Die komplexen Zusammenhänge zwischen unserem Fleischkonsum in Europa und der Regenwaldabholzung für Soja in Südamerika

Massentierhaltung: So zerstören wir den Regenwald!

Fleischkonsum in Deutschland und die katastrophalen Folgen für den Regenwald in Südamerika

Wer glaubt, als Fleischesser kein Soja zu sich zu nehmen, hat die Rechnung ohne die Massentierhaltung von Rindern, Schweinen und Hühnern gemacht. Anbau, Transport und Verfütterung der energiereichen Bohne haben komplexe Folgen für Menschen, Umwelt und Klima. 

Definition Massentierhaltung

Im Folgenden verstehen wir unter Massentierhaltung, dass dort Nutztiere gleicher Art und Altersgruppe in großen Beständen auf begrenztem Raum gehalten werden, wobei der Betrieb mehr Tiere hält, als er von seinen eigenen Flächen ernähren kann. Der Import von Futtermitteln ist daher ein Charakteristikum. Kennzeichen der Massentierhaltung sind zudem der geringstmögliche Einsatz von Arbeitskräften zur Versorgung und Fütterung sowie die Verwendung mechanischer Einrichtungen für die Unterbringung und Haltung der Tiere.

Deshalb ist so viel Soja in unserem Fleisch

Die überwiegende Mehrheit des Fleisches, das in Deutschland verzehrt wird, kommt aus der industriellen Massenproduktion. Beim Verkauf von Fleisch und Wurstwaren liegt der Bio-Anteil in Deutschland regelmäßig unter 2,5 Prozent. Sojaschrot ist neben dem einheimischen Raps ein wichtiger Eiweißlieferant im Mischfutter, das in der industriellen Tiermast verwendet wird. Vor allem in Südamerika führt die Ausweitung des Sojaanbaus zur Vernichtung von Tropenwäldern. Die industrielle Sojaproduktion hat dabei soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Auswirkungen für die dortige Bevölkerung. In Deutschland führen übermäßiger Fleischkonsum und die Umweltverschmutzung durch die intensive Landwirtschaft zu gesundheitlichen Problemen bei Mensch und Tier. Jeder Deutsche konsumiert pro Jahr circa 60 Kilogramm Fleisch und verzehrt damit indirekt etwa 36 Kilogramm Soja. Und um diese Menge Soja und Sojaschrot zu ernten, muss auf 150 m² Ackerfläche Soja angebaut werden.

Die komplexen Zusammenhänge zwischen Sojaanbau in Tropenwaldgebieten und der industriellen Massentierhaltung in Europa haben wir in unserer Grafik „Massentierhaltung, Soja + der Regenwald“ zusammengestellt.

 

Ihr Teller – Ihre Entscheidung!

  • Weniger Fleisch wegschmeißen – gilt auch für andere Lebensmittel.
  • Tiere ganz verwerten – auch die sogenannten weniger edlen Fleischstücke sind lecker.
  • Weniger Fleisch essen - DGE empfiehlt: Nicht täglich Fleisch und nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche.
  • Auch mal ganz ohne Fleisch ist toll! Hier ein paar Rezepte.
  • Regional und Bio – ohne Soja-Zufütterung und mit garantierter Qualität aus Deutschland und Europa.
  • Fordern Sie die Politik auf, für eine Ökologisierung der Agrarpolitik und für eine zukunftsfähige Landwirtschaft einzustehen.
  • Fordern Sie die Politik auf, flächengebundene Landwirtschaft zu fördern.

Es gibt unzählige Ursachen für die Regenwaldzerstörung – Soja ist nur eine davon

Die verschiedenen Gründe, warum durch menschliche Aktivitäten Tropenwälder verschwinden werden unter dem Begriff „Treiber der Entwaldung“ zusammengefasst. Der Haupttreiber ist dabei die Agrarindustrie, die auf ehemaligen Regenwaldflächen sogenannte „cash crops“ anbaut. Das sind zumeist für den Export in die Industrieländer Nordamerikas, Europas und Asiens bestimmte Agrarprodukte, die in großen Monokultur-Plantagen angebaut werden. Zu diesen Exportwaren gehören unter anderem Soja als Tierfutter, Palmöl für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie und als Biodiesel, Eukalyptus für die Papierindustrie sowie Kaffee, Kakao und Südfrüchte.

Weitere Treiber der Entwaldung sind die Rinderzucht in den Regenwaldländern, die Edelholzernte und der Abbau von Bodenschätzen wie Gold, Coltan oder auch Erdöl. Zusätzlich sorgen Infrastrukturprojekte, zu denen auch Staudämme und andere großflächige Eingriffe gehören, dafür, dass wertvoller Tropenwald verschwindet.

Die verschiedenen Gründe für Entwaldung können dabei nicht getrennt voneinander betrachtet werden, da sie sich oft beeinflussen, beziehungsweise in Konkurrenz zu einander stehen. Wo ein Staudamm gebaut wird, muss Ackerland weichen, und für dieses wird dann wieder neuer Regenwald abgeholzt. Diese Landnutzungsänderungen haben oft weitreichende Auswirkungen und tragen so, nicht immer direkt sichtbar, zur Zerstörung von Tropenwäldern und anderen Umweltschädigungen bei.

Landnutzungsänderung: erst Wald, dann Weide, dann Soja-Acker

Brasilien ist einer der Hauptexporteure von Soja und Sojaschrot in die EU und nach Deutschland. In Brasilien ist der Sojaanbau eine der wichtigsten Ursachen der fortschreitenden Regenwaldzerstörung, obwohl es seit 2006 das Soja-Moratorium“ gibt, dass den Anbau von Soja auf neu gerodeten Regenwaldflächen verbietet. Wie kann Soja dann immer noch einer der Haupttreiber der Entwaldung in Brasilien sein?

Im an das Amazonas-Biom angrenzenden Savannen-Ökosystem Cerrado wird Weidewirtschaft betrieben. Die erhöhte Nachfrage für Sojaschrot/ Presskuchen als Proteinlieferant für die Massentierhaltung und für Sojaöl als Biodieselzusatz führt dazu, dass der Sojaanbau auf den Weideflächen lukrativer ist als die Rinderhaltung. Die Rinderfarmer verkaufen ihr Land an Sojakonzerne und suchen für ihre Rinder neue Weidegründe. Diese liegen oft in Regionen, die an unberührten Regenwald grenzen. Von dort fressen sie sich buchstäblich in den Regenwald hinein. Landnutzungsänderungen, wie die hier beschriebene von Rinderweiden zu Sojafeldern, und die damit verbundenen Auswirkungen, machen das Thema Regenwaldzerstörung sehr komplex, weil Ursache und Auswirkung nicht immer sofort erkennbar sind.

 

Warum importieren wir so viel Soja?

Soja ist in Deutschland und Europa kein traditionelles Nahrungsmittel und der Anstieg an Veganern und Vegetariern erklärt die enorme Nachfrage nicht.

Die Ursache findet sich in der industriellen Massentierhaltung und dem BSE Skandal der 90er- Jahre.  Um möglichst schnell das Schlachtgewicht zu erreichen, werden die Tiere im Stall mit proteinhaltigem Mastfutter gefüttert. Das Futter beinhaltete lange Zeit auch tierische Eiweiße (Proteine). So wurde zum Beispiel Schafsfleisch dem Rinderkraftfutter beigemischt. Anfang der 90er-Jahre brach unter Rindern in England eine zunächst mysteriöse Krankheit aus, die Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE). Es stellte sich heraus, dass die Auslöser von BSE Prionen sind, also sich abnorm verhaltende Proteine. Die Symptome ähnelten der schon lange bei Schafen und Ziegen bekannten "Scrapie". Heute gilt es als wahrscheinlich, dass die BSE-auslösenden Prionen über das Futter auf Rinder übertragen wurden. Zeitgleich mit dem Rinderwahn trat auch eine neue Form der Creutzfeld-Jacob-Krankheit auf, einer beim Menschen tödlich verlaufenden Prionenkrankheit. Es wird davon ausgegangen, dass Erkrankte sich durch den Verzehr verseuchten Rindfleisches angesteckt haben. Um die Bevölkerung zu schützen, wurde die Verfütterung von Proteinen aus tierischen Quellen verboten.   

Schnell stellte sich heraus, dass die Mengen der heimischen Eiweißlieferanten Raps, Getreide und Bohnenpflanzen nicht ausreichen, um den Proteinbedarf in der Tiermast und der Massentierhaltung zu decken. Soja ist eine gute und günstige Eiweißquelle. Als die Nachfrage anstieg, wurde der Anbau in Brasilien und anderen Ländern ausgeweitet. 

 

So schädlich ist Soja für Umwelt und Menschen in Südamerika

Monokulturen bedeuten einen drastischen Verlust von Biodiversität

Eine der schlimmsten ökologischen Auswirkungen des Sojaanbaus ist der Verlust von Biodiversität. Dieser findet auf verschiedenen Ebenen statt. Am sichtbarsten ist natürlich der direkte Verlust von Waldgebieten und Savanne. In Monokulturen sind weniger Arten vorhanden. Die Lebensgemeinschaften, die ein Ökosystem wiederstandsfähig und resilient gegen Krankheiten und Schädlinge machen, sind deutlich verringert. Um dass auszugleichen wird versucht mit Pestiziden die profitable Ernte zu sichern. Unter der Oberfläche, in den Böden, ist die Artenvielfalt auch verringert. Das hat vor allem langfristige Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Böden. Hier wird auch nachgeholfen: mit Düngemitteln. Pestizide und Düngemittel wirken dabei weit über die Monokultur hinaus. Angrenzende noch intakte Waldgebiete bekommen durch Wind und Spritzverlust auch eine Pestiziddusche ab. Durch Oberflächenabfluss verbreiten sich Dünger und Pestizide zusätzlich weit vom Einsatzort entfernt. Auch dort führt dies zu einer verminderten Biodiversität. In immer mehr zerstückelten Landschaften bekommen sogennante Randeffekte eine größere Bedeutung. Entlang der Grenzen zwischen landwirtschaftlicher Nutzflächen und Waldgebieten verändern sich zum Beispiel Niederschlagsmuster und Luftzirkulation. Je kleiner die Waldflächen, je weniger Flächen zusammenhängen und je fragmentierter die Landschaft umso mehr wirken sich diese Effekte auf die Biodiversität der Wälder aus.  

Auch die Kleinbauern in Brasilien leiden unter dem Sojaanbau

Der Pestizideinsatz hat auch negative Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung. Pestizide können die Gesundheit schädigen, insbesondere dann, wenn sie über Bioakkumulation in der Nahrungskette in höheren Konzentrationen im menschlichen Körper landen. Die autochthone Bevölkerung wird von den Treibern der Entwaldung besonders negativ beeinflusst. Ihre traditionelle Lebensweise wird zerstört, sie werden von ihrem angestammten Land mit ihren religiösen Stätten vertrieben, ihre traditionellen Wege, den Lebensunterhalt zu bestreiten, werden vernichtet. Sie und die Kleinbauern, die mit Subsistenzwirtschaft auf ehemaligen Regenwaldflächen ihren Lebensunterhalt verdienen, haben oft nur die Möglichkeit weiterzuziehen. Nur selten entstehen für diese Bevölkerungsschichten neue Arbeitsplätze. Und wenn, sind die Bedingungen alles andere als ideal: Gegen die verspritzten Pestizidgiftwolken werden keine geeigneten Schutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt, die Arbeit mit „Schwerem Gerät“ ist gefährlich und Unfallverhütungsvorschriften bestehen entweder nicht oder werden ignoriert. 

Viele Einheimische werden vertrieben oder entscheiden selbst in die nächste Stadt zu ziehen. Hier setzen sie sich mit den urbanen Problemen auseinander, die überall zu finden sind: Kriminalität, Armut, Prostitution und Korruption. 

Unerwarteter Klimawandel in Südamerika durch Regenwaldzerstörung

Die Klimakrise wird nicht nur durch eine höhere Konzentration von Treibhausgasen befeuert. Noch ist nicht abschließend geklärt, wie der Verlust von Regenwald zum Beispiel die "Fliegenden Flüsse" des Amazonas beeinflusst. Diese vom Atlantik mit den Passatwinden transportierten feuchten Luftströmungen fließen über das ganze Amazonasgebiet hinweg und nehmen dabei immer mehr Feuchtigkeit auf, bis sie auf die Anden treffen. An den Gebirgshängen werden die Luftströmungen Richtung Süden abgelenkt. Entlang der Anden und in einem Bogen bis in den Süd-Osten von Brasilien regnet sich die Feuchtigkeit ab. So werden zum Beispiel die dort vorhandenen Sojaplantagen mit Wasser versorgt. Eine Abnahme der Waldfläche im Bereich der Wasseraufnahme oder eine Zunahme an stark Wärme reflektierenden Monokulturflächen kann zu einer Unterbrechung des Feuchtigkeitsstroms führen.  Es wird vermutet, dass die Dürre im Jahr 2014 in der Mega-Metropole Sao Paulo durch eine Abschwächung dieser „Fliegenden Flüsse“ ausgelöst wurde. 

15 erstaunliche Zahlen und Fakten zu Fleischverbrauch und Sojaanbau

  1. Der Fleischverzehr in Deutschland liegt bei ca. 60 Kilogramm pro Person pro Jahr. Für diese Fleischmenge wurden zuvor 36 Kilogramm Soja an das Schlachtvieh verfüttert.
  2. Im Bundesstaat Mato Grosso waren in den Jahren 2000 bis 2010 zwischen 74 und 91 Prozent der neuen Ackerfläche für Soja vorher Rinderweiden, nur ein kleiner Prozentsatz Wald wurde also unmittelbar für Soja abgeholzt.
  3. 16,5 Prozent der Viehweiden Brasiliens befinden sich im Amazonasbiom. Das ist eine Fläche von 24,6 Millionen Hektar bzw. knapp 6 Prozent der Amazonasbiom-Fläche.
  4. In den vergangenen acht Jahren wurden in der EU konstant mehr als 30 Millionen Tonnen Sojaschrot als Tierfutter eingesetzt. Bei ca. 70 Millionen Tonnen Gesamtverbrauch an Eiweißfuttermitteln in 2015 machte Soja damit fast die Hälfte aus.
  5. 22 Prozent der gesamten Lebensmittelverluste in Deutschland sind Fleisch- und Milchprodukte und Eier.
  6. Für den deutschen Konsum von tierischen Erzeugnissen, wurde 2014 im Ausland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf knapp einer Million Hektar Ackerfläche Soja angebaut. Würden wir den inländischen Bedarf an Soja also innerhalb unserer Landesgrenzen decken wollen, müssten wir eine zusätzliche Fläche, die halb so groß ist wie Rheinland-Pfalz, nur für den Anbau von Soja als Tierfutter nutzen.
  7. Sojaanbau ist nur lukrativ, wenn er im großen Stil erfolgt. Kleinbauern profitieren ökonomisch nicht davon. Vielmehr hat die Anlage der großflächigen Monokulturen zum Teil die Abwanderung von Kleinbauern zur Folge, da sie ihr Land verkaufen und sich in Folge auf billigerem, bewaldeten Land tiefer im Amazonasgebiet neu ansiedeln und dieses roden. Konkrete Zahlen, wie viele Kleinbauern das betrifft oder wieviel Fläche von ihnen gerodet wurde, existieren leider nicht.
  8. Wir haben in Deutschland einen Fleisch-Selbstversorgungsgrad von 120 Prozent. Das heißt wir produzieren 20 Prozent mehr Fleisch als wir selbst essen.
  9. Bis zu 99 Prozent des gesamten für die Viehhaltung aufgewendeten Wassers entfallen auf die Futtermittelerzeugung.
  10. Über 27 Prozent der Grundwasserkörper in Deutschland überschritten 2017 den geltenden Grenzwert für Nitrat.
  11. Durch die Massentierhaltung sind die Tiere anfällig für Krankheiten. Um dem entgegenzuwirken, kommt es zu einem erhöhten Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung. Dadurch bilden immer mehr Bakterien Resistenzen gegen diese Wirkstoffe aus. Dieselben Antibiotika werden auch beim Menschen eingesetzt, und werden immer wirkungsloser: in der EU sterben jährlich etwa 25.000 Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente Bakterien.
  12. Für die Produktion von 1 Kilogramm Hähnchenfleisch in der Massentierhaltung werden neben weiteren Futtermittelbestandteilen wie Weizen, Mais und Raps 1.089 Gramm Soja benötigt. Um diese Menge Soja anzubauen, sind 4,2 m² Ackerland erforderlich. Auf derselben Fläche könnten rechnerisch 8,5 Kilogramm Kartoffeln angebaut werden.
  13. 2017 stammten rund 60 Prozent der gesamten Methan-Emissionen und 80 Prozent der Lachgas (N2O)-Emissionen in Deutschland aus der Landwirtschaft.Im Jahr 2017 war die deutsche Landwirtschaft für die Emission von insgesamt 66,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid- Äquivalenten verantwortlich. Das waren 7,3 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen Deutschlands. Die Emissionen aus der Landwirtschaft sind damit nach den energiebedingten Emissionen aus der stationären und mobilen Verbrennung (84,5 Prozent) und vor den prozessbedingten Emissionen der Industrie (7,1 Prozent) der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland.
  14. Die größten Supertanker, können über 150.000 Tonnen Sojabohnen auf einmal transportieren – dafür werden jedoch besondere Häfen benötigt.
  15. Es werden allein durch die in der deutschen Landwirtschaft verwendete Sojakuchen jährlich etwa 3,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent an Treibhausgasen freigesetzt. Und hierbei sind die freigesetzten Treibhausgase, die durch die Landnutzungsänderungen, das heißt, die Regenwaldzerstörung, in den Anbaugebieten entstehen, nicht mit eingerechnet. Dabei können Emissionen aus Landnutzungsänderungen mehr als 90 Prozent der Gesamtemissionen des Sojaanbaus ausmachen.

Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft in Deutschland: Das sind die Nachteile!

Verblüffend: So viel Fleisch und Ressourcen werden verschwendet

Massentierhaltung verbraucht große Landflächen. Und dass, obwohl die Tiere bei dieser Haltungsform auf möglichst kleinem Raum zusammengepfercht werden. Der Flächenverbrauch entsteht vor allem durch die Landflächen, die der Anbau von zusätzlichem Mischfutter benötigt. Hierzu gehören neben den Sojaflächen auch die Anbauflächen für Raps, Mais, Getreide und andere Futtermittel in Europa.

Ein noch dramatischeres Bild ergibt sich beim Wasserverbrauch. 99% des Wassers, dass für die Fleischproduktion benötigt wird, wird für den Anbau des Tierfutters verwendet. Die Wassermenge, die von den Tieren getrunken wird oder die für das Reinigen von Ställen, Transportern oder Schlachthaus benötigt wird, sind dagegen vernachlässigbar gering.

Massentierhaltung führt oft zu Überproduktion. Damit einher geht ein Preisverfall. Das billige Fleisch wiederum beeinflusst das Konsumverhalten der Bevölkerung. Es werden sowohl mehr Fleischwaren konsumiert als auch mehr verschwendet. Grund für die Verschwendung ist vor allem eine geringe Wertschätzung des Produktes, da es ja so billig ist! Fleisch und das Leben des Tieres werden nicht als wertvoll angesehen. Der hohe Konsum führt dann auch zu mehr Fleischabfällen. Zusätzlich werden weniger wertgeschätzte Fleischteile wie Innereien oder Gehirn gar nicht mehr verwendet. In Deutschland wird nur zwischen einem Drittel und zwei Drittel eines Tieres als Nahrungsmittel verwertet. In Ländern in denen Fleisch keine Massenware ist, werden die Tiere meist zu einem größeren Prozentsatz genutzt, vor allem, weil Teile gegessen werden, die bei uns als minderwertig gelten.

Das sind die weitreichenden Folgen von Gülle und Pestiziden

In Deutschland und Europa hat die Massentierhaltung vielfältige Auswirkungen auf Böden, Luft, Wasser und die menschliche Gesundheit.

Böden werden vor allem durch die Methoden der intensiven Landwirtschaft beeinflusst, mit denen die Futtermittel für die Massentierhaltung herstellt werden. So werden Abfallprodukte wie Gülle auf Rapsfelder ausgebracht und erhöhen dort die Stickstoffkonzentration. Das kann zwar die Fruchtfolge erhöhen und auch die Erträge, aber die Böden verlieren langfristig ihre Nährstoffe und laugen aus. Die Nährstoffe müssen dann über künstliche Düngemittel hinzugefügt werden.

Zusammen mit verwendeten Pestiziden landen Gülle und andere Düngemittel im Grundwasser, in Flüssen, Seen und im Meeren. Es entsteht ein Überangebot an Nährstoffen, vor allem beim Stickstoff. Zu viel Stickstoff kann in Seen zur Algenblüten und einem komplettem „umkippen“ des Ökosystems führen. Je kleiner dabei das Gewässer und je weniger Belüftung zum Beispiel durch Wasserbewegung entsteht, umso schlimmer die Auswirkungen. Das kann in dramatischen Fällen zu einem großräumigen Fischsterben führen. Im Meer verursachte das Nährstoffüberangebot auch Algenwachstum. Wenn die Algen dort absterben, sinken sie auf den Meeresgrund und werden von Bakterien abgebaut. Mehr Algen bedeuteten hier mehr Bakterienaktivität und mehr Methan, dass diese Bakterien beim Abbauen der Algen erzeugen. Das Methan trägt dann zum Klimakollaps bei.

So viele CO2-Quellen gibt es auf dem Transportweg nach Europa

Von der Rodung der Regenwälder bis zum Fleisch auf unserem Teller wird für die Massentierhaltung immer wieder CO2 in die Atmosphäre geblasen.

Bei der Rodung und Aufbereitung der Böden entsteht ebenso CO2, wie beim Transport nach Europa. Der Abgasreigen bei der Produktion von Fleisch beginnt mit den Baggern, Bulldozern und LKWs, die direkt an der Abholzung und dem Transport der Bäume beteiligt sind.  Um später Millionen Tonnen Sojabohnen von Brasilien nach Europa zu transportieren ist eine ausgebaute Infrastruktur nötig. Der Bau von Straßen und Häfen zerstört wertvolle Natur an Land und im Meer. Besonders für die Häfen, die groß und tief genug sein müssen, um die Supertanker von heute be- und entladen zu können, wird viel Natur zerstört. Die Baumaschinen stoßen bei ihrer Zerstörungsarbeit auch Treibhausgase aus. Auf den weitläufigen Sojaplantagen verpesten die Säh-, Dünge- und Erntemaschinen die Luft. Hinzu kommen manchmal sogar Kleinflugzeuge, die Pestizide versprühen. Die geernteten Bohnen werden mit Lastern zu Schiffen gebracht. Spätestens außerhalb der 12-Meilen Zone verbrennen die riesigen Schiffsmotoren dann zumeist Bunker-C, ein Schweröl, dass bei der Erdölaufbereitung als Abfall übrigbleibt.

Deshalb gibt es unnötige (Tier-) Transporte quer durch Europa

In Europa werden die Sojabohnen von den Seehäfen per Bahn, LKW oder Binnenschiff zu den Verarbeitern für Mischfuttermittel transportiert. Von dort geht die Reise der Mischfuttermittelsäcke, und somit das Soja aus Südamerika, zu den Mastbetrieben mit Massentierhaltung. Die Bauern bewirtschaften mittlerweile hochspezialisierte Betriebe, die zumeist nur einen kleinen Lebensabschnitt der Aufzucht übernehmen. Die Tiere werden von einem Spezialbetrieb der Massentierhaltung zum nächsten und schließlich ins Schlachthaus transportiert. Fleisch und Wurstwaren liefert der Kühltransport schließlich zum Supermarkt. Die letzte abgasreiche Reise des Fleisches führt dann vom Supermarkt zum Verbraucher. Hier liegt es in der Verantwortung eines Jeden das Auto stehen zu lassen und mit Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß ins Geschäft zu fahren. Und das natürlich nicht nur, wenn man sein Bio-Fleisch einkauft, sondern bei jedem Einkauf.

mit Ihrer Spende für Regenwaldschutz!

Projektförderung

Die Erstellung dieser Webseite und die Systemgrafik "Massentierhaltung, Soja und der Regenwald" wurden im Rahmen des Projektes "Keine Angst vor Komplexität" durch die Deutsche Bundestiftung Umwelt und die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert.

Fotonachweis: E. Mannigel (Titelbild und Sojafeld); OroVerde (Verwüstete Landschaft); Özi's Comix Studio (Grafiken); OroVerde - V.Wille (Rinderweide); Reiner Kraft, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons (Vielfalt bei Wurstwauswahl), Pxhere (Traktor und Frachtschiff)

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