Ein Schritt nach vorn, zwei Schritte zurück – so fühlen sich Entwicklungen in der Klima- und Umweltpolitik häufig an. Mit Hinblick auf die anstehende COP30 in Brasilien stellt sich die Frage: Was konnte durch die Klima- und Umweltpolitik in den letzten Jahren überhaupt erreicht werden? Ein Einblick in die kleinen und großen Erfolge.
Das größte tropische Waldschutzgebiet im Kongobecken ausgerufen
Zu Beginn des Jahres 2025 traf die Regierung der Demokratischen Republik Kongo (DRC) eine historische Entscheidung: Im Kongobecken soll der „Kivu-Kinshasa Green Corridor“ entstehen, der sich von Ost nach West durch die gesamte DRC ziehen soll. Mit 540.000 Quadratkilometern ist das Gebiet etwa so groß ist wie Frankreich.
Dieses riesige Gebiet ist das Zuhause von 31 Millionen Menschen und ein einzigartiger Biodiversitäts-Hotspot. Einige Arten, wie etwa das Okapi, kommen ausschließlich im Kongobecken vor. Innerhalb des Green Corridors liegt auch eine riesige Fläche unberührten Tropenwalds, die mit 108.000 Quadratkilometern etwa der Größe von Island entspricht.
Die Planung des Schutzgebietes stellt auch eine sehr gute Nachricht für das Weltklima dar. Denn das Kongobecken ist die weltweit größte CO2-Senke – das bedeutet, dass das vielfältige Ökosystem dort mehr Treibhausgase aufnimmt, als es ausstößt. In seiner Biomasse speichern der Wald und die moorigen Böden des Kongobeckens die gesamten Treibhausgasemissionen der Erde über drei ganze Jahre. Der Schutz dieses wertvollen Gebiets ist deshalb ein entscheidender Schritt im Klima- und Umweltschutz.
Französisch-Polynesien plant das weltgrößte marine Schutzgebiet
Als Resultat der UN Ocean Conference 2025 hat Französisch-Polynesien im Juni 2025 die Einrichtung des bisher größten Meeresschutzgebiets weltweit beschlossen. Das Gebiet Tainui Atea soll fast die gesamte Wirtschaftszone des Landes umfassen (ca. 5 Millionen Quadratkilometer). Auf diesem Gebiet wird das Fischen mit Schleppnetzen sowie mariner Bergbau konsequent verboten. 1,1 Millionen Quadratkilometer des ausgewiesenen Gebiets sollen als „hoch oder vollständig geschützt“ gelten. Der Zugang zu diesem Gebiet sollen nur noch der traditionellen Küstenfischerei, wissenschaftlichen Untersuchungen und Ökotourismus erlaubt sein.
Das Schutzgebiet soll die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt der Region schützen – darunter 21 Hai- und über 1.000 Fischarten sowie zahllose Korallen, Mantarochen und Seevögel. Mit dem marinen Schutzgebiet macht Französisch-Polynesien einen wichtigen Schritt auf das internationale Ziel zu, bis 2030 30 Prozent der Ozeane unter Schutz zu stellen.
Mehr Waldschutz durch das europäische Lieferkettengesetz
Im Jahr 2023 trat die Europäische Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR) in Kraft – ein Meilenstein im internationalen Naturschutz. Sie ist ein entscheidendes rechtliches Instrument, um gegen Entwaldung und Menschenrechtsverletzungen in den Wertschöpfungsketten europäischer Unternehmen vorzugehen. Denn viele Produkte, wie Schokolade, Rindfleisch, Palmöl oder Soja, haben ihren Ursprung in tropischen Gebieten. Durch deren Erzeugung entstehen durch Entwaldung, Trockenlegung von Gebieten und Verdrängung seltener Arten große ökologische Schäden. Auch Menschenrechte werden nicht immer ausreichend berücksichtigt, beispielsweise bei Landnutzungskonflikten oder der Sicherheit der Arbeitskräfte. Unternehmen, die sich nicht an die Verordnung halten, riskieren rechtliche Konsequenzen in Form von Bußgeldern und Schadenersatzklagen. Die EUDR ist ein unverzichtbarer Schritt, um Entwaldung in den Tropen zu stoppen. Doch durch Forderungen von EU-Staaten wurde sie im Jahr 2025 bereits an vielen Stellen abgeschwächt. Zuvor war das Inkrafttreten der Gesetzgebung bereits um ein Jahr verschoben worden. Auch der von der EU-Kommission angekündigte „Bürokratieabbau” könnte das Abkommen wirkungslos machen. Zahlreiche Organisationen und zivilgesellschaftliche Bewegungen stellen sich entschieden gegen diese Rückschritte. Wie die letztendliche Umsetzung der EUDR aussehen wird, ist derzeit noch unklar.
Energiewende in vollem Gange: Weltgemeinschaft knackt die 40 Prozentmarke für erneuerbare Energien
Ein Blick auf die Energieproduktion der letzten Jahre zeigt eindeutig: Weltweit sind erneuerbare Energien mit der wachsenden Stromnachfrage gewachsen. 2024 wurden 40 Prozent des Stroms aus nachhaltigen Energiequellen gewonnen. Besonders Solaranlagen brachten weltweit gesehen riesige Mengen an sauberem Strom ein. In den letzten 10 Jahren hat sich die weltweite Gewinnung von Solarstrom beinahe verelffacht; 2024 wurden mehr als 2.130 Terrawattstunden erreicht.
Laut der internationalen Organisation Ember macht dieser Erfolg Solarstrom zum wichtigsten Antrieb des fossilen Totalausstiegs – und zum Hoffnungsträger für eine Zukunft, die durch grünen Strom erleuchtet ist.
Fünf EU-Länder haben den Kohleausstieg bereits geschafft
Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, das auf der Weltklimakonferenz 2015 in Paris beschlossen wurde, haben bereits fünf europäische Länder den Kohleausstieg geschafft. Belgien, Österreich, Schweden, Portugal und seit 2024 auch das Vereinigte Königreich haben Kohle aus dem Programm gestrichen. Anders als einige seiner Nachbarländer hat Deutschland den Ausstieg erst noch vor sich – momentan wird 2038 als finales Ausstiegsdatum angepeilt.
Deutschlands Treibhausgas-Ausstoß liegt auf dem niedrigsten Stand seit 70 Jahren
Im Jahr 2024 verursachte Deutschland 656 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, 46 Prozent weniger als im Jahr 1990. Schon 2023 konnte ein Rückgang von etwa 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden. Zurückzuführen ist dieser starke Rückgang laut Expert*innen vor allem auf einen geringeren Kohleverbrauch und einen sparsameren Stromverbrauch durch steigende Energiepreise. Obwohl Expert*innen warnen, dass sich der Trend auch schnell wieder umkehren kann, kann der neue Tiefstand der deutschen Emissionen als klarer Erfolg fürs Klima verbucht werden. Denn Deutschland hielt sich mit seinem Verbrauch 2024 deutlich unter dem vom Klimaschutzgesetzt festgelegten Emissionsbudget von 693,4 Tonnen CO2-Äquivalenten.
Deutschlands erneuerbare Energien stellen fossile Brennstoffe in den Schatten
2024 deckte Deutschland 59,4 Prozent seines Energiebedarfs durch erneuerbare Energien und setzte damit den Positivtrend der letzten Jahre fort. 2023 gelang es Deutschland erstmals, mit 56 Prozent erneuerbarem Anteil mehr als die Hälfte seines Stromverbrauchs durch Sonne, Wind, Wasser und Biogas zu decken. Auch im ersten Halbjahr 2025 konnte diese Quote problemlos wieder erreicht werden. Der Großteil des Ökostroms (27,2 Prozent) wurde laut Statistischem Bundesamt dabei durch Windanlagen gewonnen, 17,8 Prozent durch Photvoltaik, 6,3 Prozent durch Biogas und 3,7 Prozent durch Wasserkraft. Mit Blick auf die vergangenen Jahre lässt sich vor allem ein Aufwärtstrend der Solarenergie feststellen.
Dieser Erfolg zeigt, dass die Energiewende längst in vollem Gange und eine nachhaltige Energiewirtschaft möglich ist.
Natur- und Klimaschutz können einen echten Unterschied machen
Diese und viele andere Erfolgsgeschichten zeigen, dass sich im Klima- und Umweltschutz etwas bewegt – auch wenn es sich nicht immer danach anfühlt. Multilaterale Konferenzen, internationale und nationale Gesetzgebungen können Großes im Arten- und Klimaschutz bewirken. Die besorgniserregenden Entwicklungen der weltweiten Umwelt- und Klimapolitik sind also lange kein Grund, um den Kopf in den Sand zu stecken – stattdessen müssen wir als Weltgemeinschaft am Ball bleiben und mehr positive Entwicklungen einfordern. Nur wenn wir als Weltgemeinschaft wachsam bleiben und jede Abschwächung umweltpolitischer Errungenschaften kritisch hinterfragen, können wir sicherstellen, dass Naturschutz, Menschenrechte und globale Gerechtigkeit tatsächlich erreicht werden.
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Letzte Überarbeitung am 22.09.2025.
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