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Der Abbau mineralischer Bodenschätze hat oft folgenschwere Auswirkungen wie die Abholzung von Wäldern und die Verschmutzung von Luft, Böden und Flüssen. Das beeinträchtigt nicht nur Flora und Fauna, sondern auch die Menschen, die vor Ort leben. Erfahren Sie mehr zu den Hintergründen des Bodenschätze-Abbaus im Regenwald.

Der Tagebau wird als massivste Form der umweltzerstörerischen Bergbaumethoden bezeichnet. Dabei fallen enorme Mengen an Abfall-Gestein an. Häufig genug wird auch die Infrastruktur vergessen, die mit dem Abbau von Bodenschätzen einhergeht. Straßen sorgen für den Abtransport und Siedlungen für Minenarbeiter. Zudem gibt es auch Methoden, bei denen giftige Substanzen und Schwermetalle zum Einsatz kommen. Chemikalien wie Blei, Cyanid und Quecksilber werden dabei in Luft und Wasser getragen. Häufig entstehen große Mengen belastetes Wasser oder Schlamm, der in großen Becken gesammelt werden muss. Immer wieder kommt es dabei zu Dammbrüchen und Lecks. Der Abbau von Bodenschätzen kann aber auch schwerwiegende soziale Folgen haben: soziale Strukturen vor Ort werden verändert oder sie werden als Mitfinanzierung von Kriegen genutzt.

 

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Bodenschätze bewahren — mit diesen 5 Tipps

Drei Fakten zu Bodenschätzen im Regenwald

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1.

Bei der Gewinnung von einer Tonne Kupfer müssen bis zu 200 Tonnen Erde bewegt werden

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2.

Studien zeigten, dass die entwaldete Fläche rund um eine Mine 12 Mal größer war als die Entwaldung, die nur durch die unmittelbaren Abbauaktivitäten entstanden ist.

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3.

Schätzungsweise ein Drittel des Weltverbrauchs an Quecksilber wird für illegale Goldschürferstellen an Flüssen im Amazonas genutzt

Verschwindet Tropenwald durch den Bodenschätzeabbau?

Mineralische Rohstoffe kommen zwar nicht ausschließlich, aber doch auch in tropischen Regenwaldgebieten vor, darunter Bauxit, Eisen, Zinn, Nickel, Kupfer, Tantal, Gold und Diamanten. Im Tagebau wird zu deren Abbau großflächig der Boden abgetragen und somit auch darauf vorhandene Waldflächen zerstört.

Aufgrund der wachsenden weltweiten Nachfrage nach mineralischen Bodenschätzen, werden auch die Vorkommen weiter ausgebeutet, die in abgelegenen Waldregionen liegen, was zu Walddegradierung und Entwaldung unterschiedlich großer Flächen führen kann. Bergbauaktivitäten spielen in Bezug auf Entwaldung in Afrika und Asien eine größere Rolle als in Lateinamerika.

Da die Nachfrage vor allem in Europa, Australien und den USA weiterhin steigt, wird sich auch der Druck weiter erhöhen und die Ausbeutung voranschreiten. Insgesamt werden Bergbauaktivitäten für sieben Prozent der Entwaldung in allen tropischen Wäldern verantwortlich gemacht. Im brasilianischen Amazonas sind es neun Prozent. Damit ist der Anteil den Bergbauaktivitäten an der Entwaldung haben, geringer als beispielsweise die Landwirtschaft in diesen Regionen, dennoch ist er nicht zu unterschätzen. In Guayana ist der Bergbau beispielsweise der hauptsächliche Entwaldungstreiber. Dort hat sich die Entwaldung aufgrund von Goldschürfung zwischen 2001 und 2008 verdreifacht. In der peruanischen Region Madre de Dios hat sich die Entwaldung aufgrund von illegaler Goldschürfung versechsfacht - von 292 Hektar pro Jahr zwischen 2003 und 2006 auf 1915 Hektar pro Jahr zwischen 2006 und 2009.

Neben der Entwaldung, die vor allem im Tagebau durch die direkten Abbauaktivitäten verursacht wird, findet ein unterschätzter Teil der Entwaldung durch Infrastruktur (der Bau von Straßen und Siedlungen) rund um die Minen statt. Wald wird abgeholzt, um den Zugang zum Abbaugebiet überhaupt zu erschließen, um Infrastruktur um die Abbaustelle herum anzulegen, um Wohnmöglichkeiten, Ackerfläche und Brennholz für die Arbeiter zu schaffen und Straßen oder Schienen zu bauen, um Menschen hin und her und die Rohstoffe letztlich abzutransportieren. Auch Weiterverarbeitungsindustrie siedelt sich in der näheren Umgebung an. Dadurch wird ein weiteres Eindringen des Menschen in neue, bisher unerschlossene Waldgebiete ermöglicht.

Was ist taubes Gestein oder Abraum?

Der Tagebau ist die massivste Form der umweltzerstörerischen Bergbaumethoden. Taubes Gestein ist das Erdreich, das bei der Gewinnung und Schaffung des Zugangs zu mineralischen Vorkommen bewegt und nach Entnahme der Rohstoffe nicht weiter genutzt wird. Die Mengen von taubem Gestein variieren stark zwischen den verschiedenen Erzen und Metallen. So entsteht bei der Gewinnung einer Tonne reinen Eisens circa eine Tonne taubes Gestein. Beim Tageabbau von Gold, das sowohl in Flussbetten als auch im Uferbereich vorkommt, werden ganze Ufergebiete gesprengt und ausgeräumt. So kommt es hier zu aufgewirbelten Erdpartikeln im Wasser und viel Schlammbildung – das Ökosystem wird viele Kilometer flussabwärts zerstört. Aufgrund der hohen Nachfrage nach diesen Rohstoffen, erschöpfen die ersten Lagerstätten bereits. Neue, weniger ertragreiche Lagerstätten werden erschlossen, um den Bedarf zu decken, was eine weitere Bewegung von Gestein und die Verschmutzung der Natur mit sich bringen.

Giftige Substanzen beim Abbau von Bodenschätzen

Bei unterschiedlichen Methoden zur Gewinnung der Mineralien und Metalle kommen verschiedene, auch giftige Substanzen, Schwermetalle und Chemikalien wie Blei, Cyanid und Quecksilber zum Einsatz, die in Luft, Wasser und Boden eingetragen werden.

Wie kommen diese ganzen Stoffe dann in den Boden und die Gewässer? Bei der Verarbeitung entstehen giftige Quecksilbergase und das Quecksilber gelangt ebenfalls in Grund- und Flusswasser und lagert sich so über die Nahrungskette in Pflanzen, Tieren und letztlich dem Menschen ab. Zudem entstehen – nicht nur beim Goldabbau – große Mengen belastetes Wasser oder Schlamm, der in großen Becken gesammelt werden muss. Es kommt immer wieder zu Lecks oder gar Dammbrüchen dieser Becken und das giftige Wasser bzw. der Schlamm fließt in die Umwelt.

Beispiel Brasilien: 2015 zerbarst ein Damm eines Rückhaltebeckens einer Eisenerzmine in Brasilien. Millionen Kubikmeter Bergbauschlamm verunreinigten auf fast 600 Kilometern den Flusslauf des Rio Doce mit Schlamm, in dem unter anderem Blei, Quecksilber und Arsen in zu hoher Konzentration nachgewiesen wurde. Seither gelten der Fluss und seine Uferzonen als tot! Das Wasser darf nun weder getrunken noch für die Bewässerung von Feldern genutzt werden und die Lebensgrundlage, die der Fluss für indigene Gemeinden, die an seinem Ufer lebten, darstellte, ist bis auf weiteres zerstört. Wie lange es dauert bis der Fluss und sein Mündungsgebiet im Meer sich erholen, und die Fisch- und Meeresschildkröten-Populationen sich regeneriert haben, ist unklar. Es wird von mindestens fünf Jahren bis zu mehreren Jahrzehnten gesprochen.

Ein anderes Beispiel ist der kleinteilige, handwerkliche Coltanabbau in Zentralafrika. Er führt aufgrund seiner spezifischen Struktur vieler kleiner Grabungen in der Nähe von Flüssen ebenfalls zu einer starken Verunreinigung der Flüsse, noch verschlimmert durch Bodenerosion und Erdrutsche der brachliegenden Flächen.

Illegale Abbau-Aktivitäten nehmen in den letzten Jahrzehnten zu. Aus umweltspezifischem Blickwinkel ist dies besonders gravierend, wenn die folgenschweren Umweltverschmutzungen durch Giftstoffe aufgrund der Illegalität der Bergbau-Aktivitäten unbemerkt bleiben und die Gesundheit der Bewohner noch weit über die unmittelbare Umgebung hinaus gefährdet wird. Ein Beispiel hierfür sind die illegalen Goldschürfaktivitäten in der peruanischen Region Madre de Dios und Cusco, wo mindestens 150.000 Hektar fruchtbarer landwirtschaftlicher Boden verseucht wurden.

Ein konkretes Beispiel zum Abbau von Kupfer:

Die Grasberg Mine in Indonesien liegt auf 4.000 Metern Höhe und ist für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden verantwortlich. Die Ländereien wurden der lokalen Bevölkerung ohne Entschädigung genommen, während das Unternehmen jährliche Umsätze von über fünf Milliarden Euro erwirtschaftet. Beim Abbau in der Mine bleibt der größte Teil der Erze nach der Erstverarbeitung als Abfall zurück und wird in die Flüsse geleitet. Das gesamte Flusssystem unterhalb der Mine inklusive des Regenwaldes wird massiv geschädigt. Die Schwermetalle bedeuten oftmals das Ende von Fischfang und Landwirtschaft für die einheimische Bevölkerung. Zusätzlich wird das ausgehobene Geröll aus den Minen auf Steinhalden in den Tälern rund um die Mine befördert. Täglich sind das zwischen 360 bis 510 Tausend Tonnen! Das Gestein enthält Schwefel, der durch Wasser- und Sauerstoffkontakt Schwefelsäure bildet. Die ebenfalls im Gestein enthaltenen Schwermetalle lösen sich durch die Schwefelsäure heraus. Der giftige Cocktail gelangt in Grund- und Oberflächenwasser und stellt eine große Bedrohung für die Tier- und Pflanzenarten sowie die einheimische Bevölkerung dar.

Soziale Folgen und Probleme für die Menschen vor Ort

Die Zerstörung und Verschmutzung, aber auch der hohe Verbrauch von Energie, Wasser und Fläche für den Abbau von Metall(erz)en, führt zu Ressourcenkonflikten zwischen lokalen Gemeinden und den Bergbaufirmen. Sehr gefährliche Arbeitsbedingungen herrschen vor allem in den kleinen, handwerklichen Minen. Beispielsweise in der DR Kongo: Hier werden Kupfer und Kobalt unter grober Missachtung von Menschenrechten und grundlegenden Arbeits(schutz)rechten geschürft. Kinderarbeit ist weit verbreitet, gearbeitet wird barfuß und ohne Schutzkleidung in und an ungesicherten Erdlöchern, Tunneln und Abraumhalden. So kommt es zu Verletzungen und Unfällen, nicht selten werden Menschen in unzureichend gesicherten Stollen verschüttet oder sterben sogar. Beim Einsatz von Chemikalien und Schwermetallen sind die Arbeitskräfte diesen schutzlos ausgesetzt, was zu bleibenden Gesundheitsschäden durch Schwermetallvergiftungen führt.

Mit dem Einzug der Bergbauaktivitäten, verändern sich auch die sozialen Strukturen vor Ort: Mittelfristige soziale Folgen sind Alkohol- und Drogenprobleme in den Bergbauregionen, Vergewaltigungen und Prostitution sowie Schulabbrüche und eine Verschiebung der Berufswahl in der jungen Generation. Traditionelle Berufe oder (Subsistenz-)Landwirtschaft sind nicht mehr interessant für junge Menschen. Gerade junge Männer wittern in den Minen das große Geld, sodass auch Schulabbrüche in der Nähe von Minen sehr häufig sind.
In Zentralafrika kam es in und zwischen einigen ressourcenreichen Ländern in den vergangenen Jahrzehnten zu bewaffneten Konflikten und Kriegen. Wichtige Exportprodukte wie Tantalerze wurden von den Kriegsparteien aus Minen und Lagerhäusern geplündert, zum Teil außer Landes gebracht, von dort aus auf dem Weltmarkt angeboten und finanzierten so diese Kriege mit. Die hohe Korruption und schwache Regierungsführung stellen weitere Schwierigkeiten für die Länder dar, ihren Ressourcenreichtum für eine nachhaltige Entwicklung zu nutzen anstatt auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt.

Sind Regenwaldschutzgebiete in Gefahr?

Mineralische Bodenschätze kommen auch innerhalb von Schutzgebieten vor – in der DR Kongo überschneiden sich 629 Abbaugenehmigungen mit Schutzgebietsflächen - oder auf indigenem Territorium (im Amazonasgebiet beispielsweise befinden sich Minengebiete auf 19 Prozent der Fläche der indigenen Territorien). Sobald der Abbau dieser Rohstoffe zum Staatsinteresse erklärt wird, behält der Staat sich in den meisten Ländern das Recht vor, diese Bodenschätze auszubeuten bzw. die Konzession dazu an nationale oder internationale Firmen zu vergeben - egal ob dort geschützter Regenwald steht oder nicht.

Ein Fallbeispiel: Das indigene Volk der Yanomamí in Brasilien lieferte in den 1980er Jahren eines der schlimmsten Beispiele und zeigte, welche Folges es hat, wenn (illegale) Bergbauaktivitäten in den Lebensraum eines indigenen Volkes eindringen. Hier führte das Eindringen von einigen Tausend Goldsuchern in das Indigenen-Gebiet zur Zerstörung ihrer Dörfer und zum Tod von 20 Prozent der Yanomamí. Innerhalb von nur sieben Jahren wurden sie entweder in gewalttätigen Konflikten getötet oder starben durch eingeschleppte Krankheiten wie Malaria, Masern und Grippe, gegen die sie, aufgrund ihres bisher isolierten Lebensraumes, keine Abwehrkräfte hatten.

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OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
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Fotonachweis: OroVerde/E.Mannigel (Kupfermine Guatemala), K. Wothe (Indri), via Wikimedia Commons, By Christian Schröder [CC BY 3.0 (creativecommons.org/licenses/by/3.0)] (Nickel), OroVerde (Handykondensatoren), via Wikimedia Commons, By Monusco [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)] (Coltan-Mine im Kongo), via Wikimedia Commons, By Laura Lartigue (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons (Arbeiter in Diamant-Mine), OroVerde/T.Klimpel (Regenwald in der Dominikanischen Republik);

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