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Die Massenproduktion von Fleisch geht mit einem massiven Anbau von Soja einher, oft auf ehemaligen Regenwaldflächen. Auf Artenreichtum folgen Monokulturen, die nur wenige Jahre rentabel sind. Danach werden neue Flächen benötigt, um Soja zu produzieren. Diesen Kreislauf müssen wir durchbrechen - mit bindenden gesetzlichen Vorgaben und einem regenwaldfreundlichen Konsumverhalten.

Noch heute wird wertvoller Regenwald für Sojaplantagen vernichtet. Dadurch geht ein besonders artenreicher Lebensraum verloren. Zurück bleiben großflächige Monokulturen, auf denen nur noch Soja wächst. Für die Ernte, Weiterverarbeitung und den Abtransport der riesigen Sojamengen wurde eine komplexe Infrastruktur geschaffen. Auch hierfür musste Regenwald weichen. Welche Folgen hat das auf die Einwohner der ehemaligen Regenwaldgebiete vor Ort? Welche negativen Folgen hat Massentierhaltung? Hier erhalten Sie Antworten auf diese Fragen.

Vertreibung auf dem Land

Der Sojaanbau ist lukrativ, wenn er industriell, also im großen Stil erfolgt. Kleinbauern profitieren ökonomisch nicht davon. Vielmehr hat die Anlage der großflächigen Monokulturen zum Teil die Abwanderung von Kleinbauern zur Folge, da sie ihr Land verkaufen und sich in Folge auf billigerem, bewaldeten Land tiefer im Amazonasgebiet neu ansiedeln und dieses roden.  Außerdem führt die Ausbreitung des Sojaanbaus zu Vertreibungen indigener Bevölkerungsgruppen, vor allem dort, wo Landrechte ungeklärt sind. 

Die riesigen Monokulturen, die völlig mechanisch bearbeitet werden, benötigen zudem sehr wenige Arbeitskräfte. Viel weniger als in der kleinbäuerlich strukturierten Anbauweise, die vorher auf denselben Flächen praktiziert wurde. Auf 500 ha kommt nur ein Angestellter in der Sojaproduktion. Arbeitsplätze entstehen jedoch in der weiteren Sojaproduktions- und Lieferkette, beim Transport und in den Ölmühlen in den nahegelegenen Städten, was den Sojaanbau zu einem positiven Faktor für die Wirtschaft macht. 

Soziale Probleme - Maßlos auf Kosten anderer

Wird Soja für den Export angebaut, fehlen die dafür genutzten Ackerflächen den Menschen vor Ort, so etwa für den Anbau eigener Lebensmittel. Die Ernten, die in der Region zur Sicherung der Lebensmittelversorgung angebaut werden könnten, landen also nicht auf dem Teller der einheimischen Bevölkerung – stattdessen landet das auf den Flächen angebaute Soja im Futtertrog unserer Massentierhaltung.

Würden wir unseren Bedarf an Soja für den Konsum tierischer Erzeugnisse innerhalb unserer Landesgrenzen decken wollen, müssten wir eine zusätzliche Fläche ausschließlich für den Anbau von Soja als Tierfutter nutzen, die halb so groß ist wie Hessen. 

Welche Auswirkungen hat der Fleischkonsum auf den Klimawandel?

Durch Anbauflächen für Soja als Tierfutter und Rinderweiden, die immer tiefer in die tropischen Regenwälder vordringen, wird das Klima stark beeinflusst. Denn in der Biomasse der Regenwälder sind enorme Mengen Kohlenstoff gebunden. Werden die Regenwälder vernichtet, wird der Kohlenstoff freigesetzt und wandelt sich in Verbindung mit Sauerstoff zum Klimagas CO2 um. Der Ausstoß von Methan (CH4) durch Rinder und die Bildung von Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) durch die Überdüngung der Felder sind zwei weitere Faktoren, die unsere Erde aufheizen. Die Viehwirtschaft verursacht insgesamt 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgase. Methan ist übrigens 25 Mal schädlicher für unser Klima als CO2 und Lachgas sogar 298 Mal! Zudem bleibt Lachgas über 110 Jahre in der Atmosphäre. Lange Transportwege und -zeiten zu den Schlachthäusern führen zu noch mehr Abgasen und mehr Belastung der Infrastruktur. Allein für Schweineschlachtungen sind mehr als 390.000 LKWs pro Jahr auf deutschen Straßen unterwegs.

Wohin mit der Gülle aus der Massentierhaltung?

Zudem steigen die Nitratgehalte im Grundwasser durch Gülleeintrag und Überdüngung der Böden. Dies ist vor allem für Haushalte mit eigener Trinkwasserversorgung, wie sie in ländlichen Gebieten noch vorkommt, riskant: Hohe Nitratwerte im Trinkwasser können bei Säuglingen zur Blausucht und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Laut dem Nitratbericht der Bundesregierung 2016 ist in fast einem Drittel der gemessenen Fälle zu viel Nitrat im Grundwasser.  Auch beim Ammoniak hält Deutschland die Grenzwerte nicht ein. Dieser Luftschadstoff gefährdet die menschliche Gesundheit und sorgt für die Versauerung von Wäldern und Gewässern. 95 Prozent des Ammoniaks stammt aus der Landwirtschaft. 

Zudem steigen die Nitratgehalte im Grundwasser durch Gülleeintrag und Überdüngung der Böden. Dies ist vor allem für Haushalte mit eigener Trinkwasserversorgung, wie sie in ländlichen Gebieten noch vorkommt, riskant: Hohe Nitratwerte im Trinkwasser können bei Säuglingen zur Blausucht und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Für den Berichtszeitraum 2016 bis 2018 weisen 26,7 % der Messstellen des EU-Nitratmessnetzes im Mittel erhöhte Nitratwerte von mehr als 50 mg/l Nitrat auf. Auch beim Ammoniak hält Deutschland die Grenzwerte nicht ein. Dieser Luftschadstoff gefährdet die menschliche Gesundheit und sorgt für die Versauerung von Wäldern und Gewässern. 95 Prozent des Ammoniaks stammt aus der Landwirtschaft.

Ist Soja als Futtermittel genmanipuliert?

Beim Anbau von Soja in Brasilien wird nahezu ausschließlich gentechnisch verändertes Saatgut eingesetzt. Dadurch sind die Sojapflanzen resistent gegen das umstrittene Spritzmittel Glyphosat, das großflächig mit Kleinflugzeugen über Sojafeldern versprüht wird und alle anderen Pflanzen vernichtet. Dabei belegen viele Studien die gesundheitsschädliche Wirkung des Totalherbizides für Tiere und Menschen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt sogar vor der „wahrscheinlich krebserregenden“ und erbgutverändernden Wirkung von Glyphosat.

Umfragen zufolge lehnen die meisten Menschen in Deutschland Gentechnik in ihren Lebensmitteln (GV-Lebensmittel) ab. Deshalb ist es gut, dass auf der Zutatenliste von Produkten in der EU der Einsatz von gentechnisch veränderten Zutaten, wie etwa Maisstärke oder Sojalecithin, gekennzeichnet sein muss.

Bedenklich ist hingegen, dass tierische Produkte wie Fleisch, Eier oder Milch und Milchprodukte von der Kennzeichnung ausgenommen sind. Da der Großteil des an Hühner, Schweine oder Rinder verfütterten Sojaschrots gentechnisch verändert ist, landen Lebensmittel, die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Produkten hergestellt wurden, ohne es zu wissen auf unseren Tellern. Achten Sie beim Lebensmitteleinkauf darauf, ob auf der Verpackung das Zeichen „Ohne Gentechnik“ angebracht ist oder das Produkt Bio-Qualität hat.

Was passiert wenn sich bezüglich unseres Fleischkonsums nichts ändert?

Ändern wir unseren Kosum nicht, wird weiter Regenwald vernichtet und der Klimawandel angeheizt. Zudem werden Antibiotika-Resistenzen zunehmen, ebenso wie Nitrat im Trinkwasser. Keine guten Aussichten!

Laut der UN wird die Weltbevölkerung in den 2050er Jahren die 10 Milliardenmarke knacken. Diese Menschen alle zu ernähren ist mit unseren derzeitigen Ernährungsgewohnheiten nicht machbar. Doch wir könnten viel mehr Menschen mit Gemüse- und Getreideerzeugnissen ernähren, würden wir diese nicht massenhaft an die Tiere verfüttern, die wir essen. Aktuell benötigt rein rechnerisch jeder Deutsche 1.800 qm Ackerfläche. Um die Weltbevölkerung zu ernähren, stünden 2050 jedem Erdenbürger rund 1.400 qm zur Verfügung. Allein 40% der 1800 qm brauchen wir, um Tiere zu ernähren, deren Fleisch wir essen. 

Für den deutschen Konsum von tierischen Erzeugnissen, wurde 2019 nach Angaben der Bundesregierung auf über 1 Mio. ha Ackerfläche im Ausland Soja angebaut. Würden wir den inländischen Bedarf an Soja also innerhalb unserer Landesgrenzen decken wollen, müssten wir, zusätzlich zu der aktuellen Fläche, die wir schon für alle hier angebauten Agrarprodukte nutzen, Soja auf einem Gebiet halb so groß wie Hessen bestellen.

Der Klimawandel hat verheerende Folgen, derer wir uns bewusst werden müssen: Denn wenn wir nicht lernen im Einklang mit der Natur zu leben, schlägt die Natur zurück. Klimakatastrophen, wie Hurrikans, Erdrutsche und Überschwemmungen werden sich häufen und uns vor neue Herausforderungen wie etwa „Klimaflüchtinge“ stellen.

Warum ist flächengebundene Tierhaltung gut?

Neben verantwortungsvollen politischen Entscheidungen in den Produktionsländern kann auch in Deutschland einiges für den Schutz der tropischen Regenwälder getan werden. Landwirte könnten eine flächengebundene Tierhaltung einführen. Das würde bedeuten, dass sie nur noch so viele Rinder oder Schweine halten, wie sie mit selbst angebautem Futter ernähren können. Dadurch würden sowohl das Problem der Sojaimporte als auch der massenhaften, Boden und Grundwasser verunreinigenden Gülle gelöst. Die Massentierhaltung trägt darüber hinaus zum Treibhauseffekt bei. Bei einigen Bauern hat bereits ein Umdenken stattgefunden: Mit Ackerbohnen, Lupinen oder Erbsen werden immer mehr heimische Alternativen zum importierten Soja wiederentdeckt und vermehrt angebaut. Ein Bündnis quer durch die deutsche Gesellschaft macht sich für eine Agrarwende stark, um die Landwirtschaft in Deutschland und weltweit zukunftsfähig zu gestalten.

 

Wie kann ich die Klimakatastrophe und andere Folgen meines Fleischkonsums verhindern?

Der Einfluss jedes Einzelnen ist nicht zu unterschätzen: Mit einem bewussten Konsum im Alltag wirken wir der konventionellen Massentierhaltung entgegen und tragen zum Schutz der Regenwälder bei! Wenn Sie sich fragen, was Sie täglich tun können, woran Sie sich orientieren können oder wie Sie darüber hinaus bewusst unterstützen können, dann helfen Ihnen unsere Alltagstipps mit praktischen Handlungsempfehlungen. Zeichen und Siegel geben Ihnen eine Orientierung für umweltbewusste Kaufentscheidungen.

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Fotonachweis: Pxhere (Titelbild); OroVerde/B.Hesebeck (Traktor), NASA (Regenwald aus Weltraum), Pedro Biondi/ABr [CC BY 3.0 br, via Wikimedia Commons] (Regenwald weicht Ackerflächen); Shutterstock (Feld und Wald), OroVerde/E.Mannigel (Sojafeld), OroVerde und Özi´s Comix Studio (Grafik Medikamente Antiobiotika, Güllefass), OroVerde/E.Rödel (Bild), ©ohnegentechnik.org (Siegel), ©istockphoto.com/louman, OroVerde - M. Linn (Postkarte Fleisch)

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