Coltan-Erz (Kurzform von Columbit-Tantalit) ist aus der heutigen IT-Branche nicht mehr wegzudenken. Das begehrte Metall, das aus dem Erz gewonnen wird, heißt Tantal. Handys, Computer, Tablets, und Spielekonsolen enthalten das kostbare Material. Doch der Abbau dieses Bodenschatzes ist schädlich für die Umwelt – und auch für die Menschen vor Ort extrem gefährlich.
In der DR Kongo wird Tantal abgebaut, was oft gemeinsam mit Columbium (Niobium) vorkommt – deshalb wird das Erz im Volksmund Coltan genannt. Coltan ist ein wertvoller Bodenschatz. Seine größten Vorkommen liegen in Zentralafrika, in der Demokratischen Republik Kongo. Für den Abbau von Coltan werden enorme Flächen Regenwald gerodet. Damit wird der Lebensraum vieler Tiere, wie auch den dort lebenden Gorillas, zerstört. Zudem sind Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen in den Minen keine Seltenheit.
3 Fakten zu Smartphones und Coltan
Die Abbauregionen von Tantal liegen meist in unzugänglichen Regenwaldgebieten, darunter in Brasilien, Mosambik, Ruanda, Australien und die DR Kongo.
Die Zahl der weltweiten Mobilfunkanschlüsse stieg 2022 auf 8,5 Milliarden - im Verhältnis zu einer Weltbevölkerung von 7,95 Millarden. Damit gibt es mehr Handys als Menschen auf der Welt.
Neben Coltan sind unter anderem Kupfer, Aluminium, Gold, Kobalt, Platin und weitere seltene Bodenschätze Bestandteile von Handys und anderer Elektronik.
Wie wird Coltan abgebaut?
In Zentralafrika, zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo, sind große Vorkommen an Coltan zu finden. Um an die im Boden liegenden Schätze zu gelangen, muss zuerst der Regenwald darüber abgeholzt werden. Dabei geht der Lebensraum vieler – zum Teil bedrohter Arten – verloren. Eine der bekanntesten Arten, die von der Coltan-Förderung betroffenen bedrohten Arten ist der Gorilla. Er lebt in abgelegenen Regionen im tiefen Regenwald des Kongobeckens. Die Minen fressen sich buchstäblich durch den Wald und machen auch vor diesen entlegenen Gebieten nicht Halt. Ähnlich wie beim artisanalen Goldabbau wird das Coltan-Erz oft händisch abgebaut. Das Gemisch von Erde und dem wertvollen Erz wird dann häufig in Wasser gegeben; das Coltan-Erz sinkt zu Boden und kann so leichter vom übrigen Gestein getrennt werden. Mehrere Tausend Tonnen Sediment aus allen Erdschichten türmen sich beim Abbau rund um die Mine. Das Problem: Das Gestein wird so freiliegend von den Witterungen völlig ausgewaschen und damit unbrauchbar. Außerdem kommen so tief verborgene Gesteinsschichten mit Luft und Wasser in Berührung und entlassen giftige Schwefelsäuren in die umliegende Erde und Gewässer – Pflanzen und Tiere werden vergiftet und das Ökosystem schwer geschädigt.
Folgen der steigenden Nachfrage nach Coltan
Der Bedarf an Coltan steigt mit der Nachfrage nach neuen Elektronikgeräten immer weiter an, denn in nahezu jedem elektronischen Gerät wird das daraus gewonnene Tantal verbaut. Die Anzahl der Laptops, Tablets und Smartphones steigt stetig an: Seit 2023 gibt es mehr Smartphones als Menschen auf unserer Erde. Weltweit gibt es ganze 8,58 Milliarden Mobiltelefonanschlüsse - und laut Stand von 2024 knapp 8,15 Milliarden Menschen. Die Nutzungsdauer der Geräte sinkt dabei immer weiter. Sobald sie nicht mehr genutzt werden, verstauben viele Geräte in Schubladen: 2023 wurden in Deutschland etwa 210 Millionen ungenutzte Handys gezählt. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch 2015.
Unser steigender Bedarf nach immer neuer Unterhaltungstechnik lässt den Preis für Coltan steigen und macht auch abgelegene Gebiete für den Coltanabbau attraktiv. Den neuen Minen wiederum müssen intakte Regenwaldgebiete weichen. Die Lebensgrundlage vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel Gorillas wird so zerstört, denn die Abbauregionen von Coltan liegen unter anderem in unzugänglichen Regenwaldgebieten in Zentralafrika.
Besonders betroffen ist dabei die größte lebende Primatenart, der Östliche Flachlandgorilla, auch Grauers-Gorilla genannt. In den letzten zwei Jahrzehnten sank die wildlebende Population um etwa 80 Prozent. Expert*innen schätzen, dass heute nur noch weniger als 6.000 dieser beeindruckenden Tiere in der Wildnis leben. Durch die Zerstörung ihres Lebensraums in vergangener Zeit wurden die Gorillas auch immer angreifbarer für die Wilderei. Ein Hauptgrund für die Jagd auf Gorillas ist der Verkauf ihres Fleisches – denn der Handel mit dem sogenannten Bushmeat ist sehr lukrativ, wenn auch in den meisten Fällen illegal.
Welche sozialen Folgen hat der Coltanabbau?
Wie leider häufig der Fall mit Bodenschätzen, hat auch der Abbau von Coltan erschreckende humanitäre Konsequenzen. Die Arbeit in den Coltanminen ist sehr gefährlich und zum Teil gesundheitsschädlich. Beim Abbau kommen die Arbeiter*innen oft in Kontakt mit radioaktiven Materialien wie Radon, Thorium oder Uran, die im Boden vorkommenden und häufig bei Minenarbeiten gefunden werden. In den Minen kommt es außerdem jedes Jahr zu tausenden Unfällen sowie zu Raub, sexueller Gewalt und sogar Mord. Kinder- und Zwangsarbeit in Coltanminen sind außerdem keine Seltenheit. Während des Coltan-Booms in den frühen 2000ern verließen viele Kinder in der Demokratischen Republik ihre Schulen, um im zu der Zeit sehr profitablen Coltangeschäft Geld zu verdienen. Das afrikanische Institute for Security Studies (ISS) berichtete 2021, dass allein in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 40.000 Kinder in Coltanminen arbeiten.
Krieg um Coltan – Zentralafrikanische Konflikte und der Coltabbau
Der Abbau von Coltan in Zentralafrika war und ist extrem konfliktgeladen. Während des Zweiten Kongokriegs zwischen 1998 und 2003 plünderte und schmuggelte die von Ruanda und Uganda unterstützte Rebellengruppe RCD (Rassamblement Congolais pour la Democratie) zusammen mit der Ruandischen Armee mehrere tausend Tonnen Coltan aus Lagerbeständen im Osten der DRK nach Ruanda. Bewaffnete ruandische Gruppen betrieben außerdem "Gate-Keeping" an den kongolesischen Coltanminen und erhoben des weiteren illegale Steuern zum Abbau des wertvollen Metalls. Wie eine Polinares-Studie beschrieb, wird vermutet, dass die RCD und die Ruandische Armee insgesamt mehr als 10 Millionen US-Dollar durch den Verkauf von ursprünglich kongolesischem Coltan erwirtschafteten. Ruanda hat jedoch auch eigene, artisanale Coltanminen und unterschrieb noch 2016 ein fünfjähriges Bergbauabkommen mit dem omanischen Konzern Tri-Metals. Um mehr Transparenz entlang der Lieferketten herzustellen, gibt es inzwischen auch verschiedene Projekte und Initiativen, die mehr Transparenz entlang der Lieferketten herstellen und so für mehr Gerechtigkeit in der Industrie sorgen wollen. Eine der erfolgreichsten Initiativen sind dabei „ITSCI“ und „Better Mining“.
Wo steckt Coltan in unserem Handy?
Ein Smartphone setzt sich aus dem Gehäuse, der Elektronik, dem Akku und dem Display zusammen. Im Inneren verbergen sich etwas versteckt Leiterplatte, Antenne, Lautsprecher und Mikrofon. Für die Herstellung all dieser Bauteile werden verschiedene Bodenschätze benötigt – viele von ihnen aus der Erde von tropischen Regenwäldern. Insgesamt stecken bis zu 62 verschiedene Rohstoffe in einem einzigen Handy: Kunststoffe im Gehäuse, Metalle für Kabel, Kontakte, Leiterplatte und Akku, Glas und Keramik für das Display. Das aus Coltan gewonnene Metall Tantal wird für die Mikrokondensatoren im Smartphone verwendet, welche für die Filterung und den Frequenzausgleich benötigt werden.
In jedem Laptop, Tablet und Smartphone steckt das wertvolle Metall Tantal, das aus Coltan gewonnen wird. Es wird in den Mikrokondensatoren gebraucht. Zwar ist der Anteil von Tantal im Smartphone relativ gering; doch angesichts der rasant wachsenden Zahl an mobilen Endgeräten weltweit ist der Bedarf an Coltan enorm. Neben Tantal werden auch viele andere Metalle zur Herstellung von Smartphones benötigt; manchmal bis zu 62 Stück. Den größten Anteil haben Eisen, Silizium, Kupfer, Aluminium, Nickel, Zinn, Gold und Gallium. Aber auch Kobalt, Lithium, Beryllium, Palladium, Indium und Platin werden in Smartphones verbaut.
Was kann gegen die Coltan-Problematik getan werden?
Zentralafrika, Australien, Brasilien – die Abbaugebiete von Coltan liegen zwar weit entfernt von Deutschland, aber sie sind uns näher als wir denken. Denn die daraus entstehenden Endprodukte – unsere Smartphones beispielsweise – tragen wir täglich in unseren Hosentaschen umher. Sinkt die Nachfrage nach Tantal und somit auch der Abbau des Coltans haben Tierarten wie der Gorilla eine Chance zu überleben. Wir haben also in der Hand, wie die Zukunft der letzten Regenwaldgebiete in diesen Regionen aussieht. Durch unseren Konsum können wir alle einen Beitrag dazu leisten. Die folgenden Tipps helfen dabei, die Nachfrage nach Coltan zu senken!
Gebrauchte Elektronik kaufen! Mittlerweile gibt es viele verschiedene Anbieter*innen, die sich auf den Verkauf gebrauchter und geprüfter Smartphones, Laptops und Tablets spezialisiert haben. Das schont nicht nur den Kontostand, sondern auch den Regenwald.
Alte Smartphones, Laptops und Tablets recyceln: Wertvolle Metalle wie Aluminium, Kupfer oder Kobalt können so wiederverwertet werden. Auf keinen Fall das alte Gerät im Hausmüll entsorgen – so gehen die wertvollen Rohstoffe unwiederbringlich verloren. Einzelhandel, Telefonanbieter und Online-Anbieter müssen die Geräte zurücknehmen und sie zum Recycling überführen.
Wenn möglich, ein kaputtes Smartphone reparieren lassen, anstatt ein neues zu kaufen. Akkus, Displays und Ladebuchsen lassen sich in der Regel einfach reparieren.
Die Erstellung der Online-Verbrauchertipps zum Thema Bodenschätze wird gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW und ENGAGEMENT GLOBAL aus Mitteln des BMZ.
Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter!
OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de
Bildnachweis: Ian Redmond - Wildscreen Exchange (Titelbild Hände Coltan), Francesco Ungaro - Pexels (Gorilla), via Wikimedia Commons, By Monusco [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)] (Coltan-Mine im Kongo), OroVerde (Elektronik im Handy), OroVerde - E. Bakker (Grafik "Woraus besteht dein Smartphone?", Grafik frei entworfen nach Daten von Bookhagen, Bastian, Buchholz et al. (2020), siehe Quellen für genauere Informationen), BMZ (Siegel), Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW (Siegel).
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