigen die höchste „funktionale Divergenz“. Das bedeutet, die Arten haben sich stark spezialisiert.
- Asien: Die Wälder Asiens liegen in Bezug auf die funktionale Vielfalt zwischen Amerika und Afrika.

Die Studien zeigen erneut deutlich: Tropenwaldschutz und Klimaschutz müssen zusammen gedacht werden. Global, aber auch in der täglichen Arbeit in Schutzgebieten und Projekten.
Klimawandel muss im Tropenwaldschutz mitgedacht werden
Die Studienergebnisse zeigen eindringlich, dass der Klimawandel beim Tropenwaldschutz berücksichtigt werden muss. Bei aktiven Wiederaufforstungsprojekten sollte auf eine hohe Diversität einheimischer Arten geachtet werden, die ein breites Spektrum an funktionellen Merkmalen aufweisen. Eine größere Vielfalt an funktionellen Rollen innerhalb des Ökosystems führt zu einer höheren Stabilität und voraussichtlich einer besseren Fähigkeit, Störungen zu verkraften.
Gebiete mit natürlicher Verjüngung können zeigen, welche Baumarten sich schon jetzt an die bisherigen Klimaveränderungen angepasst haben. Sie geben einen Anhaltspunkt, wie eine Baumgemeinschaft zusammengesetzt sein kann, die widerstandsfähiger gegenüber weiteren klimatischen Veränderungen ist.
Der Schutz von Gebieten, die eine natürliche Regeneration ermöglichen, ist dabei ein weiterer wichtiger Ansatz. Darüber hinaus kann die Durchführung von Maßnahmen in Betracht gezogen werden, die die natürlichen Wiederherstellungsprozesse beschleunigt und unterstützt.
Tropenwaldschutz ist auch Klimaschutz
Trotz der besorgniserregenden Ergebnisse der Studien lohnt es sich weiterzumachen. Tropenwaldschutzprojekte spielen eine entscheidende Rolle dabei, die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme zu stärken. Diese Projekte können verschiedene Ansätze verfolgen:
- Schutz bestehender Wälder: Die Bewahrung intakter Tropenwaldgebiete ist von entscheidender Bedeutung, da sie große Mengen an Kohlenstoff speichern und eine hohe Artenvielfalt aufweisen. Durch die Schaffung von Schutzgebieten kann die Zerstörung von Wäldern verhindert werden.
- Wiederaufforstung: Die Wiederherstellung zerstörter Waldgebiete ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der Artenvielfalt. Bei Wiederaufforstungsprojekten ist es entscheidend, klimaresiliente Baumarten auszuwählen und die lokalen ökologischen Bedingungen zu berücksichtigen.
- Einbindung lokaler Gemeinschaften: Der Schutz der Tropenwälder kann nur erfolgreich sein, wenn die lokalen Gemeinschaften aktiv einbezogen werden. Indigene und lokale Gemeinschaften (Indigenous people and local communities – IPLC) spielen eine zentrale Rolle für den Wald- und biodiversitätsschutz. Durch die Schaffung nachhaltiger Einkommensquellen und die Förderung des Umweltbewusstseins werden die Menschen vor Ort zu wichtigen Akteuren im Waldschutz.
Durch diese Maßnahmen kann die Anpassungsfähigkeit der Tropenwälder gestärkt und ihr Beitrag zum Klimaschutz gesichert werden.
Ihr Pressekontakt

Martina Schaub
Vorständin
+49 228 24290-15
mschaub[at]oroverde[dot]de
Quellen:
Aguirre-Gutiérrez, J., Rifai, S.W., Deng, X. et al. Canopy functional trait variation across Earth’s tropical forests. Nature (2025). https://doi.org/10.1038/s41586-025-08663-2
Jesús Aguirre-Gutiérrez et al. Tropical forests in the Americas are changing too slowly to track climate change. Science 387,eadl5414(2025).DOI: 10.1126/science.adl5414
Entdecken Sie jetzt die Welt von OroVerde

Wie sehen Regenwälder aus? Warum werden sie zerstört? Und wie können wir sie schützen?

Wie können wir einkaufen und dabei Regenwald schützen? Was können wir sonst tagtäglich tun?

Erfahren Sie mehr über unsere Projekte: Regenwaldschutz und Entwicklungszusammenarbeit gehen Hand in Hand.