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Coltan-Erz (Kurzform von Columbit-Tantalit) ist aus der heutigen IT-Branche nicht mehr wegzudenken. Tantal heißt das begehrte Metall, das aus dem Erz gewonnen wird. Handys, Computer, Fernsehbildschirme, Digital- und Videokameras, Spielekonsolen sogar Auto- und Flugzeugmotoren enthalten das kostbare Material. Erfahren Sie mehr über diesen seltenen Bodenschatz.

In der DR Kongo wird Tantal abgebaut, was oft gemeinsam mit Columbium (Niobium) vorkommt – deshalb wird das Erz im Volksmund Coltan genannt. Coltan ist ein wertvoller Bodenschatz. Seine größten Vorkommen liegen in Zentralafrika: in der DR Kongo. Für den Abbau von Coltan werden enorme Flächen Regenwald gerodet. Und damit wird der Lebensraum vieler exotischer Tiere, wie auch den im Kongo lebenden Gorillas, zerstört. Zudem ist Kinderarbeit in den Minen keine Seltenheit.

 

3 Fakten zu Smartphones und Coltan

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1.

Die Zahl der weltweiten Mobilfunkanschlüsse stieg 2022 auf 8,5 Milliarden - im Verhältnis zu einer Weltbevölkerung von 7,95 Millarden. Damit gibt es mehr Handys als Menschen auf der Welt. 

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2.

Die Abbauregionen von Tantal liegen meist in unzugänglichen Regenwaldgebieten: darunter Brasilien, Mosambik, Ruanda, Australien und die DR Kongo.

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3.

Bestandteile von Mobiltelefonen sind u.a. Kupfer, Aluminium, Gold, Kobalt, Platin und weitere acht seltene Bodenschätze

Folgen der steigenden Nachfrage nach Coltan

Der Bedarf an Coltan steigt mit der Nachfrage nach neuen Elektronikgeräten immer weiter an, denn in nahezu jedem elektronischen Gerät wird das daraus gewonnene Tantal verbaut. Die Anzahl der Laptops, Tablets und Smartphones steigt stetig an: Seit 2023 gibt es mehr Smartphones als Menschen auf unserer Erde. Weltweit gibt es ganze 8,58 Milliarden Mobiltelefonanschlüsse - und laut Stand von 2024 knapp 8,15 Milliarden Menschen. Die Nutzungsdauer der Geräte sinkt dabei immer weiter. Sobald sie nicht mehr genutzt werden, verstauben viele Geräte in Schubladen: 2023 wurden in Deutschland etwa 210 Millionen ungenutzte Handys gezählt. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch 2015.

Unser steigender Bedarf nach immer neuer Unterhaltungstechnik lässt den Preis für Coltan steigen und macht auch abgelegene Gebiete für den Coltanabbau attraktiv. Den neuen Minen wiederum müssen intakte Regenwaldgebiete weichen. Die Lebensgrundlage vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel Gorillas wird so zerstört, denn die Abbauregionen von Coltan liegen u.a. in unzugänglichen Regenwaldgebieten in Zentralafrika.

Wie wird Coltan abgebaut?

In Zentralafrika, zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo, sind große Vorkommen an Coltan zu finden. Um an die im Boden liegenden Schätze zu gelangen, muss zuerst der Regenwald darüber abgeholzt werden. Dabei geht der Lebensraum vieler – zum Teil bedrohter Arten – verloren. Eine der bekanntesten Arten, die von der Coltan-Förderung betroffenen bedrohten Arten ist der Gorilla. Er lebt in abgelegenen Regionen im tiefen Regenwald des Kongobeckens. Die Minen fressen sich buchstäblich durch den Wald und machen auch vor diesen entlegenen Gebieten nicht Halt. Ähnlich wie beim artisanalen Goldabbau wird das Coltan-Erz oft händisch abgebaut. Das Gemisch von Erde und dem wertvollen Erz wird dann häufig in Wasser gegeben; das Coltan-Erz sinkt zu Boden und kann so leichter vom übrigen Gestein getrennt werden. Mehrere Tausend Tonnen Sediment aus allen Erdschichten türmen sich beim Abbau rund um die Mine. Das Problem: Das Gestein wird so freiliegend von den Witterungen völlig ausgewaschen und damit unbrauchbar. Außerdem kommen so tief verborgene Gesteinsschichten mit Luft und Wasser in Berührung und entlassen giftige Schwefelsäuren in die umliegende Erde und Gewässer – Pflanzen und Tiere werden vergiftet und das Ökosystem schwer geschädigt.

 

Welche sozialen Folgen hat der Coltanabbau?

Wie leider häufig der Fall mit Bodenschätzen, hat auch der Abbau von Coltan erschreckende humanitäre Konsequenzen. Die Arbeit in den Coltanminen ist sehr gefährlich und zum Teil gesundheitsschädlich. Beim Abbau kommen die Arbeiter*innen oft in Kontakt mit radioaktiven Materialien wie Radon, Thorium oder Uran, die im Boden vorkommenden und häufig bei Minenarbeiten gefunden werden. In den Minen kommt es außerdem jedes Jahr zu tausenden Unfällen sowie zu Raub, sexueller Gewalt und sogar Mord. Kinder- und Zwangsarbeit in Coltanminen sind außerdem keine Seltenheit. Während des Coltan-Booms in den frühen 2000ern verließen viele Kinder in der Demokratischen Republik ihre Schulen, um im zu der Zeit sehr profitablen Coltangeschäft Geld zu verdienen. Das afrikanische Institute for Security Studies (ISS) berichtete 2021, dass allein in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 40.000 Kinder in Coltanminen arbeiten.

 

Krieg um Coltan - zentralafrikanische Konflikte beim Coltabbau

Der Abbau von Coltan in Zentralafrika war und ist extrem konfliktgeladen. Während des Zweiten Kongokriegs zwischen 1998 und 2003 plünderte und schmuggelte die von Ruanda und Uganda unterstützte Rebellengruppe RCD (Rassamblement Congolais pour la Democratie) zusammen mit der Ruandischen Armee mehrere tausend Tonnen Coltan aus Lagerbeständen im Osten der DRK nach Ruanda. Bewaffnete ruandische Gruppen betrieben außerdem "Gate-Keeping" an den kongolesischen Coltanminen und erhoben des weiteren illegale Steuern zum Abbau des wertvollen Metalls. Wie eine Polinares-Studie beschrieb, wird vermutet, dass die RCD und die Ruandische Armee insgesamt mehr als 10 Millionen US-Dollar durch den Verkauf von ursprünglich kongolesischem Coltan erwirtschafteten. Ruanda hat jedoch auch eigene, artisanale Coltanminen und unterschrieb noch 2016 ein fünfjähriges Bergbauabkommen mit dem omanischen Konzern Tri-Metals. Um mehr Transparenz entlang der Lieferketten herzustellen, gibt es inzwischen auch verschiedene Projekte und Initiativen, die mehr Transparenz entlang der Lieferketten herstellen und so für mehr Gerechtigkeit in der Kobalt-Industrie sorgen wollen. Eine der erfolgreichsten Initiativen sind dabei „ITSCI“ und „Better Mining“.

Wo steckt Coltan in unserem Handy?

Ein Smartphone oder Handy wird aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt: das Gehäuse, der Akku und das Display. Im Inneren verbergen sich etwas versteckt Leiterplatte, Antenne, Lautsprecher und Mikrofon. Für die Herstellung all dieser Bauteile werden verschiedene Bodenschätze benötigt – viele von ihnen aus der Erde von tropischen Regenwäldern. Insgesamt stecken etwa 60 verschiedene Rohstoffe in einem Handy: Kunststoffe im Gehäuse, Metalle für Kabel, Kontakte, Leiterplatte und Akku, Glas und Keramik für das Display.

Und natürlich steckt in jedem Handy das wertvolle Metall Tantal (Coltan) – und zwar in den Mikrokondensatoren. Der Prozentsatz an Coltan in einem Mobiltelefon ist zwar relativ gering, verglichen mit der hohen Anzahl an Smartphones und weiteren Elektrogeräten, in denen der Rohstoff steckt, ist der Verbrauch jedoch enorm. Neben Coltan stecken noch Kupfer (15%), Silizium (8-15%), Aluminium (4-9%), Kobalt (4%), Lithium (3-4%), Eisen (3%), Silber (0,5%), Gold (<0,1%), Beryllium (~0,0157%), Tantal (~ 0,004%), Platin (~0,004%), Indium (~0,002%) und Gallium (~0,0013%) in einem Mobiltelefon.

Die gute Nachricht: Viele der Metalle und das Erz Coltan lassen sich für neue Geräte wiederverwerten und können recycelt werden!

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Fotonachweis: Pxhere (Titelbild), OroVerde (Grafik ist eigene Darstellung nach ASTM; Klimabündnis Luxemburg (2014): Wanderausstellung – Unser Griff nach den Rohstoffen der Welt. S.5), OroVerde/ E.Mannigel (Gorilla, Regenwaldschutz), via Wikimedia Commons, By Monusco [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)] (Coltan-Mine im Kongo), OroVerde/ A.Hömberg (Handy-Kondensator),  BMZ (Siegel), Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW (Siegel)

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