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Im Jahr 2020 stand ein Großteil der Welt still. Wie erging es den Wäldern als die Welt mit der globalen Pandemie und einer erliegenden Wirtschaft kämpfte? Wo waren die Wälder am stärksten von Bränden und anderen Folgen des Klimawandels betroffen?

Jedes Jahr stellt Global Forest Watch (GFW) eine Analyse der jährlichen Daten zum Verlust der Waldbedeckung zur Verfügung. Sie zeigt, wann und wo Waldverluste auf der ganzen Welt aufgetreten sind. Die aktuellsten Zahlen zum globalen Waldverlust von 2020 wurden Ende März veröffentlicht. Seit Beginn des Jahrhunderts zeichnen die Expert*innen Satellitendaten von bewaldeter Fläche auf dem Globus bzw. Veränderungen in der Waldbedeckung auf. Gepaart mit jeweils nationalen Statistiken der einzelnen Länder und teilweise lokaler Forschung vor Ort ergibt sich ein umfassendes Bild und lässt häufig außerdem Schlüsse zu Ursachen für den Wandel der Flächenbedeckung zu.

Die Analyse der Daten zum Verlust der Waldbestände im Jahr 2020 zeigt einen Verlust an Tropenwaldfläche von 12,2 Millionen Hektar. Das sind 12 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr 2019. Davon entfielen 4,2 Millionen Hektar, eine Fläche von der Größe der Niederlande, auf feuchte tropische Primärwälder. Die Emissionen aus dem Verlust von Primärwäldern im Jahr 2020 (2,64 Gigatonnen CO2) entsprechen den jährlichen Emissionen von 570 Millionen Autos.

2020 haben wir 12,2 Millionen Hektar Tropenwaldfläche verloren, davon sind 4,2 Millionen Hektar immerfeuchter tropischer Primärwald. Der Verlust entspricht 2,64 Gigatonnen jährlicher Emissionen.

GFW spricht bewusst von Waldverlust und nicht von Entwaldung, da es sich um Momentbestandsaufnahmen handelt und nicht unbedingt eine permanente Entwaldung bedeuten muss. Die durchschnittliche Betrachtung über einen Zeitraum von drei Jahren lässt Datentrends erkennen und spiegelt oft ein realeres Bild. Bei den Satellitenbildaufnahmen werden Flächen von mindestens sechs Hektar, einer minimalen Baumkronendichte von 30 Prozent mit Baumbestand höher als 5 Meter erfasst. Nach einem dramatischen Anstieg in 2016 schien der Waldverlust in den letzten Jahren abzunehmen, hat mit dem letzten Jahr 2020 aber wieder deutlich zugenommen.

Länderanalysen und Spitzenreiter

Zu den Top 10 Ländern, in denen der meiste Waldflächenverlust aufgezeichnet wurde, gehören Brasilien (1.704.090 ha), Demokratische Republik Kongo (490.613 ha), Bolivien (267.883 ha), Indonesien (270.057 ha), Peru (190.199 ha), Kolumbien (166.485 ha), Kamerun (100.295 ha), Laos (82.240 ha), Malaysia (72.977 ha) und Mexiko (68.423 ha).

Die Bilder der verheerenden Waldbrände 2019 in Brasilien haben weltweite Aufmerksamkeit erzeugt. Anders als 2019, wo Brände hauptsächlich durch Brandrodungen aus landwirtschaftlicher Praxis ausgelöst wurden, entstanden 2020 rekordbrechende Waldbrände durch extrem trockene Wetterverhältnisse und ausgelaugte Böden. Die Folgen des globalen Klimawandels haben eine Dimension erreicht, dass selbst Feuchtbiotope wie der amazonische Pantanal zu 30% verbrannt sind. Mit 1,7 Millionen Hektar Primärwaldverlust in 2020 steht Brasilien weiterhin an der traurigen Spitze der Liste und ist für so viel Tropenwaldverlust verantwortlich wie alle anderen neun Top-Länder zusammen.

Auch in Bolivien, Kolumbien und Peru schreitet der Tropenwaldverlust immer schneller voran. Trotz staatlicher Verpflichtungen und Gesetze waren auch 2020 viele Schutzgebiete von Waldverlust betroffen. In Lateinamerika liegen die Ursachen für Waldverlust in der veränderten Nutzung der Landflächen und der rasanten Ausbreitung der landwirtschaftlichen Grenzen. Es wird angenommen, dass fast 90% der Waldflächen illegal gerodet wurden.

Auf dem afrikanischen Kontinent hat der Waldverlust andere Hintergründe. Sich verlagernde kleinbäuerliche Landwirtschaft, Brennholzbedarf und zunehmende Verstädterung führt zu einem erhöhten Druck auf die tropischen Wälder.

Ein optimistischeres Bild ergibt sich in Südostasien. Indonesien verzeichnet ganze 16% weniger Waldflächenverlust als im Vorjahr und ist damit auf einem absoluten Tiefstand. Günstige Wetterbedingungen und ein staatliches Umlenken wie beispielsweise die Förderung von Anreizzahlungen für Kohlenstoffsenken aus REDD+ haben endlich Effekte gezeigt und Indonesien aus den Top 3 der Waldverlustländer geholt.

Ursachen des Waldverlusts

Hauptursache für den Verlust der weltweiten Waldbedeckung war, wie auch in den vergangenen Jahren, Abholzung für den Rohstoffbedarf, sowohl in Primär- als auch in Sekundärwäldern in Südostasien und in Lateinamerika, während im tropischen Afrika die Umstellung der Landwirtschaft dominiert. Darüber hinaus spielten Brände und andere klimabedingte Einflüsse weiterhin eine große Rolle, sowohl in den Tropen als auch in anderen Ökozonen.

Enorme Waldflächen sind beispielsweise durch Brände in Australien, Russland und Kanada vernichtet worden. Auch das besorgniserregende Auftauen der Permafrostböden setzt weitere Emissionen frei. Erwähnt wird diesmal auch der deutsche Wald, der 2020 in katastrophalem Ausmaß von Borkenkäferbefall in Kombination mit extremer Trockenheit, zu weiten Teilen zerstört wurde.

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Waldverlust

Die Datenauswertung von 2020 zeigt keinen offensichtlichen Zusammenhang mit der weltweiten COVID-19-Pandemie. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen und der fehlenden Präsenz von Autoritäten gab es jedoch Berichte über vermehrten illegalen Holzeinschlag in Schutzgebieten. Andere pandemiebedingte Veränderungen, wie eine große Anzahl von Menschen, die in ländliche Gebiete zurückkehren, oder Unterbrechungen der Lieferketten, werden langfristige Auswirkungen auf die Wälder zeigen.

Vielleicht noch wichtiger als die unmittelbare Auswirkung von Abriegelungen, Sperrungen und Reisebeschränkungen ist jedoch, wie die Länder ihre Wirtschaft nach der Coronavirus-Pandemie wiederaufbauen wollen. Mit einem globalen wirtschaftlichen Verlust von 4 Prozent in 2020 sind bereits nationale Budgets gekürzt und neue Genehmigungen zum Rohstoffabbau erlassen worden. Ob die Länder die Gelegenheit nutzen, ihre Wälder besser zu schützen, oder ob sie sie stattdessen abholzen, um ihre Wirtschaft wieder anzukurbeln, wird den Verlust der Wälder in den kommenden Jahren beeinflussen.

Frances Seymour, Senior Expertin des World Resources Institute, betont zum Ende der Vorstellung der Jahreszahlen aus 2020 die Bedeutung der tropischen Wälder für die weltweite Klimaregulierung und den Kohlenstoffhaushalt unseres Planeten, die Solidarität mit den ländlichen Gemeinden in den betroffenen Regionen und schlägt naturbasierte Lösungen und eine schuldenerlassende Politik vor.

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