Greenpeace Pressemitteilung, 20.9.09
Am kommenden Freitag sind alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die uns für dieses Jahr zur Verfügung stehen. Dies zeigen Berechnungen des internationalen Global Footprint Network. Am 25. September, mehr als drei Monate vor Jahresende, ist die Erde im Minus: Rohstoffe sind theoretisch aufgebraucht und Umweltprobleme wie Treibhausgas-Emissionen und Müllproduktionen können von der Natur nicht mehr bewältigt werden. Zum ersten Mal seit 1986 findet der Tag der ökologischen Überschuldung dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr später statt: Trotz der globalen Wirtschaftskrise wurden Rohstoffverbrauch und Umweltverschmutzung nur um zwei Tage gebremst. Greenpeace fordert die Teilnehmer der nächsten UN-Klimakonferenz in Kopenhagen auf, verbindliche Reduktionsziele für Treibhausgase zu vereinbaren, um die Umwelt zu entlasten.
"Das nächste Quartal leben wir wieder auf Pump", sagt Jürgen Knirsch, Greenpeace-Experte für nachhaltigen Konsum. "Wir handeln als hätten wir 1,4 Erden und nicht nur eine. Bei einem Unternehmen, das tief in den roten Zahlen steckt, werden Kosten eingespart, um eine Insolvenz zu verhindern. Genauso müssten wir mit dem Naturkapital der Erde verfahren: Der Verbrauch an natürlichen Ressourcen muss verringert werden, bevor es zu spät ist."
Den größten Anteil an der ökologischen Überschuldung hat der weltweite CO2-Ausstoß durch die Nutzung fossiler Energien, die Abholzung von Urwäldern und der Verkehr. Dazu kommen neue Umweltkrisen, ausgelöst beispielsweise durch den kanadischen Ölsand-Abbau, der unberührte Natur verwüstet und riesige Mengen Treibhausgase freisetzt. Während vor allem die Industriestaaten zu viele Ressourcen verbrauchen, müssen gegenwärtig 1,5 Milliarden Menschen in Entwicklungsländern in extremer Armut leben.
Jedes Jahr berechnet das Global Footprint Network den ökologischen Fußabdruck der Menschheit, das heißt den Bedarf an Acker- und Weideland, Wäldern und Fisch sowie den Platzbedarf für Infrastruktur. Dieser Bedarf wird der weltweiten biologischen Kapazität gegenübergestellt, also dem Vermögen der Ökosysteme, Ressourcen aufzubauen und Müll aufzunehmen. Seit 1986 überschreitet unser jährlicher Bedarf die vorhandenen Kapazitäten. Seitdem tritt - mit Ausnahme dieses Jahres - der Tag der ökologischen Überschuldung jedes Jahr früher ein.
"Ursache für die ökologische Überschuldung sind unsere Wirtschaftsweise und ein Konsumverhalten, das auf Umwelt und Klima wenig Rücksicht nimmt", sagt Knirsch. "Wir müssen aufhören, über unsere Verhältnisse zu leben, bevor die Erde ausgelaugt, vollgemüllt und durch den Klimawandel zum unwirtlichen Lebensraum verkommen ist."