An den Grenzen zwischen Wasser und Wald sind die empfindlichen Zusammenhänge zwischen ihnen und ihre Bedeutung für menschliches Leben und Wirtschaften besonders spürbar. Das WasserWald-Projekt erkennt darin nicht nur Gefahren, sondern auch Potentiale. Gezielte Maßnahmen helfen den Ökosystemen, sich im Kampf gegen die Klimakrise gegenseitig zu stützen.
Dort, wo Wasser und Wald aufeinandertreffen, wird besonders deutlich, wie vielfältig die Beiträge intakter Ökosysteme für menschliches Leben und Wirtschaften sind und wie sie durch die Auswirkungen der Klimakrise in Gefahr geraten. Der Fluss liefert zum Beispiel lebensnotwendiges Wasser sowohl für Landwirtschaft und menschlichen Konsum als auch für den Wald als unverzichtbaren Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten, Nahrungs- und Einkommensquelle für die Menschen vor Ort sowie Kohlendioxidspeicher zur Begrenzung der Erderwärmung. Verschwindet der Wald durch Rodung, häufigere Waldbrände oder zunehmende Trockenheit, so gehen nicht nur Nahrungs- und Einkommensquellen verloren. Es erhöht sich auch die Verdunstung, durch das Fehlen haltgebender Wurzeln werden Uferböschungen ausgespült und brechen weg. Wasser wird noch knapper, Anbauflächen und Lebensräume gehen verloren, das freigesetzte Kohlendioxid verstärkt die Klimakrise zusätzlich: ein Teufelskreis. Umgekehrt können aber durch strategische Wiederaufforstung von Uferstreifen sowohl Waldflächen regeneriert als auch der Wasserhaushalt verbessert und Ufererosion vermieden werden.
Ökosystembasierte Anpassung: Balancierhilfe statt Zwangsjacke
Genau solche „ökosystembasierten Anpassungsmaßnahmen“ (EbA, nach der Abkürzung des englischen „Ecosystem-based Adaptation“) sind Kernstück des Projekts „WasserWald“, das OroVerde in Zusammenarbeit mit vier Partnerorganisationen in Wassereinzugsgebieten in der Dominikanischen Republik, Guatemala, Kuba und Mexiko durchführt. Statt das durch die Klimakrise aus den Fugen geratene Gleichgewicht mit künstlichen Strukturen wie Dämmen oder Kanalsystemen unter Kontrolle zwingen zu wollen, nutzen EbA-Maßnahmen die Zusammenhänge innerhalb von Ökosystemen gezielt aus, um die Auswirkungen von Klimaveränderungen abzufedern und zu begrenzen. Dabei sind EbA in der Regel um ein Vielfaches kostengünstiger, können mit einfacheren Mitteln umgesetzt werden und sind ebenso vielfältig wie die Ökosysteme selbst: Ob die bereits erwähnten strategischen Aufforstungen, Agroforstsysteme, die landwirtschaftliche Nutzung und Waldschutz vereinen oder lebende Zäune als Windbarrieren, Quellen für Viehfutter, Schattenspender sowie Lebensräume für Vögel und Insekten, EbA bieten für fast jede Herausforderung eine passende Antwort.
Praxiserfahrungen in Politik und öffentliche Planung hineintragen
WasserWald bleibt aber nicht bei einzelnen EbA-Maßnahmen stehen. Basierend auf detaillierten, gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung erstellten Analysen werden in jedem Wassereinzugsgebiet EbA-Pläne mit aufeinander abgestimmten Maßnahmenpaketen entwickelt. Diese werden in der Praxis erprobt und auf ihre Effektivität, Kosten-Nutzen-Verhältnis, Skalierbarkeit und Übertragbarkeit auf andere Regionen hin überprüft. Gleichzeitig werden Studien zur ökonomischen Bewertung der durch intakte Ökosysteme geleisteten „Dienstleistungen“ durchgeführt, die ihre Bedeutung für menschliches Leben und Wirtschaften besser veranschaulichen. Diese Erfahrungen und Daten aus der Praxis werden schließlich an Entscheidungsträger*innen aus Politik und Wirtschaft auf lokaler, nationaler und länderübergreifender Ebene herangetragen, um sie in öffentliche Planungsprozesse einzubringen und langfristig stabile Finanzierungen für die Anpassungsmaßnahmen zu sichern.
Erstellung und Umsetzung von Plänen zur ökosystembasierten Anpassung an die Klimakrise in 4 Wassereinzugsgebieten in Mexiko, Guatemala, der Dominikanischen Republik und Kuba, unter anderem durch:
- Verbesserung der Anpassungsfähigkeit von über 210.500 Hektar Wald an klimatische Veränderungen
- Wiederaufforstung von mehr als 240 Hektar in den Wassereinzugsgebieten,
- Maßnahmen zur natürlichen Regeneration von Waldflächen und Bodenschutz auf mindestens 360 Hektar,
- Umsetzung von knapp 350 waldfreundlichen landwirtschaftlichen Modulen durch Gemeinden in den Wassereinzugsgebieten, unter anderem über Agroforstsysteme, Diversifizierung bestehender Anbauflächen, „Chinampas“ (traditionellen schwimmenden Gärten in Mexiko) und Aufbau von Weiterverarbeitungskapazitäten z.B. für Kakao, Kaffee oder Obst) zur Verbesserung des Einkommens der Produzent*innen,
- Aufbau oder Stärkung von Governance–Mechanismen für das Management der Wassereinzugsgebiete und zur langfristigen Finanzierung der Maßnahmen,
- Ökonomische Bewertungen von Ökosystem-Dienstleistungen und Kosten-Nutzen-Analyse der ökosystembasierten Anpassung,
- Kampagnen zur Sensibilisierung von Akteur*innen aus Politik und Wirtschaft.


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