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Dürre, Hitze und Staub plagen die Menschen in Guatemala-Stadt. Besonders der einst malerische Amatitlán-See in der Nähe steht vor dem Kollaps. Doch es gibt eine neue Hoffnung.

Noch ist der Morgen kühl. Aber die kommende Hitze ist spürbar. Eine Ahnung in der sanften Brise, die die Luft hier oben bewegt. Vom Nationalpark Naciones Unidades versperrt nichts den Blick auf den See, der bläulich schimmernd unter den Hängen des aktiven Vulkans Pacaya liegt. Amatitlán haben ihn die Azteken genannt. Amatl für Baum, tlan für neben oder zwischen – es ist der „Ort des Baumes“. „Sunlight on the Amatitlán, sunlight streaming through your hair“, hat Bruce Springsteen im Song „Reno“ gesungen. Das Sonnenlicht glitzert noch immer auf den Wellen, aber von einheimischen Bäumen ist nicht mehr viel übrig.

„Der letzte grüne Fleck im urbanen Moloch“

„Was mit dem See passiert, ist eine ökologische Katastrophe“, sagt Ulrich Malessa. Er ist auf dem Weg in das Projektgebiet von OroVerde im südlichen Teil der Millionen-Metropole Guatemala-Stadt. Mit dem Uber-Taxi braucht der Projektleiter 40 Minuten. Wenn es zum Stau kommt, kann der Trip bis zu zwei Stunden dauern. Über vierspurige Straßen schlängelt sich der Verkehr dröhnend an Fabriken und Häusern vorbei. Es ist Trockenzeit in Guatemala. Die Straßen sind staubig, die Hitze kündigt sich an. Und dann, ganz unvermutet, ist er da: Der Nationalpark Naciones Unidas. „Der letzte grüne Fleck im urbanen Moloch“, nennt ihn Malessa.

Der Nationalpark liegt oberhalb des Amatitlán-Sees. Ein malerisches Motiv für Postkarten und Urlaubs-Selfies. Aber ein genauerer Blick auf die Quellen des Sees rauben die Illusion. Über Bäche und Flüsse werden tagtäglich große Mengen kaum oder gar nicht geklärtes Abwasser in den Amatitlán gespült. Die Wasserversorgung für die Menschen ist massiv gefährdet. Kleine Schluchten durchziehen Guatemala-Stadt. Sie führen kaum noch Wasser – und wenn, ist der Gestank unerträglich.

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 Im Amatitlán-See endet die Kloake von Millionen Menschen,

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Ulrich Malessa Bereichsleiter bei OroVerde

„Ort des Baumes“

Die Organisation Defensores de la Naturaleza (FDN) verwaltet den Nationalpark. Malessa ist hier, um mit den Partnern das gemeinsame Waldschutzprojekt zu besprechen. Die Ziele: mehr Bäume für bessere Luft, mehr Wasser für die Menschen – und ein sauberer Amatitlán-See.

Dazu haben die Defensores schon 30 Hektar Aufforstungsfläche angelegt. Sie soll ein Modell für weitere Renaturierung um den See sein. Zudem gibt es eine Kooperation mit einer zweiten Partnerorganisation Partner Sotz’il. Gemeinsam bilden die Helfer Menschen vor Ort zu Waldbotschafter*innen aus. Und sie machen Politik. Auf Drängen der Partner verabschiedeten im März 2023 alle Bürgermeister und Gemeindeverwaltungen des Wasserverbandes einen verbindlichen Waldwiederaufbauplan.

„Die klare Struktur der Strategie und die einzelnen Maßnahmenpakete überzeugen mich“, sagt Malessa. „Die Ziele sind zwar ambitioniert, aber machbar.“  

Eine Fläche von 2050 Hektar hat für die Aufforstung Priorität. Da entspricht zwar nur einem Prozent des Einzugsgebietes, aus dem der Amatitlán-See sein Wasser bekommt. „Für eine 3,6-Millionen-Metropole mit Autobahnen, Großsiedlungen, Universitäten und Industrie ist das ein wichtiger Schritt nach vorne“, sagt Malessa. Und nicht nur für Guatemala-Stadt ist der Schritt groß, auch für OroVerde ist es das erste Aufforstung-in-der-Großstadt-Projekt.

Aufforstung in der Betonwüste

Der Plan: Entlang der Flussläufe, in den Schluchten und an steilen Berghängen soll wieder Wald entstehen. Der Wasserabfluss wird verringert und verzögert. Die neuen Pflanzen reinigen das Wasser auf natürliche Weise. Die Luft wird besser und kühler.

In der Baumschule und den Anpflanzungen in Naciones Unidades keimt diese Hoffnung. Gewachsen aus einem Strategiepapier. Der nächste Stopp: eine Aufforstung in einer Schlucht unterhalb der urbanen Betonlandschaft. Eine private Immobilienfirma betreibt die Siedlung oberhalb der Schlucht. Das Zufahrtstor öffnet sich. Ein Ranger des Unternehmens führt Malessa weiter entlang des Bachlaufes zu den Aufforstungsflächen.

Und da stehen sie: Kleine Bäume, etwa kniehoch, in einem Ring aus frischer Erde. Bedeckt mit Mull gepflanzt, damit das Unkraut nicht schneller ist als die Bäumchen. In fünf bis zehn Jahren soll hier ein schattiger junger Wald stehen. „Hier wächst ein Neustart für Guatemala, seine Hauptstadt – und den Amatitlán-See“, sagt Malessa. Die Kinderstube für einen neuen „Ort des Baumes“.

Das Projekt ist teilfinanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), startete 2022 und hat noch eine Laufzeit bis Ende 2024. Es hat zum Ziel, 60 Hektar Modellflächen aufzuforsten, eine verbindlichen Waldwiederaufbauplan herzuleiten und zu verabschieden, sowie Waldbotschafter*innen in den Gemeinden auszubilden. Spenden und Unterstützung aus Deutschland ist für den Eigenbeitrag von OroVerde sowie die Weiterführung und Ausweitung der Aktivitäten willkommen.

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Rund 2/3 aller bekannten Tier- und Pflanzenarten leben in den Tropenwäldern. Mit Ihrer Spende leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz und helfen den Menschen vor Ort. Vielen Dank!

Fotohinweis: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Amatitlan1897.jpg?uselang=en#Licensing (Amatitlán-See 1897), OroVerde - K. Osen (Amatitlán-See, Gruppe FDN), OroVerde (Porträt Ulrich Malessa).

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