Quo vadis Landwirtschaft? Welche Wenden und Lösungsansätze sind nötig, um die Landwirtschaft – hier und in den Tropen – noch nachhaltiger zu gestalten? Unser 6-Punkte-Plan gibt Antworten.
Gerade heute, zu Zeiten des Klimawandels, stehen wir enormen Herausforderungen in der Nahrungsmittelproduktion gegenüber. Und eine Landwirtschaft, wie sie heute in weiten Teilen der Welt betrieben wird, ist derzeit kein Teil der Lösung. Doch es gibt bereits zukunftsweisende Ansätze für eine nachhaltige Landwirtschaft, die Ernährung sichern und zugleich dabei helfen kann, das Weltklima zu stabilisieren.
Noch sieht die Klimabilanz der Landwirtschaft kritisch aus. Bis zu 37 Prozent der weltweiten Klimagasemissionen schreibt der Weltklimarat IPCC direkt der Landwirtschaft und veränderter Landnutzung zu. Gerade die Landnutzungsänderungen, bei denen beispielsweise tropischer Regenwald in Monokulturen für Soja und Palmöl umgewandelt wird, schlagen dabei extrem negativ zu buche. Brennen die Wälder und Moorböden, so wird das in den Bäumen und Böden gebundene Kohlenstoffdioxid (CO2) direkt in die Atmosphäre geblasen und heizt dort den Klimawandel weiter an. Aber auch der Ausstoß von Lachgas (rund 300-mal so klimaschädlich wie CO2) aus Mineraldüngung oder die Freisetzung von Methan (rund 20-mal so klimaschädlich wie CO2) durch Wiederkäuer und Nassreisanbau sind Treiber des Klimawandels, die auf das Konto der Lebensmittelproduktion gehen. Rechnet man Verarbeitung, Transport, Kühlung, Erhitzung, Zubereitung und Entsorgung von Lebensmitteln hinzu, wird deutlich, dass über 40 Prozent aller Emissionen davon abhängen, wie wir uns ernähren und Landwirtschaft betreiben.
Doch was derzeit noch bedrohlich klingt, kann auch als Chance für den Klimaschutz genutzt werden: Weil Pflanzen das Klimagas CO2 binden und gesunde, humusreiche Böden Kohlenstoff speichern, könnte die Landwirtschaft uns rein theoretisch langfristig klimaneutral ernähren und kurzfristig sogar mehr CO2 binden als ausstoßen. Klimawandel und Landwirtschaft bedingen sich nicht zwangsläufig – im Gegenteil!

6 entscheidende Schritte für den Klimaschutz durch die Landwirtschaft
Um die Chance der Landwirtschaft für den Klimaschutz zu ergreifen, sind unter anderem folgende Maßnahmen entscheidend – und bringen gleich zusätzliche positive Effekte mit:
- Erhalt und Schutz von (Regen-)Wald. Wälder speichern nicht nur große Mengen an CO2 in ihrer Biomasse; sie spielen auch für die Artenvielfalt und den Wasserhaushalt eine entscheidende Rolle. Zudem lassen sich manche landwirtschaftlichen Produkte auch in ihm gewinnen: zum Beispiel Honig oder auch im Schatten angebauter Kakao und Kaffee.
- Wiederaufforstung. Das Pflanzen von Bäumen kann die Böden vor Erosion schützen und eine diverse Landwirtschaft in Form von Agroforstsystemen ermöglichen. Zugleich speichern die Bäume beim Wachsen CO2 und wirken positiv auf die Verfügbarkeit von Wasser ein. Zudem kann Wiederaufforstung mit einheimischen Baumarten helfen, die Artenvielfalt zu bewahren und neue Lebensräume für Wald- und Hecken bewohnende Arten schaffen.
- Diversifizierung der Landwirtschaft & gezielter Humusaufbau. Während Monokulturen auf Kunstdünger und Pestizide angewiesen sind, kommen Mischkulturen und Permakultur ohne diese aus. So wird der Ausstoß des Treibhausgases Lachgas deutlich reduziert. Stattdessen werden Böden verbessert, indem der Aufbau von Humus gefördert wird, was die CO2-Speicherfähigkeit der Böden erhöht. Der systematische Aufbau des Humusgehaltes erhöht zugleich die Boden-Fruchtbarkeit und die Fähigkeit, Wasser zu speichern.
- Einführung einer naturverträglichen Tierhaltung gekoppelt mit einer deutlichen Reduktion des Fleischkonsums und einem Stopp der Massentierhaltung. Überdüngung durch Gülle wird so vermieden, Gewässer und Grundwasser werden weniger verschmutzt. Der großflächige Anbau von Futtermitteln ist nicht mehr notwendig, so dass die Rodung von Regenwäldern zur Anlage von Monokulturen zum Futtermittelanbau gestoppt werden kann. Ehemalige Flächen für den Anbau von Futtermitteln stehen nun Lebensmitteln zur Verfügung, was Hunger und Armut vermindert.
- Kurze Transportwege und regionale Produkte. Auf Platz 3 der größten CO2-Verursacher in Deutschland landet der Verkehr. Einen Löwenanteil macht der Individualverkehr aus, so dass an dieser Stelle jeder Einzelne gefragt ist. Zum Beispiel durch den Kauf regionaler Produkte mit kurzen Transportwegen – oder auch durch den Einkauf per Fahrrad anstelle des Autos.
- Stopp der Lebensmittelverschwendung. Mehrere Millionen Tonnen Lebensmittel landen allein in Deutschland jedes Jahr im Müll. Durch richtige Lagerung und bewusstes Einkaufen lässt sich ein Großteil einsparen. Zudem gilt es Reste sinnvoll weiter zu verarbeiten.
- Erfahren Sie mehr zu Regenwaldschutzprojekten, die zugleich eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
- AgroforstSysteme als Zukunftsmodelle für ganze Regionen – erfahren Sie hier mehr, wie ökologische & nachhaltige Landwirtschaft gelebt werden kann.
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Fotonachweis: Header (Oroverde, Anna Hömberg), Grafik: OroVerde / B. Hesebeck, Illu: Özi`s Comix Studio // CC BY-ND
Projektförderung
Das BNE-Projekt "Keine Angst vor Komplexität" wurde durch die Deutsche Bundestiftung Umwelt und die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert.



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