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Mehr als 25 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs bleibt die Menschenrechtslage in Guatemala schwierig. Trotz des formellen Übergangs zur Demokratie leiden Menschen in Guatemala weiterhin unter schweren Menschenrechtsverletzungen. 

Tief verwurzelte Korruption, systematische Straflosigkeit und die gezielte Schwächung demokratischer Institutionen prägen Guatemala bis heute. Die Rechtsstaatlichkeit wird zunehmend ausgehöhlt, während die Zivilgesellschaft unter anhaltender Kriminalisierung leidet. Internationale Organisationen dokumentieren regelmäßig schwerwiegende Verstöße, während sich die Lage für viele betroffene Personen und Gemeinden kontinuierlich verschlechtert. Die juristische Aufarbeitung der Vergangenheit und eine umfassende Anerkennung der Opfer erfolgt nur sehr begrenzt und schleppend, was wiederum den gesellschaftlichen Frieden zusätzlich erschwert.

Menschenrechte Guatemala seit 2020

Guatemala erlebt seit 2020 eine dramatische Verschlechterung der Menschenrechtslage. Unter Präsident Alejandro Giammattei (2020 – 2024), der enge Verbindungen zu Militär und Wirtschaft, verschlechterte sich die Menschenrechtslage erneut. Der Druck auf Justiz, Medien und Zivilgesellschaft nahm stark zu. Zahlreiche Journalist*innen, Richter*innen und Aktivist*innen wurden verfolgt oder ins Exil gezwungen.

Mit dem Amtsantritt von Bernardo Arévalo im Jahr 2024 verband sich die Hoffnung auf Reformen, soziale Gerechtigkeit und die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit. Doch tief verankerte Machtstrukturen in Politik, Wirtschaft und Militär blockieren jede echte Reform.

Laut der Unidad de Protección a Defensoras y Defensores de Derechos Humanos de Guatemala (UDEFEGUA) wurden zwischen 2023 und 2024 über 9.000 Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger*innen dokumentiert – darunter Drohungen, Überwachung, Verleumdungskampagnen und gewaltsame Übergriffe. Nach Angaben von Human Rights Watch wurden zwischen Januar und August 2024 mindestens 20 ländliche und indigene Aktivist*innen getötet. Seit 2022 sind 91 Personen ins Exil geflohen, darunter 44 Jurist*innen und 26 Menschenrechtsverteidiger*innen und 25 Journalist*innen.

Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen, dass sich die Mechanismen der Repression weiter verschärft haben. Kritische Stimmen werden zunehmend über konstruierte Strafverfahren kriminalisiert. Staatsanwält*innen, die gegen Korruption oder Machtmissbrauch ermitteln, werden systematisch verfolgt. Gleichzeitig setzten Unternehmen im Bergbau- und Energiesektor ihre Projekte auf indigenem Territorium durch – häufig ohne vorherige Konsultation der betroffenen Gemeinden.

Ein im Jahr 2025 veröffentlichter Bericht von Global Witness beschreibt die enge Verflechtung wirtschaftlicher Interessen mit staatlichen Strukturen: Private Sicherheitskräfte, Militär und Polizei arbeiten zusammen, um Landrechtbewegungen und Umweltaktivist*innen einzuschüchtern. Gewalt, Folter und gezielte Rufmordkampagnen gegen indigene Aktivist*innen sind dabei gängige Mittel. Ohne tiefgreifende Reformen in Justiz, Politik und Wirtschaft droht Guatemala in einem Teufelskreis aus Ungleichheit, Repression und institutioneller Schwäche gefangen zu bleiben.

Besonders betroffene Bevölkerungsgruppen

Die fortbestehende Straflosigkeit und strukturelle Ungleichheit treffen in Guatemala vor allem jene, die ohnehin am Rand der Gesellschaft stehen. Besonders stark betroffen sind Gemeinschaften und Personen, die sich für Gerechtigkeit, politisches Mitspracherecht und den Schutz ihrer Lebensgrundlagen einsetzten.

Indigene Völker und ländliche Gemeinschaften

Die indigenen Völker Guatemalas, insbesondere Maya-Gemeinschaften, leiden weiterhin unter systematischer Diskriminierung und Gewalt. Trotz ihres hohen Bevölkerungsanteils haben sie nur eingeschränkten Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Justiz. . Wie in vielen anderen Ländern Lateinamerikas sind auch in Guatemala niedrige Investitionen im Gesundheitswesen ein zentrales Problem, das besonders indigene Gemeinschaften betrifft und zu ähnlichen Herausforderungen wie in anderen Ländern der Region führt.

Landrechtskonflikte prägen den Alltag vieler Gemeinden. Großprojekte im Bergbau- und Energiesektor bedrohen ihre Gebiete, häufig ohne vorherige Konsultation – ein klarer Verstoß gegen internationales Recht. Diese Konflikte führen nicht nur zu sozialen, sondern auch ökologische Schäden: kontaminiere Wasserquellen, überflutete Gebiete und zunehmende Umweltzerstörung. Der Widerstand dagegen führt immer wieder zur Kriminalisierung indigener Aktivist*innen.

Ein exemplarischer Fall ist der des Q’eqchi’-Aktivisten Bernardo Caal Xol, der sich friedlich gegen den Bau eines Wasserkraftwerks auf indigenem Land einsetzte. 2018 wurde er unter konstruierten Vorwürfen zu über sieben Jahren Haft verurteilt. Internationale Menschenrechtsorganisationen, darunter Amnesty International, bewerteten die Anklage als politisch motiviert. Nach über vier Jahren Haft wurde er im März 2022 aufgrund guter Führung und infolge anhaltender internationaler Kritik vorzeitig entlassen, doch sein Fall steht weiterhin sinnbildlich für den gezielten Einsatz der Justiz zur Einschüchterung von Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen.

Frauen und Mädchen

Guatemala verzeichnet eine der höchsten Femizidraten Lateinamerikas. Sexualisierte Gewalt ist weit verbreitet und bleibt für viele Frauen alltägliche Realität. Restriktive Gesetze zu sexuellen und reproduktiven Rechten verschärfen die ohnehin prekäre Lage.

Der Fall „Hogar Seguro Virgen de la Asunción“ von 2017 verdeutlicht das Versagen des Staates beim Schutz von Mädchen und jungen Frauen. 41 Mädchen starben bei einem Brand in diesem staatlichen Heim, nachdem sie gegen sexuellen Missbrauch protestiert hatten. Die Aufarbeitung dieses Falls bleibt unvollständig.

Der Zugang zu Justiz und Schutzmaßnahmen bleibt für Frauen, insbesondere indigene Frauen, stark eingeschränkt. Zahlreiche Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt werden nicht angezeigt oder verlaufen im Strafverfahren im Sande.

Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger*innen, Umweltschützer*innen und Justizangehörige

Die Verfolgung von Aktivist*innen durch unbegründete Strafverfahren ist zu einem zentralen Instrument der Unterdrückung geworden. Menschenrechtsverteidiger*innen und Umweltschützer*innen, die sich gegen Ungerechtigkeiten, Korruption und umweltzerstörende Großprojekte einsetzen, werden systematisch überwacht, bedroht und strafrechtlich verfolgt. Viele werden ins Exil getrieben. Diese Entwicklung untergräbt die Rechtsstaatlichkeit nachhaltig und schwächt die institutionelle Unabhängigkeit der Justiz.

Mut stärken – Ihre Spende wirkt!

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die mutigen Menschen, die sich für den Schutz des Tropenwalds einsetzen. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Wald-, Arten- und Klimaschutz!

Besonders deutlich zeigt sich dies im Fall der ehemaligen Staatsanwältin Virginia Laparra: Als sie Korruption innerhalb der Justiz aufdeckte, wurde sie im Februar 2022 unter fragwürdigen Umständen verhaftet. Nach fast zwei Jahren Haft sprach ein Gericht sie im Januar 2024 zunächst frei, nur um sie im Juli 2024 erneut zu verurteilen. Ein Vorgang, den internationale Beobachter*innen als willkürlich kritisierten. Schließlich sah sich Laparra gezwungen, ins Exil zu fliehen. Ihr Schicksal verdeutlicht, wie regierungskritische Justizangehörige gezielt zum Schweigen gebracht werden.

Geschichte von Rigoberta: Kampf für das Leben der Wälder

Rigoberta* kämpft für das Leben der Wälder in Mesoamerika. Sie pflanzt Bäume, organisiert Frauengruppen und arbeite mit den Gemeindemitgliedern zusammen am Schutz des Selva Maya.

Wie viele Umweltschützer*innen in Guatemala wird auch Rigoberta bedroht. Ihre Arbeit ist essenziell für den Kampf gegen den Klimawandel und die Rettung Wälder Mesoamerikas – doch der Staat bietet ihnen keinen ausreichenden Schutz.

OroVerde arbeitet daran, diese mutigen Menschen zu schützen und ihre wichtige Arbeit zu unterstützen. Trotz der Bedrohungen setzen sich Menschen wie Rigoberta weiterhin für die Bewahrung ihrer Territorien und Rechte ein. Eine neue Initiative mit Unterstützung der EU konzentriert sich gezielt auf den Schutz der Waldschützenden. Diese Programme erkennen die besondere Gefährdung von Umweltaktivist*innen an und versuchen, ihnen besseren Schutz zu bieten. Die Schutzbegleitung für gefährdete Aktivist*innen stößt jedoch an ihre Grenzen, wenn die staatlichen Strukturen selbst die Bedrohung darstellen. Internationale Aufmerksamkeit und Druck bleiben essenziell für den Schutz der Zivilgesellschaft.

*Zum Schutz der Personen wurden Details – wie Namen, Herkunftsangaben und Wohnorte – geändert oder ausgelassen und Symbolbilder verwendet.

Systematische Probleme und Staatsversagen in Guatemala

Guatemala ist von einer tiefen sozialen Spaltung geprägt. Eine kleine Elite kontrolliert einen Großteil der wirtschaftlichen Ressourcen und politischen Macht, während große Teile der Bevölkerung in Armut leben. Das schwache Steuersystem entlastet die Wohlhabenden und entzieht dem Staat wichtige Einnahmen.

Korruption und Vetternwirtschaft durchziehen zentrale Institutionen und verhindern, dass öffentliche Gelder dort ankommen, wo sie gebraucht werden. So bleibt die Umsetzung grundlegender sozialer Rechte unzureichend.

Unzureichende Grundversorgung

Das Gesundheitssystem in Guatemala ist chronisch unterfinanziert. Mit nur 2,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für öffentliche Gesundheitsausgaben liegt Guatemala deutlich unter den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Diese Unterfinanzierung trifft besonders ländliche und indigene Gemeinden.

Die COVID-19-Pandemie verdeutlichte diese strukturellen Schwächen. In ländlichen Regionen waren Impfquoten deutlich niedriger als in städtischen Gebieten. Fehlende Infrastruktur, lange Wege zu Gesundheitsdiensten und Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen erschwerten die gerechte Verteilung von Impfstoffen. Die Pandemie verschärfte Armut und Ungleichheit massiv. Viele Menschen verloren ihre Einkommen, insbesondere in der informellen Wirtschaft. Diese soziale Not stellt bis heute eine zentrale Fluchtursache dar.

Zahlreiche Guatemaltek*innen migrieren in Richtung Mexiko und in die USA, wo sie häufig unter schlechten Bedingungen leben. Gewalt, Ausbeutung und Diskriminierung auf der Flucht sind weit verbreitet. Die unzureichende Umsetzung sozialer und wirtschaftlicher Rechte hält viele Menschen in einem Kreislauf aus Armut und Unsicherheit gefangen.

Projekt Waldschützer*innen schützen

Mit Mut für den Regenwald

Diese Menschen schützen den Tropenwald unter Lebensgefahr.

Details zum Projekt

So schützen wir mutige Menschen in Mittelamerika.

Die Selva Maya

Das größte Tropenwaldgebiet in Mittelamerika.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Menschenrechten in Guatemala

Die Menschenrechtslage in Guatemala bleibt kritisch. Trotz des Friedensabkommens von 1996 wirken die Folgen des jahrzehntelangen Bürgerkriegs und des Militärregimes fort. Systematische Menschenrechtsverletzungen, darunter Folter, Diskriminierung und Angriffe auf Aktivist*innen, prägen weiterhin das gesellschaftliche Leben – vor allem in ländlichen Regionen.

Am stärksten betroffen sind indigene Gemeinschaften, Frauen, LGBTI+ Personen und Menschenrechtsverteidiger*innen. Indigene Völker leiden unter strukturellem Rassismus, Armut und dem Verlust ihrer Territorien. Viele leben in Regionen, in denen staatliche Unterstützung fehlt und Gewalt, Verbrechen und Straflosigkeit Alltag sind.

Landrechte sind zentral für die indigenen Gemeinschaften Guatemalas. Bergbau- und Energieunternehmen führen immer wieder zu Konflikten, weil Projekte ohne vorherige Konsultation auf indigenem Territorium umgesetzt werden. Diese Eingriffe bedrohen Leben, Umwelt und kulturelle Identität. Aktivist*innen, die sich für ihre Landrechte einsetzen, werden häufig kriminalisiert oder angegriffen.

Das Justizsystem Guatemalas leidet unter politischem Einfluss, Korruption und Druck durch mächtige Netzwerke in Regierung, Kongress und Militär. Prozesse gegen Täter*innen schwerer Verbrechen – etwa während der Militärdiktatur und der Massaker des Bürgerkriegs – blieben ergebnislos. Dadurch bleibt Straflosigkeit ein zentrales Hindernis für Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Frieden.

Umweltzerstörung durch Bergbau, Entwaldung und Staudammprojekte verletzt grundlegende Menschenrechte. Ganze Regionen verlieren ihre natürlichen Lebensgrundlagen, während Unternehmen Gewinne auf Kosten der Bevölkerung erzielen. Besonders indigene Aktivist*innen, die sich für den Schutz der Wälder einsetzen, riskieren ihr Leben im Einsatz für ihre Gemeinden.

Guatemala braucht Reformen in Politik und Justiz, unabhängige Gerichte und Schutz für Aktivist*innen. Investitionen in Bildung, Gesundheit und soziale Infrastruktur sollen Armut mindern. Nur durch Anerkennung historischer Verantwortung ist Versöhnung möglich.

Armut und ungleiche Ressourcenverteilung belasten das Land massiv. Viele Menschen in abgelegenen Regionen haben keinen ausreichenden Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und sauberem Wasser. Das unterfinanzierte öffentliche System ist ein Erbe der Militärherrschaft, deren Prioritäten lange nicht bei den sozialen Rechten der Bevölkerung lagen.

Die Klimakrise verstärkt bestehende soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten. Dürren, Überschwemmungen, Ernteausfällen und Luftverschmutzung treffen vor allem arme und indigene Regionen. Diese Umweltveränderung führen zu wachsender Migration, da viele Menschen ihr Leben und ihre Lebensgrundlage verlieren.

Die guatemaltekische Diaspora wächst stetig, da viele Menschen aufgrund von Armut, Verfolgung und fehlenden Perspektiven fliehen. In den USA, Mexiko und anderen Ländern setzt sich die Diaspora für Gerechtigkeit, Informationsarbeit und Menschenrechte ein. Sie spielt eine wichtige Rolle, um internationale Aufmerksamkeit auf die Lage in Guatemala zu lenken.

Internationale Organisationen dokumentieren Menschenrechtsverletzungen, begleiten Gerichtsprozesse und setzten sich für den Schutz gefährdeter Aktivist*innen ein. Doch nachhaltige Verbesserung hängt vom politischen Willen der guatemaltekischen Regierung und einer unabhängigen Justiz ab.

Trotz der tiefen strukturellen Probleme gibt es Hoffnung. Engagierte Aktivist*innen und indigene Bewegungen fordern mutig Reformen und Gerechtigkeit. Mit der Verabschiedung neuer Schutzinitiativen und wachsendem internationalen Druck könnte Guatemala langfristig Schritte zu einer gerechteren Gesellschaft unternehmen.

Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter!

OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
+49 228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: Sandra Sebastián/OroVerde/Fairpicture (Titelbild, Mann mit Bergausblick in Guatemala), AlbertRA via Wikimedia Commons (Frauen der EGP), Jackie McVickar via Wikimedia Commons (Demonstrant mit einem Plakat), OroVerde – K. Osen (Regenwald Ausschnitt). 

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