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Nasenbären sind kleine Alleskönner im amerikanischen Regenwald. In Großfamilien streifen sie durchs Unterholz oder die Baumwipfel und fressen alles, was in die Schnauze passt.

Steckbrief Nasenbär

Klasse: Säugetiere (Mammalia) 

Ordnung: Raubtiere (Carnivora) 

Familie: Kleinbären (Procyonidae) 

Gattung: Nasenbären (Nasua) 

Arten: Südamerikanischer Nasenbär (Nasua nasua) und Weißrüssel-Nasenbär (Nasua narica) 

Verbreitung: Südamerikanischer Nasenbär: Südamerika, Weißrüssel-Nasenbär: Mittelamerika bis in den Süden der USA 

Lebensraum: Waldgebiete

Nahrung: hauptsächlich Insekten, Früchte und Wirbeltiere wie kleine Frösche, zum Teil auch Vogeleier und Blumen 

Besonderheiten: Auch Nasenbären brauchen manchmal einen Mittagsschlaf. Sie sind genau wie wir Menschen am Tag aktiv und schlafen in der Nacht. Damit sind sie die einzigen tagaktiven Kleinbären. Besonders an langen Sommertagen schlafen sie gelegentlich mittags für ein paar Stunden.

Immer auf der Suche nach Nahrung durchwandern Nasenbären die Wälder Mittel- und Südamerikas. Mit ihrer längeren Schnauze sind sie ideal ausgerüstet, um von unten am Boden bis hoch in den Bäumen nach Futter zu stöbern. Konzentriert auf der Suche strecken sie ihren langen Schwanz in den Himmel. In ihrem 0,17 bis 32 Quadratkilometer großem Territorium – letzteres entspricht etwa achtmal der Fläche der Insel Helgoland – laufen und klettern sie täglich ungefähr drei Kilometer durch den Regenwald. Überaschenderweise sind sie auch gute Schwimmer. Ihre besondere Anpassungsfähigkeit ermöglicht es ihnen sich in verschiedenen Regionen und Ökosystemen der Welt wohlzufühlen. Als mittelgroße Raubtiere sind sie häufiger im Wald vertreten als ihre größeren Artgenossen und können daher die Struktur und Entwicklung ihres Ökosystems beeinflussen, indem sie die Beutepopulation kontrollieren und Konkurrenten ausbremsen.

Genügsame Allesfresser

Ob in den Regenwäldern Brasiliens oder im Süden der USA – Nasenbären können sich sehr gut an verschiedene Lebensräume anpassen. Ebenso wenig wählerisch sind sie bei ihrer Nahrung. Sie fressen Insekten, kleine Amphibien wie Frösche, Früchte und zum Teil auch Blumen oder stehlen Eier aus Nestern. Um bei der Nahrungssuche die verschiedenen Früchte zu unterscheiden, können Nasenbären genau wie wir Menschen Farben sehen. Für die Nahrungsaufnahme nutzen sie ihre Vorderpfoten oder ihre lange Nase und suchen damit in der Erde. Sie wurden auch schon dabei beobachtet, wie sie mit ihren Vorderpfoten Insekten auf Palmenblättern fangen oder in Höhlen nach diesen Ausschau halten. Am liebsten suchen sie in Bromelien Pflanzen nach Insekten und kleinen Amphibien.

Je nachdem, wo sie mehr Nahrung finden und es sicherer vor Feinden ist, verbringen sie ihre Zeit am Waldboden oder in den Bäumen. Feinde des Nasenbären sind Ozelots, Pumas, Jaguare, Krokodile und große Schlangen. Auf die Nasenbär-Jungen haben es außerdem auch kleinere Schlangen und Greifvogelarten abgesehen.

Bromelien-Gewächse – das Jagdgebiet der Nasenbären

Die Hauptnahrungsquelle der Nasenbären im Regenwald bieten Bromelien-Gewächse (Bromeliaceae), die am Boden und auch in den Baumkronen wachsen. Die bekannteste Art dieser Pflanzenfamilie ist die Ananas-Pflanze. Daher werden die Bromelien auch Ananasgewächse genannt. Die in den Bäumen wachsenden Arten haben sich einen besonderen Trick ausgedacht, wie sie an Wasser und Nährstoffe kommen, obwohl sie meterhoch von der Erde entfernt sind. Sie haben große Blätterkelche, in welchen sich Regenwasser sammelt. Diese winzigen Teiche werden dann von anderen Lebewesen, wie Bakterien, Kleinkrebsen und Pilzen besiedelt. Parallel nutzen Insekten und Frösche die Gewässer zur Aufzucht ihres Nachwuchses. Daher finden sich vor allem auch Fliegenlarven und Kaulquappen in den Blätterkelchen. Diese Tiere haben sich speziell an den Lebensraum in den Blätterkelchen angepasst, während die Pflanze wiederrum aus den verstorbenen Lebewesen ihre Nährstoffe ziehen kann. Damit entstehen in den Blätterkelchen kleine Ökosysteme, die in der Biologie auch Phytotelmata oder „Pflanzengewässer“ genannt werden.

Die Nasenbären bedienen sich gerne an diesen Ökosystemen und fressen die Insekten und kleinen Amphibien mit großem Genuss. In Wäldern mit mehr Bromelien-Gewächsen, wie zum Beispiel im Südosten Brasiliens, bewegen sich Nasenbären daher mehr im Geäst der Bäume als auf dem Boden. In mittelamerikanischen Wäldern hingegen sind weniger Gewächse diese Pflanzenfamilie zu finden. Die Nasenbären verbringen daher in dieser Region mehr Zeit auf dem Boden, um Nahrung zu finden.

Der Südamerikanische Nasenbär

Es werden offiziell zwei Nasenbär-Arten unterschieden: der Südamerikanische Nasenbär und der Weißrüssel-Nasenbär. Bei zwei anderen Arten – dem Nelson-Nasenbären und dem Bergnasenbären – sind sich Forschende noch nicht einig, ob sie als eigene Arten gelten. Dieses Problem gibt es in der Biologie häufiger, da es bestimmte Kriterien gibt, die ein Tier erfüllen muss, um als eigene Art bezeichnet zu werden.

Aber was genau ist der Unterschied zwischen einem Südamerikanischen und einem Weißrüssel-Nasenbären? Darauf geben schon die Namen der beiden Arten einen Hinweis. Zum einen unterscheiden sich die Verbreitungsräume, wo die beiden Kleinbären zu finden sind. Der Südamerikanische Nasenbär ist – wie der Name schon sagt – von Kolumbien bis Argentinien in fast allen Ländern Südamerikas zu Hause. Der Weißrüssel-Nasenbär lebt vor allem in Mittelamerika, wie etwa in Panama oder Costa Rica. Er fühlt sich aber auch im Süden der USA wohl.

Der Weißrüssel-Nasenbär

Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Nasenbär-Arten liegt im Aussehen, wie der Name des Weißrüssel-Nasenbären verrät. Dieser hat im Gegensatz zum Südamerikanischen Nasenbären weißes, statt schwarzes Fell an der Schnauze. Ansonsten sehen sich die beiden Arten sehr ähnlich. Nasenbären können vom Kopf bis zur Schwanzspitze 66 bis 134 Zentimeter lang werden und wiegen 3 bis 7 Kilogramm. Der Schwanz ist etwa genauso lang wie der restliche Körper. Sie haben kurze Vorderbeine, lange Hinterbeine, schwarzes Fell an den Füßen und eine Spitze, langestreckte Schnauze. Das Fell ist hell- bis dunkelbraun oder teilweise schwarz und unterscheidet sich je nach Region und Population. Bei Südamerikanischen Nasebären kann das Fell auch zum Teil grau bis rotbraun sein und sie sind gut an dem geringelten Schwanz zu erkennen.

Es gibt auch Weißrüssel-Nasenbären, deren Fell komplett weiß ist. Diese haben eine Defektmutation, das bedeutet, dass die Zellen in ihrer Haut keine Farben bilden können. Diese Defektmutation wird Leuzismus (von griechisch leukós, „weiß“) genannt.

Sicherheit in der Frauengroßfamilie

Nasenbären bekommen einmal im Jahr zwei bis sieben Junge. Bis die Nasenbär-Weibchen ihren Nachwuchs zur Welt bringen, dauert es 74 bis 77 Tage, also zweieinhalb Monate. Kurz vor der Geburt, welche zwischen Oktober und November stattfindet, verlassen die weiblichen Nasenbären ihre Gruppe und bauen sich ein Nest in den Bäumen, wo sie ihren Nachwuchs die ersten Wochen großziehen werden. Die Gefahr vor Feinden ist während dieser Zeit besonders groß. Daher kehren die Weibchen zu ihrer Gruppe zurück, wenn ihre Jungen fünf bis sechs Wochen alt sind.

Fünf bis 150 weibliche Nasenbären und ihre Jungen können eine Gruppe bilden. Mit zwei Jahren trennen sich die Männchen von ihrer Gruppe und bleiben zunächst mit gleichaltrigen Nasenbären für zwei bis vier Monate zusammen, bevor sie, bis auf die Paarungszeit, allein durch die Wälder ziehen. Die Weibchen hingegen bleiben ihrer Geburtsgruppe und ihrem Geburtsgebiet treu. Dieses Ortstreue wird in der Biologie „Philopatrie“ genannt.

Nasenbären können sieben bis zehn Jahre alt werden. Wenn sie in Gefangenschaft, wie zum Beispiel in einem Zoo oder Tierpark leben, können sie sogar bis zu 26 Jahre alt werden.

Nasenbären: Kleine Ausreißer vor deiner Haustür?

Nasenbären sind keine gefährdete Art, sondern verbreiten sich mittlerweile auch in Europa. In Norwegen sind zum Beispiel beide Nasenbär-Arten schon seit einigen Jahren verbreitet und auf den Balearen – einer spanischen Inselgruppe, zu der zum Beispiel Mallorca gehört – lebt eine Population des Südamerikanischen Nasenbären seit mehr als 20 Jahren. Auch in Großbritannien werden immer wieder Tiere gesichtet. Die Tiere entkommen entweder aus der Tierhaltung oder werden ausgesetzt. Wenn sie nicht wieder eingefangen werden, könnten sie sich durch ihre besondere Anpassungsfähigkeit in Europa ausbreiten. Auch in Deutschland gibt es Nasenbären in Zoos, Tierparks und selten auch als Haustier. Wenn du etwa im Bundesland Hessen oder Niedersachsen wohnst, kann es sogar sein, dass schon mal ein Nasenbär vor deiner Haustür vorbei spaziert ist. Denn hier sind vor ein paar Jahren schon Nasenbären aus Tierparks ausgebrochen. Sie konnten aber beide zeitnah wieder eingefangen werden. 

Eine Ausbreitung des Nasenbären in Europa hätte negative Auswirkungen auf unser Ökosystem, da sie etwa die Nester der heimischen Vögel plündern und die Küken fressen könnten. Dadurch könnte die Vogelpopulation in Deutschland schrumpfen. Daher hat die Europäische Union 2016 Nasenbären als „invasive Art” eingestuft. Das bedeutet, dass Nasenbären nur noch mit Ausnahmen in Europa gehalten werden dürfen und die Verbreitung stärker kontrolliert wird.

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Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
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