Venezuela war Anfang Oktober auch in Deutschland in der Presse, aber nicht wegen der immer noch prekären wirtschaftlichen und medizinischen Situation, sondern weil der Tropensturm Julia mit Starkregen zu einem verheerenden Erdrutsch geführt hat. Umso mehr freuen wir uns über gleich mehrere gute Nachrichten aus unserer Projektregion weit im Osten Venezuelas!
Agroforstsysteme wachsen!
In diesem Jahr konnten in der Regenzeit zwischen Mai und Juli rund 20 Hektar (ha) mit dynamischen Agroforstsysteme in den vier Projektgemeinden gepflanzt werden. Dabei wurden zunächst Bananen gepflanzt, die den Kakaobäumen Schatten spenden, sodass diese nicht in der heißen Trockenzeit eingehen. Zwischen die Bananen wurden dann über 18.000 Kakaobäume und mehr als 3.100 weitere Bäume aus 20 verschiedenen heimischen (Obst-)Baumarten gepflanzt. In insgesamt 8 Treffen in den Gemeinden wurden die besten Flächen für die Anpflanzungen ausgewählt.
Weil das Interesse in der Region hoch ist und OroVerde weitere Spenden bekommen hat, können wir nun gemeinsam mit unserer Partner von der Thomas Merle Stiftung die Aufforstungsfläche von geplanten 25 ha auf 50 ha verdoppeln. Damit werden dann bis Ende 2023 insgesamt über 66.000 Bäume gemeinsam mit den Bewohner*innen der Gemeinden La Hoyada, El Rincon, El Pilar und Tunapuicito gepflanzt. Aktuell sind dafür schon 25 kleine, vorübergehende Baumschulen angelegt worden, in denen die kleinen Setzlinge bei den einzelnen Gemeindemitgliedern auf den Flächen langsam wachsen können, bevor sie im nächsten Jahr ausgepflanzt werden können.
Die Agroforstsysteme mit Kakao, ermöglichen den Bauern in der Zukunft ein Einkommen und werden deswegen nach dem Pflanzen und auch zukünftig gut gepflegt und erhalten. Gleichzeitig helfen die gepflanzten Bäume auch die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens zu verbessern, so dass das Risiko, dass es bei starken Regenfällen zu Erdrutschen kommt verringert wird. Denn die Wurzeln halten nicht nur die Erde fest, sondern die Bäume sorgen auch dafür, dass das Wasser nicht oberflächlich wegläuft und damit Boden wegspült, sondern langsam versickern kann. Durch die Mischung von Kakaobäumen mit Obstbäumen und Waldbäumen aus der Region bekommen die Bauern zum Einen weitere Produkte neben dem Kakao, die sie auch verkaufen können. Zum anderen brauchen sie weniger Chemie, um die Kakaopflanzen vor Krankheiten und Schädlingen zu schützen, denn die bunten und biodiversen Systeme sind resilienter und weniger anfällig für Störungen jeglicher Art. Die Vorteile der Agroforstsysteme für die Region sind enorm.
Neben den Agroforstsystemen helfen unsere Partnern den Bewohnern in den Gemeinden auch kleine Hausgärten anzulegen und brennholzsparende Öfen zu nutzen, denn die Versorgungslagen in der Projektregion stellt auch die Bauern vor Herausforderungen. Umso mehr freut es uns, dass diese wichtige Arbeit auch im nächsten Jahr Dank der Spenden die wir erhalten haben fortgesetzt werden kann.
Bürgermeister*innen erklären den Nebelwald als Schutzgebiet.
Diese wichtige Rolle der Bäume und Wälder für den Wasserhaushalt in der Region haben auch die Bürgermeister*innen der vier Munizipien (ähnlich wie Landkreise in Deutschland) verstanden. Deswegen haben sie sich in mehreren Treffen im Laufe dieses Jahres darauf geeinigt zukünftig für den Schutz des wichtigen Bergnebelwaldes in der Region zusammen zu arbeiten. Die Bürgermeister von Bermúdez, Arismendi, Benitez und die Bürgermeisterin von Libertador haben gemeinsam eine Erklärung zum Erhalt des Wasserreservoirs des Nebelwaldes in der Cerbatana unterschrieben. Sie wollen damit die insgesamt 64 Quellgebiete schützen, die ihre Munizipien mit dem lebenswichtigen Wasser versorgen. Unsere Partnerorganisation, die Thomas Merle Stiftung hat den Prozess begleitet und engagiert sich mit anderen Organisationen und Akteuren in der Region weiterhin aktiv zum Schutz des Nebelwaldes. Es freut sie immer wieder zu sehen, dass die jahrelange Arbeit Früchte trägt: „In vielen Organisationen, wie zum Beispiel den Schulen gibt es inzwischen Lehrkräfte, die vor 10 oder 15 Jahren an unserem Angebot für Schulklassen teilgenommen haben. Sie haben als Kinder die Bedeutung des Nebelwaldes der Cerbatana verstanden und sind heute wichtige Multiplikator*inen für unsere Arbeit zum Waldschutz, denn das wichtige Verständnis für die Zusammenhänge ist vorhanden.“ sagte Glenys Hernández, Direktorin der OroVerde Projektpartnerorganisation in Venezuela.
Die vier Munizipien wollen in Zukunft zusammenarbeiten, den Waldschutz voranbringen und dazu mit anderen wichtigen Akteuren in der Region, auch mit unserer Partnerorganisation der Thomas Merle Stiftung, zusammenarbeiten.
Damit wir gemeinsam mit der Partnerorganisation in Venezuela diese wichtige Arbeit auch in Zukunft fortsetzen können, sind wir weiterhin auf Ihre Unterstützung und Spende angewiesen.
Dr. Elke Mannigel