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Die Rafflesia ist eine Pflanze der Superlative: Sie bildet die größten Blüten der Welt, benötigt selbst kein Sonnenlicht - und stinkt fürchterlich. Wie kann das sein und welche besonderen Tricks hat die Rekordpflanze noch auf Lager?

Steckbrief

Name: Rafflesia

Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)

Familie: Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)

Verbreitung: ausschließlich in den Regenwäldern Südostasiens

Besonderes: Rafflesien haben keine Wurzeln, Äste oder Blätter. Sie betreiben also keine Fotosynthese. Wie sie überleben? Durch andere Pflanzen. Denn Rafflesien sind Vollschmarotzer, also Parasiten. Die Blüten von Rafflesien sind besonders groß und stinken bestialisch.

Die Rafflesia ist die größte Blüte der Welt

Rafflesien sind ganz besondere Pflanzen, denn ihre Blüten werden außergewöhnlich groß. Manche Arten können einen Blüten-Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen! Im Jahr 2020 erregte eine Blüte der Art „tuan-mudae“ aus Indonesien besonderes Aufsehen. Ihre Blüte hatte an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 111 Zentimetern. Das ist ein neuer Rekord! Damit ist sie die größte Blüte der Welt. In ihrer Mitte, in der zentralen Blütenkammer, könnte sich leicht ein junger Orang-Utan vor seiner Mutter verstecken. Nur gemütlich ist es wahrscheinlich nicht.

Die Rafflesia war aber nicht immer so groß. Noch vor circa sechs Millionen Jahren, waren die heute so besonderen Rafflesien einfache kleine Kräuter. Heute ist sie etwa 80-Mal so groß wie damals! Zum Blühen benötigt sie ein feuchtwarmes Klima. Die Knospen sind empfindlich und verfaulen bei zu viel Feuchtigkeit, oder vertrocknen bei Hitze. Um das zu vermeiden, blüht die Pflanze nur, wenn das richtige Klima herrscht. Damit ist die Blütezeit je nach Region unterschiedlich. Was aber alle Pflanzen gemeinsam haben ist, dass sie nur einmal im Jahr blühen. Denn bis die kleine Knospe so groß wie ein Volleyball wird, sich öffnet und eine Blüte entsteht, dauert es bis zu neun Monate! Wenn Begeisterte dann endlich die Blüte bestaunen wollen, haben sie allerdings nicht viel Zeit. Nach drei bis sieben Tagen zerfällt die Blüte schon zu zähem, schwarzem Schleim.

Warum stinkt die Rafflesia so sehr?

Im Großen und Ganzen dient der strenge Geruch ihrer Fortpflanzung. Klingt komisch, ist aber eigentlich sehr schlau. Denn sie imitieren mit ihrer rot-bräunlichen Farbe, dem Gestank und der leichten Wärme, die sie ausstrahlen, verwesendes Fleisch. Wieso? Auf diese Weise locken sie Aasfliegen an, die ihre Blüten bestäuben. Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn damit die Fliegen ihre Arbeit tun können, müssen eine weibliche und eine männliche Rafflesia nah bei einander wachsen und auch noch gleichzeitig blühen. Nur so kann die Pflanze bestäubt werden und Früchte entwickeln, durch die sie sich vermehren kann. Kein Wunder, dass sie so selten sind!

Unscheinbarer Schmarotzer

Rafflesien sind sogenannte Vollschmarotzer. Was das heißt? Sie besitzen keine Wurzeln, Äste oder Blätter. Stattdessen durchwachsen sie bestimmte Lianen mit winzigen Zellfäden und werden so von ihnen ernährt. Nur wenn sie blühen, ragt eine Blüte aus den Ranken heraus.

Diese Lebensweise ist sehr anstrengend für den Wirt. Außerdem können Rafflesien alleine nicht überleben. Wieso dann das Ganze? So müssen sie keine Fotosynthese betreiben, brauchen also kein Licht und können so im dunkelsten Urwald wachsen! Was für ein Luxus! Gerade deshalb bezeichnen sie Expert*innen als „Wunder der Evolution“.

Rafflesien in Gefahr

Rafflesien sind Regenwaldpflanzen. Leider bedeutet das, dass auch sie durch die Rodung ihres Lebensraumes bedroht sind. Ihr guter Ruf macht es ihnen nicht leichter. Sie genießen nicht nur einen Platz unter den drei Nationalblumen Indonesiens, sie werden auch gerne gegessen. Denn richtig zubereitet sind ihre Knospen und die stinkenden Blüten eine thailändische Delikatesse. Außerdem sollen die Blüten medizinische Wirkungen haben und werden in der traditionellen Medizin genutzt. 

Die Nutzung durch den Menschen machen die durch ihre langwierige und komplizierte Blüte schon seltenen Pflanze noch seltener. Die Folge: Ein Platz auf der Roten Liste der IUCN (Internationaler Verband zur Bewahrung der Natur und der natürlichen Ressourcen). Von allen 42 Rafflesienarten sind laut einer Studie der Universität Oxford 25 Stück schon vom Aussterben bedroht. 15 andere Arten sind als „stark gefärdet" und zwei weitere als „gefährdet." Dennoch steht erst eine Art auf der Roten Liste. Nachzucht der Pflanze ist aufgrund ihrer besonderen parasitischen Lebensweise sehr schwierig. Bis heute ist es nur dem Botanischen Garten Bogor in Indonesien gelungen, Rafflesien im Gewächshaus heranzuziehen. Leider waren alle Blüten weiblich! Um dieses Wunderwerk der Pflanzenwelt zu erhalten, muss also ihr natürlicher Lebensraum, die Regenwälder Südostasiens geschützt werden. Wissenschaftler*innen von der Universität Oxford und von der Universität Los Baños empfehlen in diesem Zusammenhang, mit indigenen Menschen zusammenzuarbeiten: Sie kennen das Habitat der Rafflesia am besten und wissen, wie die Tropenwälder auf eine nachhaltige Art und Weise erhalten werden können. Durch die Unterstützung indigener Gemeinden und die eine Zusammenarbeit mit ihnen beim Waldschutz könnte dem ganzen Regenwald in Südostasien geholfen werden – und somit auch der beeindruckenden Rafflesia. 

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Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Telefon: 0228 24290-20
jschaetzlein[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: Özi's Comix Studio (Illustrationen), Henrik Ishihara Globaljuggler, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons (Blüte rot), Mark Bowler (Blüte braun), Konrad Wothe (Liane)