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Frauen sind häufig benachteiligt, wenn es um Zugang zu natürlichen Ressourcen und Landrechte geht, obwohl sie einen großen Teil der Arbeitsbewältigung in wirtschaftlichen Aktivitäten zur Einkommenssicherung ausmachen. Im Bereich des internationalen Naturschutzes gibt es mittlerweile Ansätze, um Frauen aktiv mehr zu fördern. Auch wir von OroVerde beschäftigen uns mit der Genderstrategie in der Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen. Nun gewinnen wir über eine Studie in unserem WaldGewinn-Projekt in Guatemala neue Erkenntnisse.

Weltweit nehmen Frauen in ländlichen Gebieten eine Schlüsselrolle im Schutz der Biodiversität ein: Sie sind oft primäre Ressourcennutzerinnen und dafür verantwortlich, Wasser zu sammeln und zu lagern, Brennstoff-, Nahrungs- und Futterquellen zu sichern und Land zu bewirtschaften – sei es Wald, Feuchtgebiete oder landwirtschaftliche Flächen. Dennoch spiegelt sich ihre Bedeutung nur gering in Sichtbarkeit und Berechtigungen wider: Häufig sind Männer die Land- und Ressourcenbesitzer und Entscheidungsträger in administrativen und gemeinschaftlichen Organisationsstrukturen. Kulturelle Gegebenheiten machen es oft schwierig, diese Muster aufzubrechen. Um besser zu verstehen, wie die Situation in unseren Projekten und Partnerländern ist, ist unsere Kollegin Svenja Schäfer gerade im WaldGewinn-Projekt in Guatemala unterwegs. In diesem Projekt arbeiten wir mit Familien in den Gemeinden in den Schutzgebieten Sierra del Lacandón, Sierra de las Minas und Bocas del Polochic, um nachhaltige, waldschonende Einkommensquellen zu fördern und die Familien zu unterstützen.

Hunger nach Wissen für Unabhängigkeit

Wie profitieren die Frauen von dem Projekt? Welche Probleme gibt es und wie können wir sie besser unterstützen? Auf Fragen wie diese versucht Svenja Schäfer eine Antwort zu finden und fährt dafür in die Projektgemeinden, um sich mit den Frauen zu unterhalten. Mit den sprachlichen und kulturellen Unterschieden gar nicht so einfach – viele der Frauen sprechen nämlich kein Spanisch, sondern ausschließlich Q’eqchí, und der Machismus ist weit verbreitet. Klar ist aber: Die Frauen freuen sich über den Besuch, dass jemand sich dem Thema widmet und dass sie ihre Sorgen offen teilen können. Besonders der Wunsch, mehr zu lernen, ist groß, denn viele von ihnen hatten nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen oder eine Ausbildung zu machen. Von den Schulungen, die im Rahmen des Projekts durchgeführt werden, profitieren sie daher am meisten. Nicht nur, weil sich durch verbesserte Ernteerträge und Verkaufsmöglichkeiten das Einkommen der Familien erhöht, sondern auch, weil sie mit mehr Wissen unabhängiger sind.

Vermeidung der „Gender-Blindheit“

Hier gibt es viel Potential, wie z.B. Workshops, die explizit auf die Interessensgebiete der am Projekt beteiligten Frauen ausgerichtet sind. Das können unter anderem Angebote zum Thema Wertschöpfung durch Weiterverarbeitung von Rohstoffen aus nachhaltigen Anbausystemen sein. Die so generierten Einnahmen würden den Frauen ein eigenes Einkommen verschaffen, was sie laut eigener Aussage gezielt in die Schulbildung ihrer Kinder investieren würden.

Die Studie zeigt: Gerade in kulturellen Systemen mit traditioneller Rollenverteilung ist es besonders wichtig, die Interessen aller mit einzubeziehen und den Nutzen unserer Schutzprojekte für alle zugänglich zu machen. Daher sind Frauen im WaldGewinn-Projekt explizit in unseren Projektaktivitäten mit eingebunden. Unser Gender-Workshop im Januar lehrte uns jedoch: In jedem noch so gut konzipierten Projekt gilt es, die Maßnahmen kontinuierlich auf die sogenannte Gender-Blindheit zu überprüfen, bei der unterschiedliche Rollen von Frauen und Männern nicht in die Planung des Projekts mit einbezogen und so bestehende Ungleichheit in Geschlechterverhältnissen nicht verändert werden. Die Einblicke unserer Kollegin Svenja Schäfer sind daher von großer Bedeutung, um dem Thema Gender in unseren Projektaktivitäten noch mehr Sichtbarkeit zu geben und eine Grundlage zu schaffen, um die Wirkung unserer Arbeit auch in Bezug auf Gender-Fragen systematisch zu evaluieren.

 

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