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Orang-Utans zählen zu den nächsten Verwandten des Menschen und doch unterscheiden wir uns so stark von den intelligenten rothaarigen Affen. Sie verbringen fast ihr ganzes Leben in den Baumgipfeln und können mit ihren langen Armen besonders gut klettern und sich von Ast zu Ast schwingen.

Steckbrief

Orang-Utan (Pongo)

Klasse: Säugetiere

Ordnung: Primaten (Primates)

Verbreitung: früher in ganz Südostasien verbreitet, heute gibt es nur noch wenige in den Regenwäldern der Inseln Borneo und Sumatra

Nahrung: überwiegend pflanzlich – Früchte, Samen, Kräuter, Wurzeln; auch Insekten, Termiten und Raupen.

Besonderes: Der Orang-Utan macht seinem Namen alle Ehre. Übersetzt aus dem malaiischen bedeutet Orang-Utan nämlich so viel wie „Waldmensch“. Orang-Utans verbringen fast ihr ganzes Leben in den Bäumen. Sie essen und schlafen in den Baumgipfeln. Die größten baumlebenden Säugetiere der Welt wird man auf dem Boden nicht so häufig zu Gesicht bekommen. Wenn nötig, können sie jedoch trotzdem größere Entfernung auf dem Boden zurücklegen.

Soziale Tiere oder doch eher Einzelgänger?

Orang-Utans sind im Gegensatz zu anderen Menschenaffen Einzelgänger und leben nicht in Gruppen. Meistens verbringen Männchen und Weibchen nur zur Paarung wenige Tage miteinander. Die Schwangerschaft eines Orang-Utans dauert 8 bis 9 Monate, also fast so lange wie bei einem Menschen. Das Orang-Utan-Kind und seine Mutter verbringen einen großen Teil ihrer Lebenszeit zusammen. Etwa vier Jahre lang wird ein Orang-Utan-Jungtier gesäugt. Es bleibt noch bei seiner Mutter bis zum 9. Lebensjahr, bis es alle Fähigkeiten erlernt hat und die Ausbildung zu einem exzellenten Hangelkletterer bestanden hat. Danach leben beide unabhängig von aneinander weiter.

Spannende Fakten über den Orang-Utan

  • Zu den Orang-Utans zählen drei verschiedene Arten: der Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus), der ausschließlich auf Borneo lebt, der Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii) und der Tapanuli-Orang-Utan (Pongo tapanuliensis), die beide Sumatra bewohnen. Die Tapanuli-Orang-Utans wurden 2017 erst als eigene Art anerkannt.
  • Tapanuli-Orang-Utans sind die seltensten Menschenaffen der Erde und mit nur rund 800 Individuen besonders stark vom Aussterben bedroht. 
  • Die Regenwaldzerstörung und -abholzung, Wilderei und illegaler Haustierhandel bedrohen die Existenz der Menschenaffen.
  • Die verschiedenen Arten unterscheiden sich in ihrem sozialen Verhalten und ihrem Aussehen. Der Borneo-Orang-Utan ist beispielsweise unsozialer aufgrund der höheren Nahrungskonkurrenz und hält sich öfters am Boden auf, da es auf Borneo einen seiner größten natürlichen Feinde – den Tiger – nicht gibt.

Die „Waldmenschen“ können Probleme lösen

Orang-Utans sind hochintelligente Tiere. Sie können schnell neue Sachen lernen und Probleme lösen. Sie haben einen ausgesprochen guten Orientierungssinn und ihre nächsten Handlungen können sie geistig planen. Ebenso wurde bei Orang-Utans vielfach beobachtet, wie sie Werkzeug für ihren Gebrauch herstellen und benutzen können. Zum Beispiel wurden die cleveren Baumbewohner dabei beobachtet, wie sie mit einem Schwamm oder einem Strohhalm aus Pflanzen  Wasser aus Astlöchern getrunken haben. Manche Orang-Utans wischen sich nach dem Essen mit Servietten aus Blättern den Mund ab, benutzen Zahnstocher oder putzen sich mit einem Stock die Zähne. 

Orang-Utans sind wichtig für den Regenwald

Die rotbraunen Affen nehmen eine bedeutsame Rolle für das Ökosystem Regenwald und die Artenvielfalt ein. Durch das Essen der Früchte samt Kernen, werden durch die Ausscheidung die Samen im Wald verbreitet. Außerdem reißen Orang-Utans schwache und abgestorbene Äste beim Klettern und für den Bau ihres Baumnestes ab, sodass mehr Sonnenlicht den Waldboden erreicht und das Pflanzenwachstum begünstigt.

Männliche Orang-Utans haben „dicke Backen“

Männchen und Weibchen sind durch ihr Aussehen gut voneinander unterscheidbar. Erwachsene Männchen können bis zu 120 kg wiegen, während erwachsene Weibchen nur die Hälfte auf die Waage bringen. Männliche Orang-Utans haben besonders lange Haare und einen großen Kehlsack, mit denen sie lange schreien können, um ihr Revier zu markieren und Weibchen anzulocken. Mit 15 bis 20 Jahren wachsen vielen Männchen große Backenwülste, deren Funktion noch nicht endgültig geklärt wurden konnte. Es wurde jedoch beobachtet, dass es in jedem Gebiet (die Reviere eines Orang-Utans können bis zu 3.000 ha betragen – das sind 4.202 Fußballfelder!) nur einen Orang-Utan mit Backenwülsten gibt. Der Orang-Utan mit den Backenwülsten ist der dominanteste Orang-Utan der Gruppe. Anscheinend finden die Weibchen die Backenwülste attraktiv, denn die dominanten Orang-Utans zeugen viel mehr Nachkommen als untergeordnete Orang-Utans.

Ein Leben in Gefangenschaft

Während ihr Lebensraum immer weiter schrumpft und sie in Freiheit immer seltener werden, werden Orang-Utans illegal als Haustiere gehalten. Für den illegalen Haustierhandel werden sie meistens von Wilderern gefangen. Viele werden als Babys von ihren Müttern getrennt und ohne Grün, auf dem Boden, in kleinen Käfigen oder Wohnungen eingepfercht.  Auf den kleinen Flächen gibt es zu wenig Beschäftigungsmöglichkeiten und zu wenig Klettermöglichkeiten. Da die Orang-Utans dort auf den Böden leben, fällt ihnen die Bewegung schwer, da ihre gewölbten Greiffüße perfekt an das Baumhangeln angepasst sind. In Südostasien werden die gefangen Orang-Utans auch zur Belustigung von Touristen zur Schau gestellt, müssen Kunststücke vorführen oder dürfen sogar angefasst und gestreichelt werden. Deshalb ist es wichtig, dass man sich vorher informiert, ob die gebuchte „Orang-Utan-Experience“ von einer respektablen Auffangstation ist, und so dem Schutz der Tiere zu gute kommt, oder ob es eine Touristenfalle darstellt.
 

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Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Telefon: 0228 24290-20
jschaetzlein[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: Özi's Comix Studio (Illustrationen), Simone Sbaraglia - Wildscreen Exchange (Orang-Utan zwischen den Bäumen, Orang-Utan mit Regenschirm), Dee Marshall - Wildscreen Exchange (Orang-Utan-Männchen, Orang-Utan mit Kind, Orang-Utan beim Essen), Elke Mannigel (nachdenklicher Orang-Utan)